Amtierender Verwaltungsrat mit großer Mehrheit bestätigt

TSV 1860: Mitgliederversammlung bringt klares Ergebnis

Mitunter schrill: Mitgliederversammlung des TSV München von 1860 e.V.. Foto: Anne Wild

Mitunter schrill: Mitgliederversammlung des TSV München von 1860 e.V.. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Die jährliche Mitgliederversammlung des TSV München von 1860 e.V. fand in der Veranstaltungshalle Zenith nach knapp elf Stunden ihr Ende. Danach waren etliche Gremien neu besetzt und fünfzehn Tagesordnungspunkte abgearbeitet. In der Spitze fanden sich etwas mehr als 1.200 stimmberechtigte Mitglieder ein. Die als Opposition angetretene Liste »Team Profifußball« konnte sich nicht durchsetzen – keiner ihrer Kandidaten schaffte den Einzug in den Verwaltungsrat.

Präsident Robert Reisinger verwies in seinem Rechenschaftsbericht auf ein seit Jahrzehnten schwelendes Problem für den Amateursport im Verein: »Die Trainingsorte unserer Abteilungen sind über das ganze Stadtgebiet verstreut. Etliche Versuche diese Situation zu verbessern, sind über die Jahre hinweg im Keim erstickt.« Reisinger sprach von mehreren Standorten für einen möglichen Hallenneubau, mit denen man sich in den vergangenen zwölf Monaten beschäftigt habe. »In einigen Wochen werden wir so weit sein, das konkretisieren zu können. Fest stehe jedenfalls: »Der TSV 1860 München bekommt mit seinen Amateurabteilungen in Zukunft wieder eine eigene Heimat.«

Dr. Albrecht von Linde und Karl Rauh wurden für ihre Verdienste um die Leichtathletik im Verein zu Ehrenmitgliedern ernannt. Die erfolgreichen Roller Derby-Nationalspielerinnen Gail Wilcoxen und Sabine Barnickel sowie Ulf Johann durften für die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft eine Ehrennadel in Empfang nehmen. Eine Auszeichnung erhielten auch Magomed Schachidov für seinen Titel als Deutscher Meister im olympischen Boxen sowie die Olympia-Teilnehmer im Wintersport Linus Straßer und Celia Funkler.

Mit Blick auf den Profifußball beschrieb Reisinger offen die Ereignisse seit dem vergangenen Sommer. Für die Vereinsvertreter sei es nach dem Absturz zunächst darum gegangen, »überhaupt wieder Handlungsautonomie herzustellen«. Viele Sponsoren, aber auch die Stadtpolitik hätten sich in dieser Zeit »auf bemerkenswerte Weise zum TSV 1860 bekannt« und »zahlreiche Neu- und Wiedereintritte von Mitgliedern haben dem Verein Schubkraft verliehen«. Man stünde vor einem neuen Mitgliederrekord. Wer aber jetzt, kaum sei man in der Dritten Liga angekommen, »schon wieder von der Bundesliga schwadroniert«, tue dem Verein und den sportlich und wirtschaftlich Verantwortlichen keinen Gefallen. Reisinger appellierte an »mehr Demut und Bescheidenheit«. »Wer ernst genommen werden will, muss realistische Ziele formulieren.«

Die Mitglieder erfuhren, dass der Kooperationsvertrag zwischen dem Verein und der HAM International Limited von Hasan Ismaik zu einem Zeitpunkt geschlossen worden sei, »als im Prinzip keine gleichberechtigten Verhandlungspartner am Tisch saßen«. Das wäre dem Vertragswerk anzumerken und »manche Passage aus heutiger Sicht nicht mehr zu verstehen«. Das Präsidium habe sich dennoch, nach Einholung eines juristischen Gutachtens, dazu entschlossen, den Beschluss der Mitglieder aus dem Juli 2017 zur sofortigen Kündigung des Kooperationsvertrags nicht umzusetzen. Reisinger betonte: »Wir haben uns als Präsidium den Umgang mit diesem Mitgliedervotum nicht leicht gemacht. Und ich denke, dass dieses Zeichen auch in Abu Dhabi verstanden wurde.«

