»Bürger gegen Atomreaktor« befürchten Atom-Zwischenlager auf TU-Gelände

Garching ist nicht Gorleben

War das alles oder kommen weitere Einrichtungen dazu? »Der FRM II zieht andere gefährliche Atomanlagen an«, befürchten die »Bürger gegen Atomreaktor«.	Foto: pt

War das alles oder kommen weitere Einrichtungen dazu? »Der FRM II zieht andere gefährliche Atomanlagen an«, befürchten die »Bürger gegen Atomreaktor«. Foto: pt

Garching · Der Garchinger Stadtrat hat in seiner Sitzung am 15. März die Veränderungssperre für das Auwaldgebiet östlich des Forschungsreaktors (FRM II) auf dem Garchinger TU-Gelände nicht mehr verlängert.

Damit werden bauliche Veränderungen in dem Bereich möglich. Die »Bürger gegen Atomreaktor Garching« sehen den Bürgerwillen »mit Füßen getreten«.

Am 7. März 1999 – nach fast dreijährigem Rechtstreit – hatte der Verein zwei Bürgerentscheide zum FRM II in der Universitätsstadt durchgesetzt. Dabei durften die Bürger zum einen über die zukünftige Haltung der Stadt zu dem Atomreaktor, zum anderen über die damit verbundene Bebauung im Sondergebiet »Hochschule und Forschung« abstimmen. Die Mehrheit der Garchinger Bevölkerung votierte damals gegen den FRM II, für den Erhalt des Auwaldes östlich des Reaktors und für die Aufstellung eines qualifizierten Bebauungsplans.

Während der Rechtstreit noch lief, begannen bereits die Bauarbeiten an dem Reaktor. So mussten die bestehenden Teile der Anlage von dem Bürgerentscheid ausgenommen werden.

Außerdem forderte der Bürgerentscheid von der Stadt eine Veränderungssperre für das Auwaldgebiet. So sollte der Erhalt des Auwalds sichergestellt werden. »Diese Veränderungssperre wurde damals auch aufgenommen«, betont Ingrid Wundrak, Vereinsvorstand und Grünen-Stadträtin in Garching. Allerdings: Seitdem habe es mehrere Ausnahmegenehmigungen gegeben. »Ein Bebauungsplan, der jede weitere Bebauung des verbliebenen Auwaldes nicht zugelassen hätte, wurde von der Stadt nie in Angriff genommen«, klagt der Vorstand des Vereins.

Mit der Entscheidung, die Veränderungssperre nicht zu verlängern, sei ein weiterer Schritt dafür getan worden, in dem Auwald ein Endlos-Zwischenlager für hochgefährlichen Atommüll entstehen zu lassen, befürchtet der Verein. Garchings Bürgermeister Helmut Karl meint, die Sperre habe keinen Sinn mehr. Im Gegenteil: »Sie blockiert bestehendes Baurecht«, argumentiert er.

»Ein Reaktor zieht andere gefährliche Atomanlagen an, und der Stadtrat bereitet den Boden dafür«, beklagen Gina Gillig, Ingrid Wundrak und Alfred Fischer von dem Verein. Von weiteren Plänen sei ihm nichts bekannt, beteuert Karl. Das bestätigt Wolfgang Waschkowski, Teilprojektleiter am FRM II. Die Bürger gegen Atomreaktor erwarten, dass die Garchinger Bevölkerung sich das nicht gefallen lassen wird. »Die Leute in Ahaus und Gorleben sind nicht ohne Grund gegen die Atomlager vorgegangen«, sieht Wundrak die Entscheidungen des Stadtrats als Missachtung des Bürgerwillens. cr

Artikel vom 10.04.2002
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