Miteinander statt Gegeneinander

München · Um die Verkehrsprobleme zu lösen, braucht es ganzheitliche Lösungen

Die Kandidaten v.l.n.r.: Christian Zöller, Bettina Obersojer, Alexander Reissl, Bernhard Hölbling, Sabine Nasko und Leo Agerer.	Foto: VA

Die Kandidaten v.l.n.r.: Christian Zöller, Bettina Obersojer, Alexander Reissl, Bernhard Hölbling, Sabine Nasko und Leo Agerer. Foto: VA

München · Manchmal kann der Blick auf Zahlen zum Verkehrsaufkommen in München durchaus erhellend sein. Gerade in Zeiten des Wahlkampfs, in denen die Grünen in München eine autofreie Stadt innerhalb des Mittleren Rings fordern, ist es notwendig, den Ist-Zustand zu beschreiben, um neue Mobilitätskonzepte formulieren zu können.

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Planung braucht Fakten

So sind aktuell in München ca. 720.000 PKWs (plus ca. 100.000 andere Fahrzeuge) zugelassen, 400.000 Menschen pendeln täglich in die Stadt, von den jährlich 19 Milliarden gefahrenen Personenkilometern fallen 57% auf das Auto, 38% auf den Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) und gerade einmal 5% auf das Fahrrad.

Faire Verkehrspolitik für alle

Für die CSU-Stadtratskandidaten sind diese Angaben des Bundesverkehrsministeriums wenig überraschend und eine Bestätigung des eigenen Kurses: »Eine moderne, urbane Verkehrspolitik braucht die Akzeptanz und ein wirkliches Ernst-Nehmen aller Interessen, ebenso Fairness und Vernunft« wie CSU-Stadtratskandidat Leo Agerer (Liste 1, Platz 11) mahnt.

Der grünen Konkurrenz wirft er vor, nach dem Motto »Was nicht sein soll, darf auch nicht sein« populistisch zu agieren. Denn »wer den Bürgern verspricht, dass nur Radwege die einzige Mobilitätslösung für eine Millionenstadt sind, irrt gewaltig und ignoriert die Realität von abertausenden von Menschen.«

Forderung nach Mobilitätsreferat

Spezifische Verkehrslösungen für die einzelnen Stadtviertel sind daher unabdingbar, wie Stadtrat Alexander Reissl (Liste 1, Platz 12) aus langer Planungserfahrung weiß: »Wir müssen ein ganzheitliches, nachhaltiges Konzept entwerfen, das die Bedürfnisse der einzelnen Gebiete aufnimmt und zugleich die Entwicklung der ganzen Stadt berücksichtigt.

Dazu müssen wir auch die Umlandgemeinden speziell im Münchner Norden miteinbeziehen, denn diese wurden leider viel zu lang vernachlässigt. Die Bündelung aller Kompetenzen in einem Mobilitätsreferat mit festen Verantwortlichen wäre sicher ein erster sinnvoller Schritt für die Zukunft.« Für den Münchner Nordwesten haben die Kandidaten bereits zahlreiche Ideen formuliert, die ein solches Referat oder der zukünftige Stadtrat nach der Wahl dringend umsetzen sollten:

Den Untergrund nutzen

Der Ausbau des U-Bahnangebots steht für die Stadtratskandidaten außer Frage. »Vor allem die Verbindungslinie U26, die Fertigstellung der U5 nach Pasing und dann nach Freiham sowie eine Verbindung von Moosach in den Münchner Westen stehen hier auf der Prioritätenliste« erklärt Sabine Nasko (Liste 1, Platz 34). Um die Situation möglichst schnell zu verbessern schlägt Bernhard Hölbling (Liste 1, Platz 20) vor, für die »U2 und U3 den 5-Minutentakt ganztägig einzuführen, bei den Buslinien einen 10-Minutentakt«.

Auch für den Autoverkehr ist der Untergrund eine mögliche Alternative, denn der Platz an der Oberfläche wird zunehmend weniger: »Warum sollen nicht fahrende und parkende Autos vermehrt in den Untergrund, um oben Platz für Radwege oder Grünflächen zu schaffen« fragt Leo Agerer. »Jedes Auto im Untergrund ist dort gut aufgehoben, das gilt erst recht für den fließenden Verkehr. Daher ist auch der Landshuter Allee-Tunnel ein absolutes Muss«.

In Ringen denken

Wie in vielen Metropolen sind Ringlösungen die beste Möglichkeit, die Innenbereiche zu entlasten und schnellere Verbindungen zwischen den Rändern zu ermöglichen. »Ob der S-Bahn-Nordring, der U-Bahnring, der A99-Autobahnring­ im Süden (der auch den Norden entlasten würde) oder der Mittlere Ring, alle Ringarten müssen mit entsprechenden Park-and-Ride-Angeboten zügig ausgebaut werden« konstatiert Christian Zöller, Stadtratskandidat aus Feldmoching (Liste 1, Platz 41).

Den Anschluss für alle ermöglichen

»Wir müssen die Schleißheimer Straße mit einem Tunnel an die A99 anschließen, um den Verkehr schnell nach außen abfließen zu lassen. Auch brauchen wir die Beseitigung der höhengleichen Bahnübergänge an der Feldmochinger Straße, Lerchenauer Straße und Lerchenstraße« fordert die Landwirtschafts­studentin Bettina Obersojer (Liste 1, Platz 27). Um den internationalen Anschluss nicht zu verlieren, »müssen wir technische Innovationen fördern, damit wir zu einer emissionsarmen Mobilität kommen bspw. durch Elektromobilität, Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe.«

Das Radl besser nutzen können

Um das Radfahren attraktiver zu machen, sieht das CSU-Programm unter anderem vor, sogenannte Radschnellwege parallel zu den großen Straßen auszubauen. So könnte zum Beispiel die Blutenburgstraße als Radlstraße genutzt werden, ohne an der Nymphenburger Straße 200 Parkplätze zu streichen, wie von Rot und Grün favorisiert. Auch entlang der Stammstrecke und in der Heßstraße parallel zur Dachauer Str. in den Olympiapark sind solche Radlschnellwege denkbar. »In Moosach muss zudem endlich die Unterführung an der Dachauer Straße fahrradgerecht ausgebaut werden«, fordert Bernhard Hölbling.

Übrigens wurde das Budget für den Ausbau der Radwege von 4,28 (noch unter Rot-Grün) auf Antrag der CSU bereits 2014 auf 10 Millionen Euro jährlich erhöht, 2019 nochmals auf stattliche 25 Millionen pro Jahr. Für den Münchner Nordwesten steht fest, dass in allen Bereichen Verbesserungen schnell umzusetzen sind. Denn das bereits tägliche Verkehrschaos ist eine Zumutung für Anwohner und Pendler, die angesichts des Zuwachses an Verkehr stetig größer wird und dringend Lösungen benötigt. Diese dürfen aber nicht das Auto, das Rad, die Fußgänger und den ÖPNV gegeneinander ausspielen, was die Kandidaten der CSU deutlich betonen.

Artikel vom 05.03.2020
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