Zuschauerzahlen und Einnahmen differieren stark

Zweiklassengesellschaft in der Dritten Liga

Schwieriges Terrain: Dritte Liga in Deutschland. Archivfoto: Anne Wild

Schwieriges Terrain: Dritte Liga in Deutschland. Archivfoto: Anne Wild

München/Giesing · Die Dritte Liga gilt als »Insolvenzliga«. In der vergangenen Saison mussten Rot-Weiß Erfurt und der Chemnitzer FC Insolvenz anmelden und sind nach jeweils neun Punkten Abzug abgestiegen. Im Jahr zuvor waren der VfR Aalen und der heutige Regionalligist FSV Frankfurt beim Insolvenzgericht vorstellig geworden. Nicht wenige Vereine kämpfen mit niedrigem Zuschauerschnitt, geringen Fernsehgeldern sowie Reise- und Kaderkosten. Auch hohe Aufwendungen für die Spielstätten bringen viele in Not.

Die laufende Saison zeigt erneut eine Zweiklassengesellschaft. Während die größeren Vereine wie der 1. FC Kaiserslautern (Schnitt 30.516), Eintracht Braunschweig (Schnitt 18.062), FC Hansa Rostock (Schnitt 15.233), TSV 1860 München (15.000), VfL Osnabrück (Schnitt 11.788) und Karlsruher SC (Schnitt 11.147) die Zuschauertabelle anführen, klafft dahinter eine unübersehbare Lücke. Klubs wie der SV Wehen Wiesbaden (Schnitt 2.439), SC Fortuna Köln (Schnitt 3.302), Sportfreunde Lotte (Schnitt 3.070), SpVgg Unterhaching (Schnitt 3.650) und auch Zweitliga-Absteiger Würzburger Kickers (Schnitt 4.962) können von solchen Zahlen nur träumen. In Sachen Stadionauslastung ist der TSV 1860 München unerreicht – 100 Prozent hat kein anderer Verein. Die knappe Zuschauerkapazität von 15.000 im Grünwalder Stadion sorgt für regelmäßig volle Ränge in Giesing.

Insgesamt sind die Zuschauerzahlen in der Deutschen Dritten Liga – vergangene Saison im Durchschnitt 6.181 – vergleichbar mit den zweiten Fußballligen in Italien (Serie B, Schnitt 7.008), Frankreich (Ligue 2, Schnitt 6.590) und Spanien (Segunda División, Schnitt 8.645). Der Deutsche Fußball-Bund versprach zur laufenden Saison eine bessere Vermarktung der seit zehn Jahren bestehenden Spielklasse. Ein höher dotierter TV-Vertrag, unter anderem übertragt die Telekom bis zum Sommer 2022 alle 380 Partien jeder Saison live im Bezahlfernsehen, soll den Klubs mehr Geld in die Kasse spülen. Ein einheitlicher Spielball des Herstellers Adidas ist ebenfalls Teil der Verwertungskette. Auf diese Weise erhält jeder Drittligist rund 1,2 Millionen Euro. Eine Erhöhung um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Preis dafür sind regelmäßige Montagsspiele und eine zusätzliche Anstoßzeit am Sonntag. Der finanzielle Abstand zur Zweiten Liga bleibt dennoch hoch. Alleine durch die Fernsehgelder erhalten die Teilnehmer dort einem Verteilungsschlüssel entsprechend sechs bis 17 Millionen Euro.

In dieser Saison gibt es wegen der Regionalliga-Reform erstmals vier Absteiger aus der Dritten Liga. Der Druck auf die Vereine wirtschaftliche Risiken einzugehen ist dadurch nicht geringer geworden. Doch sind es gerade die kleinen Klubs wie der SV Meppen oder der SC Fortuna Köln, die es verstehen, mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln und ohne großes Umfeld, immer wieder konkurrenzfähige Mannschaften ins Rennen schicken.

(as)

Artikel vom 31.08.2018
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