Stadtviertel entdecken

Neuer Kulturgeschichtspfad für Berg am Laim vorgestellt

Karin Pohl (rechts) und Christl Knauer-Nothaft präsentieren den Kulturgeschichtspfad für Berg am Laim. Damit können alle Münchner das Stadtviertel erkunden.	Foto: js

Karin Pohl (rechts) und Christl Knauer-Nothaft präsentieren den Kulturgeschichtspfad für Berg am Laim. Damit können alle Münchner das Stadtviertel erkunden. Foto: js

München/Berg am Laim · Als einer der letzten Stadtteile Münchens hat nun auch Berg am Laim einen eigenen Kulturgeschichtspfad.

Die Autorin Karin Pohl stellte die Broschüre, die Bürgern Anregungen für historische Entdeckungsrundgänge durch ihr Viertel gibt, kürzlich auf dem Neujahrsempfang des Bezirksausschusses Berg am Laim (BA 14) im Pfarrsaal St. Michael vor.

Zugegeben – Berg am Laim zählt nicht zu den berühmten Vierteln Münchens. »Früher kannte ich den Stadtteil nur vom Durchfahren aus der Perspektive der Trambahn«, verriet Pohl bei der Präsentation des neuen Kulturgeschichtspfads. Allerdings räumte sie ein: »Bei meinen Recherchen für diesen Kulturgeschichtspfad habe ich viel gelernt.«

Das Ergebnis: eine Broschüre, die alles enthält, was für Berg am Laim typisch ist. Behandelt werden unter anderem der Rosenheimer Bahndamm und die Eisenbahnersiedlung in der Truderinger Straße, aber auch die im Viertel ehemals ansässigen großen Produktionsanlagen wie die Pfanni-Werke, das Zündapp-Werk und die Cognac-Brennerei Macholl, auf deren Gelände noch bis vor kurzem hochprozentige Alkohole hergestellt wurden.

Zentrales Thema ist auch der Lehmabbau, der dem Stadtteil seinen Namen gab – denn Laim ist ein altertümliches Wort für Lehm. »Die Ziegeleien, die einst das Bild von Berg am Laim prägten, sind zwar verschwunden«, erklärte Pohl. Spuren der damals so bedeutsamen Rohstoffgewinnung seien jedoch bis heute sichtbar. Ziegel aus dem Stadtteil seien auch beim Bau der Kirche St. Michael verwendet worden.

Auf dem Friedhof der Kirche St. Stefan an der Kreuzung der Baumkirchner Straße und der Neumarkter Straße sind Gräber von Besitzern großer Ziegeleien erhalten geblieben. »Wie reich man damit werden konnte, zeigt auch die Grundler-Villa am Tomannweg«, sagte Karin Pohl. Das Gebäude war einst das Wohnhaus des Ziegeleibetreibers Johann Huber. Basis dieser Profite sei jedoch die Ausbeutung italienischer Gastarbeiter gewesen. Der Mattoneplatz im Neubaugebiet Baumkirchen Mitte an der Baumkirchner Straße, der nach der Gegend benannt wurde, aus der ein Großteil der Lehmarbeiter stammte, erinnert daran.

Zu den besonders düsteren Seiten der Berg am Laimer Geschichte gehört außerdem das ehemalige Judenlager in der Clemens-August-Straße. Unter den Juden, die von dort aus in verschiedene Konzentrationslager deportiert und ermordet wurden, befanden sich unter anderem auch die Kinder des aufgelösten Antonienheims, dem ehemaligen jüdischen Waisenhaus in Schwabing.

In dem Kulturgeschichtspfad bietet Pohl eine Anleitung für historische Spaziergänge. Sie selbst habe Berg am Laim gemeinsam mit der Stadtteilhistorikerin Christl Knauer-Nothaft erkundet, berichtet sie. Unterstützt haben sie zudem der Historiker und Buchautor Erich Kasberger und zahlreiche andere aktive Bürger aus dem Viertel. Der Berg am Laimer Kulturgeschichtspfad ist die 20. Broschüre, die das Kulturreferat der Stadt herausgegeben hat. Die ersten Büchlein zu historischen Stadtteilspaziergängen sind bereits 2004 erschienen. In den kommenden Jahren sollen auch die übrigen der 25 Münchner Stadtbezirke einen Kulturgeschichtspfad erhalten.

Den Berg am Laimer Kulturgeschichtspfad gibt es kostenfrei in der Stadtbibliothek Berg am Laim (Schlüsselbergstraße 4), in der Münchner Volkshochschule Ost (Werinherstraße 33), im Infopoint Schlösser und Museen (Alter Hof 1) sowie online unter www.muenchen.de/kgp Julia Stark

Artikel vom 01.02.2017
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