Verrückt? Wer ist hier verrückt?

Premiere für »Der verrückte Handyladen« im Hofspielhaus

Wer keinen Humor hat, ist hier falsch – auf und vor der Bühne. Frau Eigelb, »Mrs.Alice«, Alice, Mugdan und Herr Trumpf (v. li.) beim Gerätecheck.	Foto: Thomas Wild/Julia Fromm

Wer keinen Humor hat, ist hier falsch – auf und vor der Bühne. Frau Eigelb, »Mrs.Alice«, Alice, Mugdan und Herr Trumpf (v. li.) beim Gerätecheck. Foto: Thomas Wild/Julia Fromm

München · Frau Eigelb hat zwei Probleme. Das erste ist ein technisches. Das zweite ist, dass ihr niemand zuhören mag. Frau Eigelb lernt die Servicewüste aus nächster Nähe kennen. Doch sie hat Glück, weil sie kein Problem mit dem Handy hat. Frau Eigelb, das ist quasi der Sidekick im »verrückten Handyladen«.

Gleich mehrere Probleme bekommen Mugdan, Alice und besonders Herr Trumpf und Dr. Herbert van Haylen (»Anwalt! Nicht Richter!«) im selbsternannten Blockbuster Musical von Thomas Erich Killinger, »Der verrückte Handy­laden«, der noch bis Ende Dezember im Hofspielhaus in der Falkenturmstraße läuft. Die Regie hat Hofspielhaus-Chefin Christiane Brammer und sie hat ein rasantes und mit komischen Szenen gespicktes Musical auf die Bühne gebracht.

Alles geht schief. In dem Stück, wohlgemerkt. Der Handyladen von Herrn Trumpf steht vor der Pleite, seine beiden Mitarbeiter sind einfach nur nett und dabei unbedarft, wollen gerne helfen und wissen nicht wie und sie sehen dem letzten Tag des Ladens machtlos entgegen. Bis einer der beiden, Mugdan Koschnitzki, ein Handy findet und mit in den Laden bringt. Er nennt es »Mrs. Alice«, benannt nach seiner Kollegin Alice, die er heimlich verehrt, die aber mit dem aalglatten und gewalttätigen Anwalt van Haylen zusammen ist.

Im Grunde wollen alle nur das Gute – manche für sich, manche für andere

Das topmoderne Smartphone erwacht zum Leben und dreht alles auf links. Es will ununterbrochen Geschichten hören und hält das Handyladen-Team damit ordentlich auf Trab. Doch es lohnt sich. Das Handy rettet den Laden vor der Pleite und macht auch dem Herrn Anwalt den Garaus. Dabei geht es selbst ziemlich skrupellos vor und nach und nach dämmert es Mugdan und Alice, dass man einem Handy lieber nicht so viel erzählen sollte.

Die Bühne im Hofspielhaus ist klein. So klein, dass die Schauspieler zeitweise auch im Zuschauerraum spielen, der auch kaum größer ist. Wobei ganz klar festzuhalten ist: Klein ist nicht schlecht. Ganz im Gegenteil. Man sitzt praktisch mit im Handyladen drin und drückt die Daumen, dass alles gut wird. Nichts anderes will Mugdan, gespielt von Sebastian Killinger. Nichts anderes will Alice (Marina Granchette) und auch Herr Trumpf und Herbert van Haylen (beide dargestellt von Sebastian Brummer, der sogar noch eine dritte Rolle übernimmt) wollen nur das Gute, Letztere allerdings nur für sich selbst. Gut, und das ist bei Weitem untertrieben, ist die gesangliche Leistung der Darsteller, die den Raum mit ihren Stimmen wohl auszufüllen wissen. Die tänzerische Leistung kann da mithalten. Für die Choreografie zeichnet Ben Schobel verantwortlich, der auch gleich noch »Mrs. Alice«, das geheimnisvolle Handy mit dem undurchsichtigen Charakter, spielt.

Große Kunst auf kleiner Bühne, der Anspruch ist da und wird auch erfüllt, doch hier und da nehmen sich die Darsteller mit ihrem komischen Talent auch selbst auf die Schippe, zum Beispiel wenn Sebastian Brummer als Herr Trumpf ganz seinem Namen entsprechend ein triumphales Jürgen-Klopp-Grinsen mit gespieltem Überbiss präsentiert. Oder wenn er als Anwalt mit Falco-Slang auch die größten Probleme kleinredet.

Komik bringen auch Killinger und Granchette auf die Bühne, doch ihr Part ist mehr in der Herzschmerz-Abteilung zuhause. Auch das funktioniert gut. Und wenn dann alles ganz verfahren ist und die Helden des Handyladens ins Grübeln kommen, sortieren die charmanten Handygirls (Julia Haug, Sampaguita Mönck und Dalma Viczina) die Gedanken und Mugdan fasst einen folgenschweren Entschluss…

»Der verrückte Handyladen« feierte am 9. November große Premiere. Weitere Vorstellungen finden am 18., 23., 24., 25., 26. und 30. November (jeweils 20 Uhr, am 26. November um 18 Uhr) sowie am 1., 2., 7., 8., 9., 10., 14., 17., 21., 22. und 23. Dezember, ebenfalls um 20 Uhr, sonntags um 18 Uhr. Karten gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie online auf www.hofspielhaus.de Wer von Tannenzweigen, Nikoläusen, Lebkuchen und Spekulatius genug hat und was echt Schräges sehen will, für den ist der verrückte Handyladen das perfekte Advents-Kontrastprogramm. cr

Artikel vom 17.11.2017
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