Geld oder Leben

Der Tierschutzverein meistert einen besonderen Spagat

Die Tierschutzinspektoren erleben in ihrem Job Dinge, die sprachlos machen. Aber auch diese Arbeit muss getan werden.	Foto: Tierschutzverein

Die Tierschutzinspektoren erleben in ihrem Job Dinge, die sprachlos machen. Aber auch diese Arbeit muss getan werden. Foto: Tierschutzverein

München · Der Umgang mit herrenlosen Tieren ist eine zutiefst empathische Aufgabe, während die korrekte Auflistung von Zahlen rational und klar definiert abzulaufen hat.

Beim Tierschutzverein München beherrscht man beides. Das ging einmal mehr aus der Jahresbilanz des Vereins hervor.

7.542.963 Euro Einnahmen. 7.279.194 Euro Ausgaben, daraus folgt ein Betriebsergebnis von plus 263.769 Euro. Grundsätzlich ist das eine gute Nachricht für das Jahr 2016. Tatsächlich wäre das aber ausschließlich mit öffentlichen Mitteln, die dem Tierschutzverein für den Betrieb des Tierheims in Riem zur Vefügung gestellt werden, so nicht möglich.

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Der Tierschutzverein erfüllt Pflichtaufgaben und freiwillige Leistungen. Die Pflichtaufgaben werden gefördert. Den tatsächlichen Kosten in Höhe von fast 2,4 Millionen Euro stand 2016 als Kostenerstattung von Stadt und Kreis München fast eine Million gegenüber. Das ergibt ein Defizit von fast 1,4 Millionen Euro bei den Pflichtaufgaben, also Aufgaben, denen sich der Verein nicht entziehen kann.

Darüber hinaus erbringen der Verein und seine Mitarbeiter freiwillige Leistungen ohne jede finanzielle Unterstützung. Dazu gehört die Versorgung von Fund- und Verwahrtieren ab dem 28. Tag, also dann, wenn die Stadt München dafür nicht mehr aufkommt. Ebenfalls dazu gehören tierärztliche Versorgung und Sozialleistungen sowie die Finanzierung der Vermisstenstelle und der Tierschutzinspektoren. Der Verein beschäftigt aktuell fünf Tierschutzinspektoren, die im vergangenen Jahr 78.531 Kilometer für Sondereinsätze zurückgelegt haben. Sie unterstützen die Stadt München in verschiedenen Bereichen und helfen bei Fällen von »Animal Hoarding«, allgemein schlechter Tierhaltung sowie im Kampf gegen den illegalen Welpenhandel. Die Vermisstenstelle wiederum rechnet sich allein dadurch, dass sie entlaufene Tiere wieder zu ihren Besitzern zurückbringen kann. 3.806-mal war der Tierschutzverein dabei im letzten Jahr erfolgreich, das entspricht einer Erfolgsquote von 90 Prozent.

Tiere haben ein Daseinsrecht und sind zu achten und zu schützen

Die freiwilligen Leistungen schlugen im vergangenen Jahr mit über 2,7 Millionen Euro zu Buche. Leistungen, die der Verein nicht erbringen muss, es aber dennoch macht, ganz dem Leitgedanken von Vereinsgründer Ignaz Perner folgend: »Jedes Tier ist ein empfindungsfähiges Mitgeschöpf, das sein eigenes Daseinsrecht auf dieser Welt hat und dementsprechend zu achten und zu schützen ist.« Rund 7.400 dieser Mitgeschöpfe sind aktuell in Riem untergebracht, darunter über tausend Hunde und etwa 1.400 Katzen. Gerade für die Hunde ist es zurzeit sehr schwierig, da ihre Quarantänestation und ihre Unterbringungsmöglichkeiten in die Jahre gekommen sind. Das geplante neue Hundehaus soll hier Abhilfe schaffen. Mit 2,8 Millionen Euro Baukosten ein wahrer Kraftakt. Zusammen mit dem Neubau des medizinischen Bereichs (1 Million Euro Baukosten) sind das die zwei Mammutprojekte dieses Jahres – und da sind die Baunebenkosten nicht mal eingerechnet.

Aus diesem Grund befindet sich der Verein in Verhandlungen mit der Stadt München. 60 Cent je Einwohner und Jahr erhält der Verein für die Versorgung der Fund- und Verwahrtiere. Macht bei 1,5 Millionen Einwohnern, die die Stadt zählt, immerhin 900.000 Euro. Als Unterstützung für die Baumaßnahmen sind 40 Cent pro Einwohner und Jahr im Gespräch, also noch mal 600.000 Euro pro Jahr.

In der Summe sind die 1,5 Millionen Euro sicher mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, doch dass der Tierschutzverein 2016 nicht mit einem dicken Minus abschließen muss, verdankt er zu großen Teilen Sponsoren und Spendern. Das wird auch 2017 nicht anders sein.

Artikel vom 27.04.2017
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