Feine halbe Sache

Schliersee · Der »Pfiff« hat vollen Geschmack

Eingemauerte Sudpfanne und Läuterbottich.	Foto: Markus Wasmeier

Eingemauerte Sudpfanne und Läuterbottich. Foto: Markus Wasmeier

München/Schliersee · Eigentlich mag ich keine halben Sachen. Egal ob früher als Sportler oder später als Stuntman in den Filmen von Willy Bogner, immer war meine Devise ganz oder gar nicht. Aber eine Sache gibt es, da ist mir auch die Hälfte recht sympathisch, nämlich beim Bier.

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Jetzt können Sie natürlich sagen, das Bier ist ja eh schon ein »Halbe«, weil nur die Maß wäre ein ganzes Bier! Aber es gibt eben auch noch eine halbe Halbe, den Pfiff. Der Pfiff geht aber auch als halbe Maß, so gesehen haben Sie schon recht.

Generell war die Bezeichnung Pfiff früher ein stehender Begriff, für die Hälfte des kleinsten regulären Ausschankgefäßes. In manchen Gegenden sagt man auch »Schnitt«, in München hört man das zum Beispiel häufiger und angeblich auch in Franken. Zum Einsatz kommt der Pfiff meist bei der letzten Runde. Eigentlich wäre es Zeit zum Aufbrechen aber irgendwie zieht es einen noch nicht richtig heim oder es dauert noch ein bisschen, bis der Zug fährt, dann ist es Zeit für einen Pfiff. Für den Pfiff hält der Schankkellner das Bierglas so unter den Hahn, dass das Bier beim zapfen ordentlich schäumt und füllt es bis zum Rand.

Fällt er Schaum dann zusammen ist das Glas knapp halb voll, die richtige Menge für einen Pfiff. Und das Schöne daran, auch wenn weniger im Glas ist, so ist es doch der volle Geschmack. Manch schwören sogar auf den Pfiff, weil dann das Bier immer frisch ist. Frisch gebraut ist auch unser Museumsbier, und schmecken tut es natürlich auch als Pfiff. Wir haben in der besucherfreien Zeit alles vorbereitet und ausreichend Bier hergestellt, für die Biergartensaison. Und wie ich lernen durfte heißt es ja, immer zwei Armlängen Abstand, sodass man zumindest vor dem ersten Schluck noch sicher anstoßen kann.

Haben Sie unser Museumsbier schon einmal probiert? Wenn nicht sollten Sie das unbedingt nachholen. Unser Bier im Freilichtmuseum wird in der historischen Schöpfbrauerei gebraut, das heißt die Sudpfanne wird mit offenem Feuer beheizt und die Temperatur muss mit viel Gefühl und Erfahrung durch mehr oder weniger Feuer gehalten werden. Auch die restlichen Arbeitsschritte verlangen viel Handarbeit. Mit großen Holzharfen wird die Maische gerührt, was auf die Dauer ganz schön in die Arme geht.

Der Pfiff war das Maß für die Hälfte der kleinsten regulären Menge

Wenn Sie bei Ihrem Besuch im altbayrischen Dorf die Brauerei erkunden, wissen Sie sofort, was die Holzharfen sind, die Form ist eindeutig. Daneben sehen Sie Schöpfkellen, ebenfalls aus Holz, mit denen das Bier dann von der Sudpfanne in den Läuterbottich und anschließend wieder zurück geschöpft werden muss. Es steckt viel Arbeit im Bier, aber der Aufwand lohnt sich, wie Sie sicher feststellen werden, wenn Sie einen Schluck probieren.

Und wenn Sie uns kommende Woche besuchen und diese Seite hier aus dem Wochenanzeiger austrennen und mitbringen, dann erhalten Sie von uns einen Probierpfiff gratis. Frisch auf den Geschmack gekommen, lädt Sie dann der Biergarten ein, bei einer Halben Museumsbier, oder natürlich auch bei einem Pfiff, das Geschmackserlebnis inmitten der Schlierseer Berge zu vertiefen.

Falls Sie beim Pfiff vor dem Nachhauseweg wehmütig werden, keine Sorge! In unserem Museumsladen können Sie das frisch abgefüllte Museumsbier auch flaschenweise mit nach Hause nehmen und die Zeit bis zum nächsten Abstecher ins altbayrische Dorf überbrücken.

Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 23.05.2020
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