Könige der Luft und Rabeneltern

Mauersegler: Vögel mit besonderen Eigenheiten

München · Sie sind keine Schwalben, nicht mal mit ihnen verwandt, obwohl man die beiden Vogelarten aufgrund ihrer Ähnlichkeit leicht miteinander verwechseln könnte: Mauersegler sind Langstreckenflieger, die sich hauptsächlich von Anfang Mai bis Anfang August in Mitteleuropa aufhalten, um zu brüten. »Das ist auch die einzige Zeit, in der sie nicht in der Luft sind«, erklärt dazu Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München.

»Alles andere wie Nahrungs- und Wasseraufnahme, Schlaf, ja sogar die Paarung werden im wahrsten Sinne des Wortes ›im Flug‹ erledigt.« In der Stadt ist der Segler mit seinen langen, sichelförmigen Flügeln seit geraumer Zeit heimisch und gilt bei Naturkundlern wegen seiner schrillen Rufe als Sommerbote . »Seinen Nistplatz bevorzugt der Mauersegler unter Dächern von Altbauten und in Gebäudenischen, doch aufgrund der steigenden Gebäudesanierungen und moderner Bauweisen werden die Nistplätze inzwischen knapp«, so die Tierschützerin. Ein Grund, weshalb der Bestand aktuell rückläufig ist. »Wer den Tieren einen sicheren Nistplatz geben möchte, kann im Baumarkt einen speziellen Mauersegler-Nistkasten kaufen oder ihn auch selber bauen«, rät Judith Brettmeister. Eine Anleitung dazu gibt es auf der Seite des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) unter www.nabu.de (Stichwort Mauersegler ins Suchfeld eintippen). »Angebracht werden sollte der Kasten dann in mindestens sechs Metern Höhe an einer geschützten Wand, einem überdachten Balkon oder an Fensternischen«, sagt die Sprecherin und gibt zu bedenken: »Wichtig ist ein freier Flugraum unter dem Nistkasten, damit die Bewohner ohne Hindernisse an- und abreisen können.« Dauerflieger, schrille Rufe, Nistkästen in luftiger Höhe – Mauersegler haben so ihre Eigenheiten und »auch die Verpflegung der Jungtiere ist anders als bei anderen Vogelarten«, sagt Judith Brettmeister. »Sonst predigen wir immer, dass man Jungvögel nicht sofort vom Fundort mitnehmen sollte (es sei denn sie sind verletzt), doch bei Mauerseglern gilt diese Warnung nicht!«

Der Grund: »Heimische Brutvögel versorgen aus dem Nest gefallene Jungtiere weiterhin mit Futter, Mauersegler aber nehmen diese Jungen dann nicht mehr an. In dieser Hinsicht kann man sie wohl als Rabeneltern bezeichnen, denn am Boden sitzend, halten die Elterntiere das Kleine für selbstständig und stellen die Verpflegung ein. Ohne menschliche Hilfe sind solche Jungvögel also garantiert zum Tode verurteilt.« Wer also einen Mauersegler am Boden sitzend findet, sollte gleich handeln. »Die Aufzucht verlangt allerdings sehr viel Fachkenntnis, Sorgfalt und Zeit. Außerdem müssen die Tiere zunächst tierärztlich untersucht werden. Daher raten wir, aus dem Nest gefallene oder kranke Tiere umgehend in fachkundige Hände zu geben.« Finder von Mauerseglern können sich unter Tel. 0 89 / 92 10 00 21 beim Tierschutzverein München melden.

Artikel vom 29.06.2017
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