Helferkreis Asyl: Beispiele gelungener Integration – Teil 1

Vom Hilfsbedürftigen zum Helfer

Aus Syrien geflüchtet, arbeitet Rony heute als Hotelfachmann.	Foto: privat

Aus Syrien geflüchtet, arbeitet Rony heute als Hotelfachmann. Foto: privat

Ottobrunn · Rony G. (Name ist der Redaktion bekannt) stammt aus einem Dorf im Nordosten Syriens. Vor dem Krieg lebte dort eine religiös gemischte Bevölkerung friedlich zusammen: assyrische, syrische und orthodoxe Christen, Jesiden und kurdische Muslime.

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> Asylbewerber in München und im Landkreis

Rony studierte bis zum Sommer 2012 an der Universität von Damaskus vier Jahre Englisch und Arabisch. Er wollte Dolmetscher werden, musste jedoch vor Abschluss des Studiums wegen des Krieges nach Deutschland fliehen. Seine Eltern versuchten noch, in der Heimat auszuharren, aber auch sie mussten 2014 – nach dem Einfall des IS – ihr Dorf verlassen. Sie leben heute mit Ronys Schwester und seinem älteren Bruder in Hessen; sein jüngerer Bruder ist nach Australien emigriert.

Seit Ende 2012 in Ottobrunn
Rony kam kurz nach der Asylantragstellung Ende 2012 nach Ottobrunn. Für die Ehrenamtlichen des Helferkreises Asyl ist er gewissermaßen ein guter alter Bekannter. Nachdem Rony eine Aufenthaltserlaubnis erhalten und an der Volkshochschule einen Basiskurs in Deutsch absolviert hatte, suchte er eine Arbeit in der Hotellerie. Er schrieb einen Lebenslauf und verschickte über 80 Bewerbungen, ohne eine einzige Antwort zu bekommen. Der heute 30-Jährige wunderte sich, bis er merkte, dass in seinem Schreiben nirgends stand, was er genau im Hotelbereich machen wollte.

Schließlich fand er eine Aushilfsstelle im Frühstücksservice eines Hotels, arbeitete zwei Jahre dort in Teilzeit und besuchte weiter Deutschkurse, bis er das für eine Ausbildung notwendige Sprachlevel B 2 erreicht hatte. Danach entschied er sich, Hotelfachmann zu werden. Mit Unterstützung und auf Vermittlung des Jobcenters im Landratsamt fand er schließlich eine Ausbildungsstelle in einem Münchner Marriott-Hotel. Es war eine harte Zeit, denn neben der praktischen Arbeit stellte der Unterricht in der Berufsschule eine große Herausforderung dar.

Festanstellung im Hotel
Im Januar bestand Rony die Abschlussprüfungen, und das Hotel bot ihm eine Festanstellung als Rezeptionist an, die er gerne annahm. Im Hotel wird er oft zu Sehenswürdigkeiten, Orten und Einrichtungen befragt, die ihm selbst neu sind. Um besser Auskunft geben zu können, ist er schon nach Salzburg gefahren und hat auch die KZ-Gedenkstätte in Dachau besucht. Rony zieht ein positives Resümee: »In Ottobrunn fühle ich mich zuhause. Ich bin sehr dankbar; so viele Leute haben mir geholfen.« Der Helferkreis Asyl hat Rony seit 2013 beraten und unterstützt. »Inzwischen bin ich schon lange selbst aktives Mitglied, begleite Flüchtlinge und dolmetsche für sie«, erzählt er. Claudia Bernardoni

Artikel vom 25.07.2018
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