Schwabinger Kinder- und Jugendpsychosomatik erweitert

Schwabing · "Der Bedarf ist groß"

Bürgermeisterin Verena Dietl (rechts) im Gespräch mit Oberärztin Astrid Holch, Leiterin der neuen Station für Traumafolgestörungen. Foto: München Klinik

Bürgermeisterin Verena Dietl (rechts) im Gespräch mit Oberärztin Astrid Holch, Leiterin der neuen Station für Traumafolgestörungen. Foto: München Klinik

Schwabing · „Der Bedarf ist groß – und hat sich durch die Pandemie nochmals verstärkt. Das Therapieangebot in der Kinder- und Jugendpsychosomatik ist, wie in vielen Bereichen der Kindermedizin, dagegen zu klein. In Oberbayern warten Kinder und Jugendliche mit Essstörung bis zu sechs Monate auf einen stationären Psychotherapieplatz, insbesondere, wenn sie jünger als 15 Jahre sind.

"Mit unseren neuen Stationen schaffen wir ein Angebot speziell in Bereichen und Altersgruppen, in denen die Lücken im Umkreis besonders groß waren“, sagt Sigrid Aberl, Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik der München Klinik Schwabing, anlässlich der Eröffnung zweier neuer Stationen für „Pre-teens“ (9-13 Jahre) und Kinder und Jugendliche mit Traumafolgestörungen in der Schwabinger Kinder- und Jugendpsychosomatik.

Maßgeblich unterstützt und vorangebracht wurde die Erweiterung des Versorgungsangebots durch die Landeshauptstadt München. Bei einem Rundgang am vergangenen Mittwoch machte sich Bürgermeisterin Verena Dietl gemeinsam mit Klinikleiter Dr. Tim Guderjahn vor Ort ein Bild von den neuen Räumlichkeiten und tauschte sich mit den ärztlichen und pflegerischen Kolleg*innen der Kinder- und Jugendpsychosomatik intensiv zur aktuellen Situation sowie zu wichtigen politischen Zukunftsthemen und Forderungen auch an die Bundes- und Landespolitik aus, wie die notwendige bessere Finanzierung von Eltern-Kind-Stationen. „Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen ist für mich ein Herzensthema und elementarer Bestandteil der kommunalen Daseinsvorsorge. Das Angebot muss dringend auf breitere Füße gestellt werden. Die Erweiterung der Schwabinger Kinder- und Jugendpsychosomatik ist ein sichtbares Signal, dass wir hier als Stadt auf dem richtigen Weg sind“ so 3. Bürgermeisterin Verena Dietl beim Rundgang.

Neue Stationen ergänzen bestehende Angebote

Insgesamt wurde das kinder- und jugendpsychosomatische Angebot in Schwabing um 15 Betten auf nun 44 Betten erweitert. Zusätzlich umfasst der Fachbereich noch sechs Eltern-Betten sowie zehn Plätze in der psychosomatischen Tagesklinik. Die Zahl der Vollzeitstellen in der Pflege soll im Rahmen der Erweiterung nahezu verdoppelt werden, und das Haus 8 wurde eigens baulich angepasst und modernisiert. Konkret wurde ein spezialisiertes Angebot für „Pre-teens“, also für Kinder und angehende Jugendliche im Alter von neun bis 13 Jahren, geschaffen, das die bestehenden Angebote für jüngere und ältere Altersgruppen in Schwabing sinnvoll ergänzt. „Das ist eine sehr sensible Phase in der Entwicklung der Kinder auf dem Weg in die Pubertät, die mit Problemen in verschiedenen Lebensbereichen einhergehen kann, zumal wenn durch die Pandemie der Übergang vom geschützten Grundschulbereich in die weiterführenden Schulen so belastet wurde. Wir behandeln Kinder in dieser Altersgruppe z.B. mit (Schul-)Ängsten, Essstörungen oder Depressionen.

Das Angebot verschiedener gruppentherapeutischer Angebote mit Gleichaltrigen erleichtert es den Patient*innen, sich zu öffnen und einen neuen Weg zu finden,“ erzählt Dr. Petra Sobanski, Leitende Oberärztin der Schwabinger Kinder- und Jugendpsychosomatik und Leiterin der neuen „Pre-teens“-Station. Auch für Kinder und Jugendliche mit traumatischen Erfahrungen wurde ein neues stationäres Angebot etabliert, das Oberärztin Astrid Holch leitet. „Traumafolgestörungen führen häufig zu erheblichen Einschränkungen in der Alltagsbewältigung und starken emotionalen Reaktionen.

Diese Patientinnen und Patienten profitieren von einem geschützten Rahmen und spezifischen Psychotherapieverfahren – so können sie schlimme Erlebnisse verarbeiten und wichtige Entwicklungsschritte nachholen. Wir halten hier in Schwabing nun eine der wenigen, eigens auf dieses Krankheitsbild spezialisierten Stationen im Umkreis vor“, so Holch.

Spektrum wird durch spendenfinanzierte Angebote ergänzt

In Schwabing werden psychosomatische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen mit einem integrativen Behandlungskonzept versorgt. Der Schwerpunkt liegt auf psychotherapeutischen Therapien. Seelische Nöte, mangelnde Selbstakzeptanz, Beziehungskonflikte oder familiäre Probleme finden hier Aufmerksamkeit und es werden spezifische Therapien eingesetzt, um den belasteten Kindern und Jugendlichen – sowie deren Familien – zu helfen. Unter anderem Essstörungen, Fütterungsstörungen, Depressionen, Ängste und Zwänge, aber auch Traumafolgestörungen und chronische somatische Erkrankungen, die häufig mit Schulabsentismus, sozialem Rückzug und zwischenmenschlichen Sorgen und Konflikten einhergehen, werden in Schwabing spezialisiert behandelt. Das multiprofessionelle Team bietet neben der klassischen Psychotherapie auch viele ergänzende Therapieverfahren an, z.B. Kunst- und Musiktherapie, Tanz- und Bewegungstherapien oder Erlebnispädagogik, wo auch gerne mal an der hauseigenen Kletterwand die Angst überwunden wird. Um Angebote schaffen zu können, die über die „Standards“ hinausgehen, sammelt die München Klinik als gemeinnütziges Unternehmen Spenden. So konnte jüngst mit Unterstützung der Stiftung Kinderklinik Schwabing ein neuer Spielplatz vor Haus 8 eingeweiht sowie durch eine Spende der Prince Charles d'Arenberg Stiftung eine neue Volksharfe für die Musiktherapie angeschafft werden.

Wir berichteten…
Neuer Spielplatz an der Kinderklinik Schwabing eröffnet
Artikel vom 23.06.2022: Realisiert durch Spenden

Musiktherapeutin Anke Voigt hatte das Spendenprojekt selbst angeregt und freut sich sehr, dass die Anschaffung des Instruments durch Spenden nun tatsächlich ermöglicht werden konnte: „Die Harfe ist ein schwingungsreiches und körpernahes Instrument und erreicht in ihrer Wirkung sofort tiefe emotionale Ebenen. Deswegen ist sie als Therapieinstrument besonders gut geeignet für Essstörungspatient*innen und psychosomatische Patient*innen. Der allergrößte Wirkfaktor ist die Vibration – durch das eigene Spiel selbst erzeugt – die sich auf den Körper überträgt und Entspannung, aber auch emotionale Öffnung erreichen kann.“

Mehr zu den Spendenprojekten der München Klinik unter www.muenchen-klinik.de/spende

Artikel vom 31.10.2022
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