Mit zwei kleinen Kindern einmal rund um den Globus

Bogenhauser auf Weltreise

Erste Station der Weltreise von Familie M. aus Bogenhausen war Thailand, wo sie zwei liebevollen Elefantendamen begegneten. Foto: privat

Erste Station der Weltreise von Familie M. aus Bogenhausen war Thailand, wo sie zwei liebevollen Elefantendamen begegneten. Foto: privat

Bogenhausen/Arabellapark · Es gibt Menschen, die kommen das ganze Leben kaum aus ihrem Geburtsort heraus. Und es gibt andere Menschen, die schon als kleine Kinder exotische Länder und fremde Kulturen kennenlernen. Zur zweiten Kategorie gehören zwei junge Bogenhauser, die gerade mit ihren Eltern auf einer Weltreise sind.

Für eine Lokalzeitung wie den Bogenhausener Anzeiger ist es nicht alltäglich, ein Interview zu führen, bei dem der Gesprächspartner am anderen Ende der Welt sitzt. Familienvater Patrick M. ruft aus Sydney an. Das Gespräch läuft per WhatsApp übers Handy, die Verbindung ist gut. Schön warm sei es heute gewesen, um die 30 Grad, berichtet er. In Australien ist gerade Spätsommer.

"Meine Frau dachte, ich mache Spaß!"

Vor einer "Jetzt-oder-nie!"-Entscheidung standen Patrick M. und seine Ehefrau Ende September 2018. IT-Fachmann Patrick hatte seinen Arbeitgeber mit einer Abfindung verlassen. Seine Ehefrau ist noch bis nächstes Jahr in Elternzeit, die zwei und vier Jahre alten Söhne sind noch nicht schulpflichtig. Der perfekte Zeitpunkt für eine Weltreise?

"Meine Frau hat zuerst gedacht, ich mache Spaß", berichtet Patrick M. "Aber dann war sie recht schnell Feuer und Flamme für die Idee". Eine Weltreise hatte das Paar schon länger im Hinterkopf gehabt, jetzt war dank der Abfindung auch das Geld dafür da. Anfang Oktober machten sich Patrick, der schon als Student viel als Backpacker reiste, und seine Gattin schließlich daran, die Route zu planen.

Außer Brasilien und den USA schafften es nur Länder auf die Liste, die das Ehepaar noch nicht besucht hatte. "Nach Argentinien wollten wir schon einmal, dann kam beruflich etwas dazwischen. Auch Costa Rica stand schon lange auf meiner Wunschliste", erzählt Patrick. Ein Zwischenstopp in Panama ergab sich während der Planung. Nach Australien oder Neuseeland wiederum sei ein einfacher Flug sehr teuer – die Weltreise ermöglicht es, gleich beide Länder kennenzulernen. Zu den genannten Staaten kamen noch Thailand, Chile, Kanada und zum Abschluss Irland hinzu.

Wichtige Kriterien seien Sicherheit und Hygienestandards gewesen, sagt Patrick M.: "Ohne Kinder hätten wir sicher noch etwas abenteuerliche Länder besucht." So wurden Ziele wie Indien oder Kolumbien wieder verworfen. Die Abfolge der Länder ergab sich aufgrund der Jahreszeiten. Das Abenteuer begann Mitte Januar mit dem Flug von München nach Bangkok. Dann ging es auf die Südhalbkugel, wo zu Jahresbeginn Sommer ist. Mitte August werden die vier Weltreisenden dann nach sieben Monaten zurückkehren.

Bogenhausen noch nicht vermisst

Seit 2014 lebt die Familie in Bogenhausen, am Rand des Arabellaparks. Der ältere Sohn besucht den Kindergarten St. Rita, wo die Eltern sehr engagiert sind. "Unsere Wohngegend ist ruhig, aber gut angebunden", meint Patrick, der ursprünglich aus Dresden kommt. "Für die Kinder ist es ideal."

Vermisst haben sie ihr Zuhause nach fast zwei Monaten noch nicht besonders, auch wenn der ältere Sohn öfters nach seinen Freunden fragt. "Wir versuchen, nicht zurückzuschauen und die Zeit zu genießen", sagt Patrick M. Mit den Nachbarn in Bogenhausen stehen sie in Kontakt. Die ein oder andere Familienfeier werden sie allerdings verpassen.

Aus ihrem persönlichen Umfeld hätten sie viel Respekt erhalten, eine solch lange und aufwändige Reise mit kleinen Kindern zu unternehmen, sagt der 37-Jährige. Kritische Stimmen gab es keine. "Der Große war schon vorher aufgeregt und hat im Kindergarten davon erzählt", meint Patrick. "Bei unserem Kleinen, der im Mai drei Jahre alt wird, weiß ich nicht, ob er das alles schon realisiert."

Grundsätzlich würden die Kinder "toll mitmachen", erzählt der Vater. "Nur auf den Spielplätzen ist es oft schwierig, weil sie nicht verstanden werden. Aber sie finden es toll, dass Mama und Papa so viel Zeit haben." Meistens ist die Familie zu viert unterwegs. Während der vier Wochen in Sydney belegt die Mutter einen Sprachkurs in Business-Englisch, der Sprössling geht zweimal die Woche in einen Kindergarten. Vater Patrick plant, während der Aufenthalte in Santiago de Chile und Buenos Aires einen Spanischkurs zu absolvieren.

Notfall im Dschungel von Thailand

An die langen Flüge, die Hitze oder die Zeitverschiebung hätten sich alle gut angepasst. Eine kritische Situation gab es aber mitten im thailändischen Dschungel: Der Kleine fiel hin und verletzte sich an der Zunge. Der nächste Arzt war eine Stunde entfernt, die Apothekerin vor Ort konnte jedoch gut helfen. Generell sei Thailand sehr kinderfreundlich, meint Patrick. Eine Sache jedoch war zunächst amüsant, dann aber bald anstrengend: "Die Einheimischen wollten ständig mit Fotos mit unseren Kindern machen, sogar die Kellnerinnen in den Cafés. Den Kleinen fanden sie besonders niedlich", erzählt Patrick. Dabei seien sie gar nicht so sehr Exoten gewesen, da in Thailands Hauptstadt Bangkok viele Ausländer leben.

Auch Australiens Metropole Sydney, die zweite Station der Reise, sei sehr kinderfreundlich – und besonders multikulturell. "Der asiatische Einfluss ist sehr groß", sagt Patrick. "Wir hören aber auch viel Deutsch oder Portugiesisch."

Amüsiert berichtet der Bogenhauser, dass es in Sydney sogar ein Münchner Bräuhaus gibt, das auf großen Werbeplakaten Schnitzel anpreist. Generell werde Deutschland auf anderen Kontinenten fast immer mit Bier und dem Oktoberfest assoziiert. "So war es auch, als wir im thailändischen Dschungel auf US-Amerikaner trafen", erzählt Patrick M. "Denen konnten wir dann sagen, dass wir tatsächlich aus München kommen!"
Benjamin Schuldt

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Artikel vom 13.03.2019
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