Die anstehende Entlastung der Vereinsfunktionäre für den Zeitraum 2016/2017, geriet zu einer Abrechnung der Mitglieder mit Reisingers Vorgänger Peter Cassalette, unter dessen Ägide der Profifußball in der Abstiegssaison 22 Millionen Euro Verlust angehäuft hatte. Nachdem zunächst eine deutliche Mehrheit für eine Einzelabstimmung votiert hatte, verweigerten 65 Prozent der Mitglieder dem Ex-Präsidenten die Entlastung. Eine eher symbolische Handlung, die in der Regel ohne juristische Konsequenzen bleibt. Die Stellvertreter Hans Sitzberger und Heinz Schmidt sowie der Verwaltungsrat wurden hingegen mit breiter Mehrheit entlastet.

Im Rahmen des Tagesordnungspunkts »Bericht des Verwaltungsrats« traten alle amtierenden Verwaltungsräte auf und stellten Teilbereiche ihrer Tätigkeit – zum Teil sehr ausführlich – persönlich vor. Als »eine Wahlkampfveranstaltung« kritisierte das Klaus Ruhdorfer vom »Team Profifußball«. Das um Ausgleich bemühte Präsidium ordnete daraufhin an, dass entgegen der ursprünglichen Tagesordnung nun doch auch alle anderen Kandidaten eine kurze Redezeit auf dem Podium erhalten sollten.

Die alphabetische Reihenfolge sorgte rasch für den Auftritt des Exzentrikers Helmut Kirmaier, der die Bühne sichtlich genoss: »Ich hoffe, dass es nicht so lange dauert, denn ich bin noch auf eine Gruppensexparty eingeladen und will nicht, dass die ohne mich anfangen.« Seine Anliegen umriss der Kandidat kurz und knapp: »Ich bin für eine Satzungsreform mit Briefwahl, für das Team Profifußball und pro Hasan Ismaik. Viel Erfolg, Martin Kind!« Gemeint war der Präsident von Hannover 96, der für eine Abschaffung der 50+1-Regel im Deutschen Fußball streitet. Vom »Team Profifußball« erwiesen sich Ruhdorfer und der Düsseldorfer Anwalt Jesko Trahms als engagierte Redner ihrer Fraktion. Als das prominenteste Mitglied der Gruppe, Bernhard Winkler, jedoch die These vertrat, »ein Hasan Ismaik kann nichts dafür, dass wir abgestiegen sind, er hat doch selbst nicht auf dem Platz gestanden«, erntete er einen Sturm der Entrüstung im Saal.

Der Gang zu den Wahlurnen führte schließlich zu einem eindeutigen Ergebnis. Alle amtierenden Verwaltungsräte um die Stadträtin Verena Dietl – sie erhielt die meisten Stimmen – wurden wiedergewählt. Die Mitglieder folgten mehrheitlich einer Wahlempfehlung der Faninitiative »PRO1860«, die diese in Reaktion auf die geschlossene Kandidatur des »Team Profifußball« veröffentlicht hatte. Die Ergebnisse im Einzelnen: Verena Dietl (773 Stimmen), Robert von Bennigsen (670), Sebastian Seeböck (666), Nicolai Walch (657), Dr. Markus Drees (610), Christian Groß (577), Sascha Königsberg (574), Gerhard Mayer (562) und Norbert Steppe (549). Auf Platz 10 und damit nicht im Gremium: Bernhard Winkler (373 Stimmen).

Im Wahlausschuss arbeiten künftig Christian Poschet, Evert Koenes, Arnold Geißler, Reinhard Schmid und Dr. Roland Wolf. Der Ehrenrat setzt sich aus dem Juristen Dr. Klaus Leipold sowie Stephanie Dilba und Oliver Zeitler zusammen. Als Kassenprüfer des Vereins wurden von den Mitgliedern Anton Bauer und Dr. Peter Janka gewählt. Das Amt des Seniorenvertreters bekleiden Franz-Josef Killer und Gerhard Weber.

(as)

Artikel vom 24.07.2018
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