Alles auf einmal

Großer Projektestau in der Gemeinde Ottenhofen

Millionenschwere Projekte in Ottenhofen, und alle auf einmal: Baugebietserschließung ist nur eins davon. Foto: kw

Millionenschwere Projekte in Ottenhofen, und alle auf einmal: Baugebietserschließung ist nur eins davon. Foto: kw

Ottenhofen · Wenn alles, wirklich alles, zusammenkommt, ist Stress angesagt, bei Bürgermeisterin Nicole Schley, Verwaltung, und einem Gemeinderat, der schon zusammenzuckt, wenn eben diese Bürgermeisterin mal wieder das Wort „Sondersitzung“ in den Mund nimmt.

Die Gemeinde muss gleichzeitig die Wasserversorgung auf eine neue Grundlage stellen und ein neues Wasserhaus bauen, das Feuerwehr-Gerätehaus erweitern und auf den neuesten Stand bringen, ein Kinderhaus komplett neu errichten, eine marode Brücke durch eine parallel zu den Bahngleisen verlaufende Straße ersetzen, den Ortsteil Unterschwillach vor Hochwasser schützen, ein Mehrfamilienhaus bauen, ein Baugebiet erschließen, zwei hochkomplexe Bauleitverfahren endlich zu Ende bringen, und noch einige kleinere Sachen auf die Reihe kriegen. Da kommen alle schnell mal an die Grenzen, zumal die Bauverwaltung in der VG Neuching, zu der Ottenhofen gehört, auch noch den Neubau einer Turnhalle und eines weiteren Kinderhauses begleiten muss.

Das ist so nicht geplant gewesen, und die Gemeinde Ottenhofen hat das auch nicht zu vertreten, dass es sich jetzt dermaßen häuft. Die Gründe für diese Häufung sind unterschiedlich, haben teilweise mit der Corona-Pandemie zu tun, aber auch damit, dass ein Planer das Handtuch geworfen hat und darum die Gemeinde hier erst mal Stillstand hatte. Ein anderer Planer war eine Zeit lang krank, was weitere Verzögerungen gebracht hat. Was die Wasserversorgung angeht ist die Gemeinde seit Jahren an dem Thema dran, und dann kam die Kommunalwahl mit einer gewissen Fluktuation, mit der Folge, dass neue Gremiumsmitglieder sich erst mal in die hochkomplexe Thematik einarbeiten mussten. Darüber hinaus gibt es übergeordnete Behörden, die noch das eine oder andere fordern und wissen wollen, bis hin zu artenschutzrechtlichen Untersuchungen, die einfach Zeit in Anspruch nehmen und von der Gemeinde praktisch nicht zu steuern sind. Auf diese Weise ist diese Massierung von Projekten im Jahr 2022 zusammengekommen und muss jetzt irgendwie bewältigt werden. Die Gemeinde hat also auch ein Stück weit Pech gehabt. Kein vernünftiger Bürgermeister und kein Gemeinderat plant Investitionen im Millionenbereich so.

Absehbar war das schon 2021, als die Gemeinde ihre Planungen durchging. Aber da waren die Projekte schon nicht mehr zu stoppen oder zu verschieben. Alle wussten, dass man da jetzt durch musste. Das schlägt natürlich auf den Haushalt der Gemeinde voll durch: Der Vermögenshaushalt ist regelrecht explodiert von 1,690 auf 5,718 Millionen Euro, und das ist noch nicht einmal alles: Die Erschließung des Neubaugebietes wird außerhalb des Haushaltes über einen Erschließungsträger finanziert. Entlastung kommt, wenn auch unfreiwillig, gewissermaßen „von oben“: Mit dem Bau der Ersatzstraße neben der Bahn kann sich die Gemeinde wohl doch überraschend noch etwas Zeit lassen. Nach der Etat-Aufstellung kam heraus, dass es dem Bund und vor allem der Bahn in Teilen nicht besser geht, was den Zeitbedarf übergeordneter Behörden angeht: Es wird jetzt davon ausgegangen, dass sich der Ausbau der Bahnlinie nach Mühldorf um Jahre verzögert. kw

Artikel vom 01.04.2022
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