Nachruf auf das beliebte Pony von der Pädagogischen Farm München-Ost

Islandpferd Faxi ist tot

Islandpony Faxi von der Pädagogischen Farm München-Ost ließ sich nie aus der Ruhe bringen und war vor allem bei vielen Kinder sehr beliebt. 	Foto: privat

Islandpony Faxi von der Pädagogischen Farm München-Ost ließ sich nie aus der Ruhe bringen und war vor allem bei vielen Kinder sehr beliebt. Foto: privat

München/München Ost · Im fast biblischen Alter von 34 Jahren musste letzten Mittwoch das dienstälteste Pferd der Pädagogischen Farm München-Ost in der Tierklinik in Parsdorf wegen einer fortgeschrittenen Darmkolik eingeschläfert werden, um das Tier vor unnötigem Leiden zu bewahren.

Tiere in München

Vor allem viele Kinder aus dem Münchner Osten haben das »Ausnahmepferd« bei der Pflege und auf seinem Rücken beim geführten Reiten kennen- und lieben gelernt. Mit Faxi ist das letzte Pferd der ersten Generation Islandpferde auf der Pädagogischen Farm gestorben.

Viele positive Erinnerungen verbinden sich mit dem typisch fuchsfarbenen Islandpferd mit der langen blonden Mähne, das ich im Jahr 2000 bei meiner ersten Fahrt mit einem Pferdeanhänger hinter Bonn gekauft hatte. Die Investition sollte sich mehr als rentieren, denn Faxi stellte sich als absolutes Verlasspferd heraus, das nichts, aber auch gar nichts aus der Ruhe bringen konnte. Das waren ideale Voraussetzungen, um Kita- und Krippenkinder oder Kinder der Feriencamps der Naturindianer-Kids auf seinem Rücken zuerst durch den Truderinger Wald und dann am Hüllgraben in Berg am Laim zu führen.

Sicherlich mehrere hundert Kinder konnten so in den letzten sechzehn Jahren angstfrei ihren ersten Kontakt zu einem Großtier aufbauen. Manche Reitbeteiligte zeigte ihrer Tochter oder ihrem Sohn den richtigen Pferdeumgang mit Faxi. Schwangere Reiterinnen konnten bis wenige Wochen vor der Geburt auf ihm reiten, einige Mütter nahmen ihre Kleinen vor sich platziert mit zum Ausreiten. Seine stoische Ruhe auch in sonst für Pferde kritischen Situationen zeichnete ihn aus. Dazu kam in Faxis jungen Jahren eine nie aufdringliche Neugier, mit der er sich öfter in ausweglose Situationen brachte, die andere Pferde zu unkontrollierbarem Verhalten gebracht hätten - nicht so Faxi.

Immer gelassen und ruhig, wo andere Pferde gepanikt hätten, wartete er immer, bis ihn ein Mensch zum Beispiel aus einem Gebüsch rückwärts herausführte, in das ihn seine Neugier getrieben hatte. Beinahe wäre sie ihm im Jahr 2006 zum Verhängnis geworden, als Jugendliche, noch am alten Farmstandort in der Markgrafenstraße, in eines der Indianertipis eingedrungen waren und ein Lagerfeuer außer Kontrolle geriet. Nur Faxi konnte auf die Idee kommen in das brennende Tipi zu gehen, wo er sich die ganze Vorderseite und Teile des Kopfes verbrannte. Über viele Wochen musste er mit Aluspray, Heilsalbe und schwarzem Tee behandelt werden. Gott sei Dank kam es zu keinen bleibenden Schäden außer ein paar Narben. Erst im höheren Alter zeigte Faxi manchmal, dass größere Kindergruppen, die lärmend in seiner Nähe waren, ihn nervten – eine aus menschlicher Sicht durchaus verständliche Regung.

Auch im Alter von 34 Jahren konnte Faxi noch von Kindern geritten werden. Gerne wurde er in den letzten Jahren von den Reitbeteiligten dreimal am Tag mit Spezialmüsli gefüttert, nachdem ihm mehrere Backenzähne ausgefallen waren bzw. gezogen werden mussten. Faxi hatte sich sein Gnadenbrot redlich verdient und die Farmnutzer hätten ihm noch gerne weitere Jahre einen schönen Ruhesitz auf der Farm geboten. Doch das verhinderte leider eine tückische körperliche Schwäche – die Neigung zu Darmkoliken.

In manchen Jahren musste die Tierärztin Frau Dr. Kühn vierteljährlich kommen. Sie schaffte es zusammen mit den Reitbeteiligten immer, einen tödlichen Ausgang der Darmverstopfung zu verhindern. Die Liebe zu dem Pferd bei allen Farmern zeigte sich auch in einer schnellen Spendenaktion vor einigen Jahren, bei der innerhalb eines Tages das nötige Geld für eine Darmoperation von den Reitbeteiligten und mir als Besitzer zusammengelegt wurde. Leider schied diese Möglichkeit im hohen Alter aus – Faxi ist nun sicherlich im Pferdehimmel.

Jetzt stehen nur mehr drei Isländer neben der Bahnstrecke Richtung Rosenheim und warten auf ein neues Herdenmitglied.

Auf die immer wieder gestellte Frage ehemaliger Kinder und heute schon jugendlicher oder erwachsener Truderinger und Berg am Laimer, die auf Faxi geritten sind, »gibt es denn den Faxi noch?«, muss leider mit »er ist vor Kurzem gestorben« geantwortet werden.

Artikel vom 23.02.2017
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