Heuer wird die Legende um den Schäfflertanz 500 Jahre alt

München · Schäffler tanzen wieder

Die Münchner Schäffler 2012, darunter die letzten echten Schäffler, Wilhelm und Peter Schmid (vorne, 5. und 2. v. re.).	Foto: Fachverein der Schäffler Münchens, Elisabeth Monamy

Die Münchner Schäffler 2012, darunter die letzten echten Schäffler, Wilhelm und Peter Schmid (vorne, 5. und 2. v. re.). Foto: Fachverein der Schäffler Münchens, Elisabeth Monamy

München · »… aber heid is koid…« – diese Textzeile und die dazugehörige Melodie des Schäfflertanzes sind wohl jedem Münchner bekannt, klingt die Tonfolge doch tagtäglich vom Glockenspiel am Rathaus über den Marienplatz.

Schäfflertanz in München
Hier finden Sie Termine der Auftritte der Schäffler 2017 zum 500-Jährigen

So seh ich das! Zum 500-jährigen der Schäffler
Artikel vom 17.02.2017: Münchner Wochenanzeiger-Redakteur Carsten Clever-Rott über Schäffler und Smartphones

Münchner Schäffler: »Aber heid is koid…«
Themenseite zum Schäffler-Zunfttanz, der nach dem Pestjahr 1517 die Bewohner Münchens wieder ins öffentliche Leben lockte, so die Legende

Vom 23. Februar an wird die Melodie auch wieder über die Straße und Plätze Münchens schallen, live gespielt von einer Blaskapelle, denn: Die Schäffler tanzen wieder!

Alle sieben Jahre haben sie ihre beliebten Auftritte in München und weiten Teilen Oberbayerns, das letzte Mal 2012. Obwohl erst fünf Jahre vorüber sind, sind sie wieder zu sehen, denn sie feiern ein großes Jubiläum. Der Legende nach geht der Tanz der Schäffler auf das Jahr 1517 zurück, wird also heuer genau 500 Jahre alt. Und das ist dann schon ein Grund zum Feiern und den angestammten Sieben-Jahres-Turnus kurzerhand zu unterbrechen. Die Schäffler feiern dieses Jubiläum mit einer kleinen außerordentlichen Tanzsaison vom 23. bis 28. Februar auf den Straßen und Plätzen in München. Der Fachverein der Schäffler Münchens und die Original Münchner Schäfflertanzgruppe 2012 laden alle Münchner und Gäste dazu ein, gemeinsam die alte Tradition zu pflegen.

Bestellen kann man sie in diesem Jahr nicht, dafür ist die Tanzsaison auch viel zu kurz. Statt der sonst üblichen sechs bis acht Wochen in der Faschingszeit halten die Schäffler ihre Tradition diesmal nur eine Woche hoch. Eine »etwas abgespeckte Variante« nennt Peter Schmid das. Als Juniorchef des letzten Schäfflerbetriebs in der Region ist er ganz besonders erpicht darauf, die Tradition in ihrem siebenjährigen Rhythmus aufrecht zu erhalten. Schließlich ist es »seine« Zunft. Ein bisschen stolz ist er darauf, meint aber ganz bescheiden, die Auftritte »machen einfach Spaß«. Der Tanz sei eine einzigartige Tradition, vergleichbar vielleicht nur noch mit dem Metzgersprung, der hier in München jedoch nicht mehr so tief verwurzelt ist wie der Schäfflertanz.

Wobei das mit der Tradition so eine Sache ist, gibt auch Peter Schmid zu. Der Legende nach geht der Schäfflertanz auf das Jahr 1517 zurück, als die Fassmacher der verängstigten Bevölkerung nach einer verheerenden Pestepidemie wieder Mut machen und zeigen wollten: »Kommt raus, die Pest ist fort!« Tatsächlich hat der Fachverein der Schäffler Münchens selbst intensiv recherchiert und als ältesten noch erhaltenen Nachweis ein Schreiben aus dem Jahr 1702 in den Archiven aufgestöbert. Demnach hatten die Schäffler damals bei der Stadt München eine Aufführung des Schäfflertanzes beantragt. Die Lücke bis zum angenommenen Ursprung des Tanzes beträgt stattliche 185 Jahre. Doch letztlich will an der Überlieferung, die das Jahr 1517 nennt, niemand rütteln. Abgesehen davon ist auch eine »nur« 315-jährige volkstümliche Tradition in Deutschland äußerst selten.

In diesem Jahr darf Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer die Schäffler als Erster begrüßen. Ab dem 23. Februar finden die Auftritte öffentlich statt, sechs Tage lang, bis einschließlich Dienstag, 28. Februar. Dann wird es wieder still um die Schäffler, aber eben nur zwei Jahre, wenn die regulären sieben Jahre vorüber sind.

2019 werden sie wieder in der Faschingszeit auftreten, volle acht Wochen zwischen dem Dreikönigstag und Rosenmontag. Aber die Zwischensaison 2017 muss sein, meint Peter Schmid: »Das lassen wir uns nicht nehmen.« cr/red

Artikel vom 17.02.2017
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