2. Posiumsdiskussion zum Münchner NS-Doku-Zentrum: Einigkeit in Grundfragen

Schönen Schein brechen

Wer, was, wann, wie, wo? Die 2. Podiumsrunde zum »NS-Doku-Zentrum« sollte Grundfragen »klären«.	
	Text + Foto: rme

Wer, was, wann, wie, wo? Die 2. Podiumsrunde zum »NS-Doku-Zentrum« sollte Grundfragen »klären«. Text + Foto: rme

Maxvorstadt · Die klassischen »W-Fragen« waren schnell beantwortet in der Podiumsdiskussion zum geplanten NS-Dokumentationszentrum am vergangenen Montag: Was soll entstehen?

Ein Doku-Zentrum, das nüchtern-rational über die Münchner NS-Vergangenheit aufklärt, ohne schaurig-«schöne« Horror-Inszenierungen und museale Nostalgie. Wer soll der Träger sein? – Am besten eine Stiftung, in der nicht nur die Stadtverwaltung und der Freistaat, sondern auch Historiker, Architekten und engagierte Bürger vertreten sind.

Wo soll das Zentrum entstehen? – Auf jeden Fall in der näheren Umgebung des Königsplatzes, wo sich einst das NS-Macht- und Kult-Zentrum befand. Wie soll das Projekt vorangetrieben werden? – Durch eine unabhängige Experten-Kommission, die ein inhaltliches Konzept erstellt, und durch die Münchnerinnen und Münchner, die organisiert in »AGs« den öffentlichen Druck auf Stadt und Freistaat aufrecht erhalten. Und schließlich: Bis wann soll das Doku-Zentrum fertig sein? – So schnell wie irgend möglich, spätestens bis zur Fußball-WM 2006.

Schönste Einigkeit also unter den Diskussionsteilnehmern – auf dem Podium wie auch auf den »Rängen« des LMU-Hörsaals 101. Aber wie so oft könnte der Schein auch hier trügen. Denn innerhalb des durch die »W-Antworten« fest abgesteckten Rahmens tat sich doch ein breites Spektrum von unterschiedlichen Meinungen auf. – Zum Beispiel in puncto Standort: Deutliche Tendenz des Publikums zu einem historisch exponierten »Originalschauplatz«.

So wurden immer wieder die Gebäude des Zentralinstituts für Kunstgeschichte, der Staatlichen Graphischen Sammlung und der Musikhochschule ins Gespräch gebracht. Doch wie Podiumsgast Iris Lauterbach vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte unmissverständlich klarstellte, kommt keines dieser Bauwerke für die Doku-Stelle in Betracht. Das Areal des ehemaligen »Braunen Hauses« an der Brienner Straße wurde nicht nur vom Publikum, sondern auch von den Podiumsgästen als »optimaler« Standort eingeschätzt.

Allerdings, so erklärten Hans Günter Hockerts, Professor für Neueste Geschichte an der LMU, und Klaus Bäumler, der Chef des BA Maxvorstadt, übereinstimmend: »Ein Neubau dauert zu lange und ist zu aufwändig.« Alt-OB Hans-Jochen Vogel hielt jedoch dagegen: »Ich würde einen solchen Neubau nicht von vornherein ausschließen. – Es kommt ganz auf das inhaltliche Konzept an.«

Dieses soll vor allem den Aufstieg der NSDAP seit 1919 und den Umgang mit der Münchner NS-Vergangenheit nach 1945 berücksichtigen. Und, so ergänzte Hans Günther Hockerts: »Es muss den »schönen Schein« der NS-Architektur, wie sie sich rund um den Königsplatz präsentiert, brechen.«

Artikel vom 25.04.2002
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