Die »Oberbayerischen Unimog Freunde« leben und pflegen die Automobillegende

Das »Unimog« hat auch in München zahlreiche Fans

Links Thomas Zedelmayr, rechts Robert Gräcmann vor Gräcmanns Unimog.	Foto: jl

Links Thomas Zedelmayr, rechts Robert Gräcmann vor Gräcmanns Unimog. Foto: jl

München · In der Garage neben seinem Haus steht der ganze Stolz von Robert Gräcmann: ein alter Unimog, Baujahr 1964.

»Stellen Sie dem Besitzer eines Oldtimers niemals die Frage, wie viel sein Fahrzeug gekostet hat oder wie viel er investiert hat«, grinst der Pasinger, während er Fotos von der Wand nimmt, auf denen der Unimog zu sehen ist, nachdem er ihn vor etwa acht Jahren gekauft hatte – viel mehr als der Motor und ein paar Stangen sind darauf nicht zu sehen. In zweijähriger privater Schrauberarbeit ist sein heutiges Vehikel entstanden.

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»Die Liebe entsteht eigentlich bei jedem schon in der Kindheit. Irgendwann wird der Bazillus gesetzt und geht nicht mehr weg«, erklärt Thomas Zedelmayr, Regionalbeauftrager Oberbayern im gesamtdeutschen Unimog-Club-Gaggenau. Zedelmayr etwa war als kleiner Junge begeistert von den orangefarbenen Unimogs, die im Winter die Straßen räumten. Heute ist er Besitzer eines solchen Modells – in Orange. Und auch bei Robert Gräcmann, Vorsitzender der Oberbayerischen Unimog Freunde, liegen die Wurzeln seiner Leidenschaft in der Kindheit: Er hat damals einen Miniatur-Unimog geschenkt bekommen. Vor etwa zehn Jahren beschloss er dann gemeinsam mit einem Freund, eine Schraubergemeinschaft zu gründen, um einen Traktor zu restaurieren. Letztendlich fiel die Wahl aber auf einen Unimog. »Und zum Glück ist der Freund damals abgesprungen, sonst müsste ich den Unimog heute teilen.« Muss Gräcmann auch so, mit seiner Frau Conny.

Etwa 7.000 Mitglieder hat der Unimog-Club-Gaggenau in der Bundesrepublik. Eines der größten Treffen fand 2007 in Ampfing statt. Rund 600 Unimogs kamen da zusammen, gehegt und gepflegt von Liebhabern wie Zedelmayr und Gräcmann. Sie sind regelmäßig unterwegs, erzählen sie, nur nicht im Winter, da sei das Streusalz zu aggressiv. Zedelmayr erinnert sich gerne an ein Treffen in St. Johann in Tirol, wo es über eine nur für Unimogs geöffnete Straße auf die Skiliftstation hochging. Gräcmann, dessen Unimog sich dank eines Zelts auf der Ladefläche auch als kleines Wohnmobil nutzen lässt, fuhr mal in drei Tagen an den Lago Maggiore. Erster Stop: Chur in der Schweiz. Etwa 350 Kilometer sind es bis dahin, sein Unimog ist mit 53 km/h zugelassen.

Auf Passstraßen geht es da oft bei Vollgas im vierten Gang nicht schneller als 24 km/h vorwärts. Auf solchen Ausflügen fahren die Unimog-Freunde meist in Kolonnen. Dabei gilt es einige Dinge zu beachten. Es muss ausreichender Abstand eingehalten werden, um anderen Verkehrsteilnehmern Platz zum Überholen zu lassen. »Es ist sehr anstrengend, einen Unimog zu fahren«, betont Gräcmann, »wir haben keine Servolenkung, keine Bremskraftverstärker, das Schalten ist schwierig.« Gerade wegen der längeren Bremswege sei vorausschauendes Fahren das A und O. Auch heute werden bei Mercedes noch Unimog (Abkürzung für Universal-Motor-Gerät) gebaut, sie werden hauptsächlich von Kommunen und beim Militär eingesetzt, dienen mit den verschiedensten Aufbaugeräten als Allzweckhelfer. Am Ende des Treffens lädt Gräcmann ein zu einer kurzen Schnupperfahrt durch Pasing. Anschnallgurte gibt es keine, die Haare wehen im offenen »Cabrio-Unimog«. Es ist laut, teilweise klingen die Geräusche wie bei einem Helikopter.

Gemütlich hat man es als Beifahrer nicht, vor allem gilt es auf die linke Wade aufzupassen. »Die ist vom Auspuffkrümmer, der wahnsinnig heiß werden kann, nur durch ein kleines Blech getrennt«, erklärt Gräcmann. Die Fahrt ist ein Erlebnis. Die Menschen auf der Straße staunen und schauen dem Gefährt hinterher. Irgendwie ist die Faszination Unimog schnell verständlich. Mehr Infos zum Verein unter www.unimogfreunde.de.
Von Jan Lüdeke

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1951 – Geburt einer Automobillegende

Am 3. Juni 1951 lief in Gaggenau der erste Mercedes-Benz Unimog vom Band. Die »extreme Geländegängigkeit und Schnellfahreigenschaften«, so Daimler, auf der Straße machten das »Universal-Motor-Gerät« – kurz Unimog - schnell zu einer Automobillegende, sowohl im Arbeitsalltag als auch bei tausenden Liebhabern, die einen Unimog als Oldtimer ihr Eigen nennen. Bis heute wurden rund 360.000 Fahrzeuge produziert, heute im Werk in Wörth am Rhein. Hauptabnehmer der Unimog-Geräteträger sind der öffentliche Dienst, kommunale Unternehmen, Bau- und Energie­wirtschaft sowie die Industrie. Der hochgeländegängige Unimog wird vor allem bei der Feuerwehr, im Katastrophenschutz, als hochmobiles Transport-, Service- und Wartungsfahrzeug sowie als Basis für Expeditions- und Explorationsfahrzeuge eingesetzt.

Artikel vom 24.10.2013
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