Ahmad Q. kam 2013 aus Afghanistan nach Deutschland. Zuvor war er mit seiner Familie in den Iran geflohen, um zu überleben. Da Afghanen dort illegal sind, wurde er auch hier benachteiligt und verfolgt.
Artikel vom 25.07.2018: Beispiele gelungener Integration Teil 1
Artikel vom 04.09.2018: Beispiele gelungener Integration Teil 2
Als Ahmad in Deutschland ankam, hatte der heute 26-Jährige nur vier Jahre lang die Schule besucht. Die Schrift, die Sprache alles war ihm fremd. Eine Sache konnte er jedoch besser als andere Schüler: auswendiglernen viel, schnell, mit großem Einsatz und noch größerem Erfolg: Nach zweieinhalb Jahren hatte er bereits den qualifizierenden Mittelschulabschluss geschafft, und sein Deutsch war so gut, dass er eine Ausbildung als Koch beginnen konnte.
Schwieriger Lernstoff
Die Berufsschule brachte ganz neue Probleme: Für Ahmad waren die Arten und Verbindungen von Kohlenhydraten, Eiweißstoffen, Fetten, Enzymen, ihre chemischen Formeln, ihre ernährungsphysiologische Bewertung usw. schwer verständlich. Die unterschiedlichsten Trinkgläser und Vorlegebestecke waren etwas einfacher zu begreifen, obwohl dem jungen Afghanen unsere Esskultur fremd war. In diesen Anfangsjahren gab es Unterstützung vom Helferkreis: Ahmad trainierte jede Woche mit anderen Flüchtlingen in der Fußballmannschaft »Ramasuri«; bekam zusätzlichen Deutschunterricht und Hilfe bei Behördengängen und hatte immer Menschen um sich, die Antworten auf Fragen zu kulturellen Unterschieden geben konnten.
Bei der Aktion »Essen über den Tellerrand« des Helferkreises kochte er für deutsche Freunde und Nachbarn und die Gespräche am Tisch waren für alle spannend. »Ahmad kam oft zum Lernen zu mir. Am Anfang war er manchmal unpünktlich«, berichtet Berufsschullehrerin Ulla Müller, die sich beim Helferkreis engagiert. Positiv aufgefallen sei ihr, wie höflich Ahmad von Anfang an war.
Mit der Zeit gab es allerdings immer größere Probleme mit dem Umgangston in der Hotelküche, die mit dazu führten, dass Ahmad seine erste Ausbildungsstelle nach einem Jahr verließ. »So geht man in Afghanistan mit niemandem um«, sagte er oft. Weitermachen konnte er dann in einem bayerischen Restaurant in der
Innenstadt, dessen Küche mehrfach ausgezeichnet wurde. Hier fühlte er sich besser integriert
und bekam größere Lernchancen. Beim Chef`s-Culinar-Wettbewerb junger Köche schaffte er sogar den dritten Platz und schloss seine Ausbildungszeit nach drei Jahren mit gutem Erfolg ab.
Eine Familie unterstützte ihn
Entscheidend für Ahmads Ausbildungserfolg war die Unterstützung einer Familie, die ihn für einen geringen Mietpreis bei sich wohnen ließ. Nur dadurch konnte er die oft extremen Arbeitszeiten durchstehen, in Ruhe lernen und sich ohne staatliche Unterstützung bereits während der Ausbildung selbst finanzieren.
Nach vielen Bemühungen wie das Besorgen der Geburtsurkunde aus Afghanistan, das Beschaffen eines Passes, aber auch weil sein Ausbildungsbetrieb ihn nach der Ausbildung behalten wollte, bekam Ahmad eine Ausbildungsduldung. Jetzt darf er noch zwei Jahre bei seinem Chef arbeiten.
»Was dann kommt, wissen wir nicht. Ich hoffe sehr, dass die Idee des Spurwechsels Realität wird und ein künftiges Einwanderungsgesetz dazu führt, dass Leute wie er bleiben dürfen und
gefördert werden.«, so Ulla Müller. MO