Der Ältestenrat hat sich für die Durchführung der Wiesn entschieden

Es wird nicht O’zapft!

Zentrum · Allen Terrors und aller Trauer zum Trotz - der Ältestenrat der Stadt hat sich am vergangenen Freitag für die Wiesn 2001 entschieden.

Das größte und beliebteste Volksfest der Welt findet statt, allerdings in „abgespeckter“ Form. Das „O’zapfen“ sowie der Einzug und das Feuerwerk der Wiesn-Wirte entfallen.

Diese Entscheidung spaltet die Münchner Bevölkerung und sogar OB Christian Ude war sehr „zerrissen“. Während er noch Tage zuvor überlegt hatte, das gesamte Fest abzusagen, fand er am vergangenen Freitag das „ein NEIN schwer zu begründen wäre“. Schließlich öffneten selbst in den USA die Vergnügungsparks wieder, in Cincinnati wurde das dortige Oktoberfest eröffnet und auch in Stuttgart wird der Cannstatter Wasen abgehalten.

„Den Terroristen darf nicht der Triumph bleiben, das Leben lahmzulegen“, so der OB.

Auch Stadträtin Barbara Schöne (Freie Wähler) meinte: „Wir Europäer dürfen vor diesen Verbrechern nicht kapitulieren. Selbstverständlich können wir nicht so einfach zum Alltag zurückkehren. Aber Normlität muß zurückkehren. (...) Zur Normalität in München gehört traditionsgemäß die Wiesn.“ David Contra Goliath Stadtrat Bernhard Fricke (ebenfalls Mitglied des Ältestenrates) sieht der Wiesn mit gemischten Gefühlen entgegen: „Ich habe die (...) Entscheidung (...), trotz schwerster moralischer und Sicherheitsbedenken, nur mitgetragen, nachdem mein Vorschlag gebilligt wurde, die Wiesn an dem Tag des ökumenischen Gottesdienstes als deutliches Zeichen gegen eine „business as usual“ erst Mittags anfangen zu lassen.“

Das Oktoberfest besuchen, will der Stadtrat in diesem Jahr nicht. Strikt gegen eine Durchführung der Wiesn sind der dritte Bürgermeister Hep Monatzeder und Wirtschaftsreferent Reinhard Wieczorek. Für sie ist es ein falsches Signal, das München in dieser Zeit in die Welt schickt. Auch viele Lesermeinungen zu diesem Thema haben unsere Redaktion errreicht. So befürchtet zum Beispiel die Studentin Quang Minh Ngo, es würde ein schlechtes Licht auf Deutschland werfen, wenn im TV Bilder von Menschen übertragen werden, die ausgelassen feiern, während die Opfer der Anschläge leiden.

Auch um die Sicherheit der Wiesn-Besucher macht sich Minh Gedanken. „Ich weiß, daß viele Wiesnwirte von den Einnahmen leben, aber man sollte vielleicht nicht nur aufs Geld schauen. Ich finde Vorsicht ist besser als Nachsicht,“ schreibt sie.

Artikel vom 20.09.2001
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