Zu wenig Palliativmedizin

Für 1,7 Millionen Menschen nur vier Stationen

München/Moosach · Die SPD-Landtagsabgeordnete Diana Stachowitz besucht die Palliativstation St. Johannes von Gott im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München. Palliativmedizin ist die einzige Medizin, in der sich alle auf Augenhöhe begegnen: Ärzte, Schwestern, Pfleger, Patienten und Angehörige.

Hier steht nicht die Krankheit im Mittelpunkt, sondern die Linderung der Schmerzen. »Und das gelingt uns in 95 Prozent der Fälle so, dass die Patienten damit Lebensqualität bis zuletzt haben können«, berichtete Marcus Schlemmer, Chefarzt der Palliativstation St. Johannes, im Gespräch mit Stachowitz. Die Kirchenpolitikerin wollte sich beim Besuch der größten Palliativstation in Deutschland ein Bild davon machen, wie Palliativmedizin und Hospizwesen gestützt und ihre flächendeckende Verbreitung schnell umgesetzt werden kann.

»Der Bedarf ist groß«, sagt die Politikerin. So stehen für München und das Umland mit rund 1,7 Millionen Menschen nur vier Palliativstationen zur Verfügung. »Wir betreuen mit 32 Betten 800 Patienten im Jahr, bei einer mittleren Liegedauer von neun Tagen. Im Hospizbereich ist die Situation noch brisanter. Es gibt im gesamten Raum München nur 28 Plätze. Das muss geändert werden«, fordert Stachowitz. »Hospize müssen zu 100 Prozent finanziert werden, Palliativstation müssen ausgebaut und die Pflege muss gestützt werden.«

Diana Stachowitz fordert den Ausbau

Ehrenamtliche sind eine unerlässliche Unterstützung in der Palliativ- und Hospizarbeit, halten Kontakt mit den Patienten über den Aufenthalt in der Palliativstation hinaus und begleiten mit Besuchen und Telefonaten auch die Angehörigen. Eine solche Begleitung kann ganz kurz sein oder auch mehrere Jahre dauern. »Es ist wichtig, dass die Ehrenamtlichen immer bei einem Hauptamtlichen nachfragen und sich beraten lassen können, um dem massiven psychischen Druck dieser Aufgabe standzuhalten. Dafür verlangen wir in Bayern eine sichere staatliche Finanzierung dieser hauptamtlichen Aufgaben«, fordert die Politikerin weiter.

In Zukunft werde Palliativmedizin angesichts der demographischen Entwicklung immer wichtiger. Doch sie helfe schon jetzt, nicht nur Krebspatienten. Sie lindere bei vielen Atemwegs- und Herzerkrankungen die akuten Schmerzen.

»Vor dem Hintergrund der Sterbehilfe-Debatte auf Bundesebene rufen alle Politiker unisono nach mehr Geld für Palliativmedizin und Hospizdienste. Ich setze mich dafür ein, dass es nicht beim Rufen bleibt, sondern dass die politischen Weichen für eine flächendeckende Umsetzung geschaffen werden«, erklärte die Landespolitikerin, die auch Mitglied im Vorstand des Bundes-Arbeitskreises Christinnen und Christen in der SPD ist.

Artikel vom 24.03.2015
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