Bilanzverlust geht mit sportlicher Abwärtsrally einher

SpVgg Unterhaching steht vor »Betriebsunfall«

In Sorge: Unterhachings Maskottchen Tiger »Fonsi«. Foto: Manfred Forster

In Sorge: Unterhachings Maskottchen Tiger »Fonsi«. Foto: Manfred Forster

München-Giesing-Unterhaching · Die SpVgg Unterhaching steckt knietief im Abstiegskampf der Dritten Liga. Zehn Spiele haben die Vorstädter vor der Brust, um das drohende Unheil noch abzuwenden. Gelingt das Vorhaben entgegen aller Wahrscheinlichkeit, könnte die Spielvereinigung Sportgeschichte schreiben. Noch nie während des dreizehnjährigen Bestehens der Dritten Liga ist ein Klub, der nach 28 Spieltagen 18 Niederlagen auf dem Konto hatte, am Saisonende nicht abgestiegen.

Vergangene Woche hatte Manfred Schwabl, Vereinspräsident und Geschäftsführer der Spielvereinigung Unterhaching Fußball GmbH & Co. KGaA in Personalunion, bei einer virtuellen Hauptversammlung seinen Aktionären den Jahresabschluss und den Lagebericht der Gesellschaft für das Geschäftsjahr 2019/2020 präsentiert. Die Zahlen, um es vorwegzunehmen, sind wenig ermutigend. Dennoch sieht der Klubboss Licht am Horizont.

Im zwölfmonatigen Wirtschaftszeitraum bis zum 30. Juni 2020, verzeichnen die Unterhachinger einen Verlust in Höhe von 6,68 Millionen Euro. Durch die Auflösung von Kapitalrücklagen konnte die Summe auf 5,802 Millionen gedrückt werden. Knapp 1,9 Millionen davon gelten als nicht durch Eigenkapital gedeckt. Schwabl machte in seinem Bericht die Corona-Pandemie dafür verantwortlich. Zum Zeitpunkt ihres weltweiten Ausbruchs hatte man mit der Mannschaft sportlich aussichtsreich auf Platz drei in der Tabelle gestanden. Der Kurs der Unterhaching-Aktie lag zu diesem Zeitpunkt bei 8,35 Euro. Es sei der Plan gewesen, durch neue Aktienverkäufe frisches Geld im Gesamtwert von 4,7 Millionen Euro in die Kasse zu spülen. Auf einer bereits vorbereiteten »Roadshow durch Deutschland« hätte man bei Anlegern für das Papier werben wollen. Doch die Kapitalerhöhung fiel ins Wasser. Das ambitionierte Vorhaben wurde nach dem Lockdown gestoppt.

Seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs dürfen keine Zuschauer mehr in die Stadien kommen. Den finanziellen Ausfall aus entgangenen Eintrittsgeldern beziffert die Spielvereinigung auf rund 32.000 Euro pro Heimspiel. Hinzu kämen, berichtete Schwabl, die fehlenden Einnahmen aus dem Betrieb der Gastronomie rund um das Stadion. Seit dem 1. Juli 2019 wird die Unterhaching-Aktie an der Börse München gehandelt. Nach dem Ausgabepreis von 8,10 Euro, schoss das Papier auf einen kurzzeitigen Höchststand von 15 Euro – mittlerweile liegt es nur noch bei etwa vier Euro. Die Wertentwicklung »spiegelt natürlich die sportliche Performance zuletzt wider«, sagte Schwabl.

Ein Abstieg in die Regionalliga Bayern würde keine Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft nach sich ziehen. Für diesen Fall habe man einen Plan B in der Tasche. Viele Spieler im Kader hätten Verträge, die auch eine Liga tiefer gültig seien. Dort erhalte man zwar keine Fernsehgelder, dafür würden die Kosten für den Spielbetrieb deutlich geringer ausfallen. Sollte der »Betriebsunfall« (Schwabl) tatsächlich eintreten, sei der sofortige Wiederaufstieg das Ziel. Weil in der Saison 2021/2022 turnusgemäß dem Meister der Regionalliga Bayern das direkte Aufstiegsrecht in die Dritte Liga zufällt, stünden die sportlichen Chancen dafür recht gut, versicherte Schwabl den Aktionären.

Die ökonomischen Verwerfungen in der Corona-Pandemie hätten zu einer langfristigen Strategieänderung bei der Spielvereinigung geführt. Für die Zukunft wolle man stärker auf günstigere Athleten aus dem eigenen Nachwuchs setzen, auch wenn dadurch das ursprünglich mit dem Börsengang verbundene Vorhaben, möglichst schnell in die Zweite Liga aufzusteigen, um einige Jahre verschoben werden müsse. Bei vielen Wettbewerbern würden die wirtschaftlichen Nachwirkungen der Corona-Pandemie erst in ein, zwei Jahren vollends sichtbar, ist Schwabl überzeugt. Bis dahin wollen sich die Vorstädter finanziell bereits erholt haben.

Der Ankauf des sanierungsbedürftigen Stadions von der Gemeinde Unterhaching für rund 3,3 Millionen Euro durch die Tochtergesellschaft Haching Sportpark GmbH, würde sich durch die geplante Entwicklung lukrativer Gewerbemietflächen auf dem Areal noch als »Sechser im Lotto« erweisen, versprach Schwabl. Schon für den kommenden Berichtszeitraum erwarte man deutlich bessere Zahlen. Die Aktionäre zeigten sich überzeugt, bestätigten den Jahresabschluss und erteilten der persönlich haftenden Gesellschafterin mit einer Mehrheit von 99 Prozent die Entlastung. In einer Ad-hoc-Mitteilung vom 5. März diesen Jahres gab der Klub bekannt, ein nicht näher benannter Investor habe 10.000 neue Aktien erworben. Der Nettoerlös von rund 95.000 Euro soll die Eigenkapitalbasis der Spielvereinigung Unterhaching Fußball GmbH & Co. KGaA stärken.

(as)

Artikel vom 15.03.2021
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