Der Weg zur Kultur

Jubiläumssaison der Theatergemeinde München

München · Ein Dach über dem Kopf? Braucht man. Was zu essen? Braucht man. Kultur? Kann man im Notfall entbehren. Und trotzdem wurde im November 1919, ein Jahr nach Kriegsende, in München der »Volksbund für Kunst und Theater« gegründet.

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Heute führt die Theatergemeinde München e.V. (TheaGe) die Arbeit des einstigen Volksbunds weiter. Jetzt geht der Verein in seine Jubiläumssaison, denn im kommenden Jahr wird die hundertste Wiederkehr des Gründungstags gefeiert. Die TheaGe ist heute die größte deutsche Theatergemeinde mit 20.000 Teilnehmern.

In seinen Glanzzeiten zählte der Verein sogar 60.000 Teilnehmer. Viele eigene Veranstaltungen und ­Inszenierungen, rauschende Faschingsbälle sowie kulturpolitisches und soziales Engagement zeichneten und zeichnen die Organisation aus. Mit vielerlei Aktivitäten arbeitet sie an der Erfüllung ihres selbstgesetzten Auftrags, Menschen aus allen Bevölkerungsschichten zur Teilnahme am Kulturleben zu ermuntern und ihnen den Zugang zu erleichtern.

Seit der Gründung lautet der Anspruch der Theatergemeinde: »Wir fördern die Kultur und wir fördern das Publikum.« Die Theatergemeinde vermittelt ermäßigte Karten für Theater, Oper und Konzerte an ihre Teilnehmer und bietet einen umfassenden Service mit eigenen Veranstaltungen, Kulturextras und persönlicher Beratung an. Sie versteht sich als Karten- und Kulturservice, die mit ihrer gemeinnützigen und nicht gewinnorientierten Arbeit vor allem eines erreichen will: allen Münchnern den Zugang zu kulturellen Veranstaltungen ermöglichen.

Durch Service den Zugang zur Kultur erleichtern

Dass dieser Zugang so manchem versperrt bleibt, liegt zwar auch am Geld, aber nicht ausschließlich. Darum beschränkt sich die TheaGe nicht darauf, Karten mit einem Rabatt von 10 bis 20 Prozent zu vermitteln. Sie informiert ihre Teilnehmer ausführlich zum Beispiel über Theateraufführungen und berät sie überwiegend telefonisch. »Wir begleiten unsere Teilnehmer, informieren sie, machen Lust auf Kultur und nehmen ihnen Arbeit ab«, skizziert TheaGe-Geschäftsführer Michael Grill. Dabei geht es nicht allein um »stationäre« Veranstanstaltungen in München. Auch Tagesausflüge und Kulturreisen gehören zum Angebot der TheaGe, »um die Leute nah an die Kultur heranzuführen«.

Auftakt zur Jubiläumsspielzeit war der Empfang in der Bayerischen Staatsoper. Ein weiterer Höhepunkt ist der Festakt am 27. Februar 2019 im Prinzregententheater mit einem Konzert der Cuba­Boarischen. Außerdem gibt es eine Weihnachtslesung mit Gerhard Polt, ein Konzert mit Maria und Matthias Well, ein Familienkonzert mit dem Percussion-Duo Double Drums und ein großes Jubiläums-Tanzfest im Hofbräuhaus.

Dann und wann verspürt wohl jeder mal Lust, dabeizusein. Aber auch Michael Grill weiß: »Es gibt Münchner, die den Kauf einer Eintrittskarte auch mit dem Preisnachlass nicht stemmen können.« Dieses Problem kann die TheaGe auch nicht lösen.

Als eingetragener Verein muss sie wirtschaftlich arbeiten. »Für viele ist unser Angebot aber eine deutliche Erleichterung«, meint Grill. Darum gehe es ja: den Zugang zur Kultur erleichtern. Die TheaGe leitet Restkarten aus ihren Kontingenten an den Verein KulturRaum München weiter, der sie wiederum kostenfrei für die Erwerber vermittelt. Zusammen mit den Karten weiterer Veranstalter ermöglichen die beiden Vereine auf diesem Weg die Teilhabe an Kultur, auch wenn man sich die Karte eigentlich nicht leisten könnte. Nach Auffassung des Vereins KulturRaum erfüllt Kultur gleich mehrere wichtige soziale Aufgaben, die über die reine Unterhaltung hinausgehen. Davon soll niemand ausgeschlossen sein. Im Grundsatz entspricht das der Ausrichtung der Theatergemeinschaft.

Bei aller Notwendigkeit zur Wirtschaftlichkeit steckt die TheaGe auch Geld in ihre Projekte – zum Beispiel in der Kooperation »Theater und Integration« mit der Münchner Volkshochschule. Die TheaGe stellt Tickets zur Verfügung und die VHS vermittelt Wissenswertes rund um die gezeigten Stücke. Gerade für Menschen, die noch kein Deutsch sprechen, erschließt sich so der Inhalt einer Aufführung, was in der Konsequenz zum Verstehen und zur Integration beitrage.

Für die amtierende Vereins- und Geschäftsführung besteht die Notwendigkeit, Versäumnisse aus den Hochzeiten des Vereins zu korrigieren. Die Altersstruktur der Teilnehmer soll gesenkt, die Teilnehmerzahl stabilisiert werden. Beides gelingt durch Neuzugänge. Das bestätigt auch Michael Grill: »Ja, wir wollen gerne mehr Teilnehmer haben.«

Sie sind der Unterbau des Vereins, der einen erhöhten Altersdurchschnitt hat, denn: »Für Kinder und Jugendliche gibt es in München viele altersgerechte Freizeit- und Kulturangebote. Zu uns finden die Teilnehmer so ab 30 oder 35 Jahren.« Dennoch verschweigt Grill nicht, dass die Teilnehmerschaft mit dem Verein älter geworden sei – eine Folge geringer Zuwachsraten. Mit der Jubiläumsspielzeit geht die TheaGe an die Öffentlichkeit und präsentiert sich und ihre Leistungen.

Wer mehr darüber erfahren möchte, findet auf www.theage-muenchen.de Wissenswertes über den Jubilar.

Artikel vom 26.10.2018
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