Festival rund um das Goethe-Drama nimmt auch in den Stadtteilen Fahrt auf

München · Der »Faust« in uns allen

Blick in die Ausstellung »Theater-Räume« im Theatermuseum: Gustav Gründgens (Mephisto, r.) und Will Quadflieg (Faust) in der legendären Faust-Inszenierung von 1957 am Hamburger Schauspielhaus. Foto: Rosemarie Clausen

Blick in die Ausstellung »Theater-Räume« im Theatermuseum: Gustav Gründgens (Mephisto, r.) und Will Quadflieg (Faust) in der legendären Faust-Inszenierung von 1957 am Hamburger Schauspielhaus. Foto: Rosemarie Clausen

München/Zentrum · 2018 steht München bis 29. Juli fünf Monate lang im Zeichen von Goethes berühmtester Tragödie. Im März nimmt das »Faust-Festival« so richtig Fahrt auf.

Vielfältig, bunt und für jedermann – so will sich das Faust-Festival an Kulturfans und Neugierige, an Alt und Jung, Münchner und Touristen wenden. »Für jeden ist etwas dabei« ist nicht übertrieben bei den etwa 500 Veranstaltungen von 200 Partnern (Das ganze Programm unter faust.muenchen.de).

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Alle Beiträge, die sich mit dem Faust-Stoff auseinander setzen, waren willkommen. Es gab laut Veranstalter keine kreativen Einschränkungen. So gibt es etwa einen von Faust inspirierten Hörspaziergang an der Isar, den man sich jederzeit als App herunterladen kann (Titel »Vergehen«). Bis 29. Juli 2018 wird am Nockherberg der »Faustus-Weizenbock« ausgeschenkt, der eigens für das Festival gebraut wurde. Auch die Geschichtswerkstatt Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt macht mit und präsentiert »Goethes West-Östlicher Divan in der Goethestraße. Gedichte aus dem Divan – persisch, deutsch, türkisch«. Dafür hat der Verein Münchner unterschiedlicher Herkunft zusammengebracht, um die Gedichte und die geschichtlichen Hintergründe aus erster Hand vorzutragen und zu erläutern – am Donnerstag, 22. März, 18 Uhr, im Retro Bar & Restaurant, Goethestraße 20, Eintritt frei. Der zweite Teil findet am Sonntag, 25. März, 18 Uhr, statt – diesmal im Mariandl – Café am Beethovenplatz, Goethestraße 51, Eintritt frei.

Das Festival will bis heute allgegenwärtige Themen erschließen, im alten Stoff neue Facetten entdecken und nicht zuletzt Berührungsängste mit dem großen Klassiker abbauen. Etwa beim Frequentieren der Leopold-/Ludwigstraße: Nördlich und südlich des Siegestors stehen bis Ende Mai 2018 zwei »LOVE HATE«-Skulpturen von Mia Florentine Weiss. »LOVE HATE« soll nicht nur nur für die vielschichtige Ambivalenz dieser menschlichsten aller Gefühle in Goethes berühmtestem Drama stehen, sondern gewinnt neue Bedeutung im 100. Jahr des Endes des Ersten Weltkriegs als weltweites Friedenssymbol in Deutschland, Hass auf der Welt in Liebe umzuwandeln. Der Aufstellungsort der beiden Skulpturen könnte kaum idealer sein – lautet doch die Inschrift: »Dem Sieg geweiht, vom Krieg zerstört, zum Frieden mahnend«.

Mit einer 19-teiligen Filmreihe präsentiert das Münchner Stadtmuseum 100 Jahre Faust-Filmgeschichte auf der Leinwand. Goethes Drama stellt besonders auch Bühnenbildner vor vielen kreativen Herausforderungen. Zu erleben in der Ausstellung »Faust-Welten« im Deutschen Theatermuseum, Galeriestraße 4a (im Hofgarten), täglich außer Montags 10 bis 16 Uhr. Die Bearbeitungen von Goethes Dramentext, die Bildwerdung der zentralen Rollenfiguren Faust, Mephistopheles und Gretchen und die Veranschaulichung verschiedener Raumkonzepte von 1875 bis 2017 sind die zentralen Themen dieser Ausstellung.

Goethes ›Faust‹, an dem der Dichter (1749 – 1832) fast 60 Jahre lang arbeitete, ist das weltweit bekannteste Werk der deutschen Literatur. Seit seiner Veröffentlichung im frühen 19. Jahrhundert hat es unzählige Künstler fasziniert und zu eigenen Schöpfungen herausgefordert. Die Ausstellung »Du bist Faust.

Goethes Drama in der Kunst« (täglich 10 bis 20 Uhr) in der Kunsthalle München, Theatinerstraße 8, präsentiert zahlreiche Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Fotografien, Vertonungen und Filme von rund 70 Künstlern aus Europa und den USA wie Eugène Delacroix (1798 – 1863), Max Beckmann (1884 – 1950), Karl Lagerfeld (*1933), Sigmar Polke (1941 – 2010), Martin Scorsese (*1942), Anselm Kiefer (*1945) und Robert Mapplethorpe (1946 – 1989). Die selbst wie eine Bühne gestaltete Ausstellung nimmt die Besucher mit auf eine Reise durch das Drama und macht sie zu Weggefährten Fausts auf seiner rastlosen Suche nach Sinn und Ziel des modernen Lebens.

Durch die theatrale Ausstellungsgestaltung wird das Publikum Teil der Inszenierung und sieht sich unmittelbar mit den zentralen Fragen des Goethe-Dramas konfrontiert – Verführbarkeit, Jugendwahn, Egoismus und ein unstillbarer Hunger nach mehr. »Alle sollen die Chance haben, Goethes »Faust« neu zu entdecken«, sagt Roger Diederen, Direktor der Kunsthalle München, der vor zwei Jahren die Idee für das Festival bei den Planungen zur Ausstellung hatte. Diederen ist überzeugt von der Strahlkraft des »Faust«: »Der Text ist immer noch hoch aktuell und kann auf unterschiedlichsten Ebenen die Menschen zusammenbringen. Eine derartige Kooperation gab es in München noch nie.«

Ihr eigenes Bild von »Faust« können sich alle Hobbyfotografen machen: Die Theatergemeinde München hat einen Fotowettbewerb gestartet. Thema des Wettbewerbs ist das Faust-Zitat: »Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott! / Ich habe keinen Namen dafür!« Das Foto soll das Zitat frei interpretieren und in München aufgenommen worden sein. Die Theatergemeinde stiftet Preise im Gesamtwert von 3.000 Euro (1. Preis: 1.500 Euro, 2. Preis: 1.000 Euro, 3. Preis: 500 Euro).

Die besten Bilder werden von Juni bis Juli im Gasteig präsentiert. Wer mitmachen möchte: Ein Foto im Format DIN-A4 mit Kontaktdaten kann an folgende Adresse geschickt werden (Einsendeschluss 30. April 2018): Theatergemeinde e.V. München »Faust-Fotowettbewerb«, Goethestraße 24, 80336 München. Ansprechpartnerin für den Foto-Wettbewerb: Simone Lindner, Tel. 0 89/53 29 71 22, E-Mail lindner@theage-muenchen.de

Artikel vom 15.03.2018
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