Rekordbeteiligung an Mitgliederversammlung

Löwen bestätigen Präsidium für weitere Amtszeit

Das alte und neue Präsidium des TSV 1860 München: Heinz Schmidt, Robert Reisinger und Hans Sitzberger (v. links). Foto: Anne Wild

Das alte und neue Präsidium des TSV 1860 München: Heinz Schmidt, Robert Reisinger und Hans Sitzberger (v. links). Foto: Anne Wild

München/Giesing · Die Mitglieder des TSV 1860 München trotzten der Sommerhitze und besuchten zahlreich die Versammlung ihres Vereins in der Veranstaltungshalle Zenith. Im Vorfeld hatte die Zusammenkunft durch einen aggressiven und destruktiv wirkenden Wahlkampf der Gegner von Präsident Robert Reisinger eine harte Auseinandersetzung und ein knappes Wahlergebnis erwarten lassen. Doch die Verhältnisse zeigten sich am Ende überraschend deutlich. Mit einer Zweidrittelmehrheit wurden Reisinger und seine Vize-Präsidenten Heinz Schmidt und Hans Sitzberger bestätigt.

In einer Wortmeldung sprach sich Martin Hagen, Mitglied der Fußballabteilung und bekannt als Fraktionsvorsitzender der FDP im Bayerischen Landtag, unter großem Applaus für eine Wiederwahl des Präsidiums um Reisinger aus. Hagen sprach davon, der Verein habe nach dem Zwangsabstieg 2017 seine verlorene Würde wiedergewonnen.

Gänzlich anders sah das Dr. Thomas Schummer, der in einer fünfzehn Minuten langen – von vereinzelten Zwischenrufen und Pfiffen unterbrochenen – Wutrede kein gutes Haar an den Kandidaten ließ. »Amateurisierungstendenzen« nennt Schummer das Beharren des Präsidiums, keine Kredite von Gesellschafter Hasan Ismaik mehr annehmen zu wollen.

Bekannt geworden war der 70 Jahre alte Hausarzt aus Mainburg im Vorfeld der Versammlung durch einen Brief mit provokanten Behauptungen und der Aufforderung Reisinger nicht zu bestätigen, dessen Versand an alle Mitglieder Schummer mit einer Klagedrohung gegen den Verein erwirkt hatte. Der Redner sparte während seines Vortrags dann auch nicht mit wuchtiger Rhetorik (»Pyromanen genießen bei Ihnen Welpenschutz«) und Unterstellungen (»Sie sind vom mächtigen Verwaltungsrat bewusst als Spalter eingesetzt«).

Bei der Rückkehr auf seinen Sitzplatz in der Halle geriet der Redner in ein Wortgefecht mit einem anderen Mitglied, dem die Predigt übel aufgestoßen war. Umstehende mischten sich ein, ein kleiner Tumult entstand. Saalordner trennten die Streithähne rasch, die sich nach Informationen der Münchner Wochenanzeiger später wieder die Hand reichten.

Die von Kritikern beklagte mutmaßliche Perspektivlosigkeit im Profifußball beschäftigte eine Reihe weiterer Redner während der Aussprache. Darunter auch den 78-jährigen Ex-Trainer Karsten Wettberg, der die Zuhörer mit dem eigenwilligen Gedanken »man kann Ismaiks Geld ruhig annehmen, weil wir es eh nicht zurückgeben werden« verblüffte.

Für eine nicht ganz so durchdachte Idee hält das vermutlich Karl-Christian Bay, Mitglied des Aufsichtsrats der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA. Der Rechtsanwalt und Wirtschaftsprüfer stellte in Abwesenheit der Geschäftsführer Michael Scharold und Günther Gorenzel den Bericht der Profi-Fußballtochter vor. »Wenn eine Bilanz so aussieht, spricht man von einer Überschuldung« machte Bay den Mitgliedern klar. Es bedürfe einer erneuten positiven Fortführungsprognose für die kommenden zwei Jahre, um ein Insolvenzverfahren zu vermeiden. Einer dafür erforderlichen Stundung bestehender Kredite stimmte Ismaik nach längerem Zögern zu. Bay stellte fest: »Der Konsolidierungskurs, wie ihn das Präsidium angestoßen hat, ist alternativlos und deckt auch die Interessen unseres Mitgesellschafters.«

Man brauche jedoch dringend Möglichkeiten der Kapitalzufuhr, um sportlich wettbewerbsfähig sein zu können. Der Lizenzspieler-Etat ohne den Trainer- und Betreuerstab würde in der kommenden Saison noch 3 Millionen Euro betragen und – wenn keine neuen Erlöse hinzukommen – nach der derzeitigen Prognose in der darauffolgenden Saison auf 2,4 Millionen Euro sinken müssen. Das Präsidium will den Einstieg eines oder mehrerer weiterer Gesellschafter forcieren.

Man sei sich »im Präsidium als Gesellschaftervertreter absolut einig, die Schuldenspirale zu durchbrechen«, erklärte Reisinger. »Dass das nicht ohne Schmerzen geht, ist uns völlig klar. Eine weitere Verschuldung kann jedoch weder im Interesse der Gesellschafter noch der Mitglieder, Fans und Mitarbeiter liegen. Das verstehen noch nicht alle im Verein, aber immer mehr.«

Diese Mehrheit zeigte sich dann auch bei der Abstimmung der 1.651 anwesenden Wahlberechtigten. Mit einer Zweidrittelmehrheit wurde Robert Reisinger für eine weitere Amtszeit bis zum Jahr 2022 gewählt. Nach dem Bekanntwerden des Ergebnisses verließen mehrere Hundert Gegner des Sanierungskurses die Halle, ohne die Wahl der beiden Vize-Präsidenten überhaupt noch abzuwarten. Das Gros der Mitglieder feierte indessen mit stehenden Ovationen seinen alten und neuen Präsidenten.

(as)

Artikel vom 02.07.2019
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