200 Jahre Max-Josef-Stift: Die Anfänge liegen in Frankreich

Bogenhausen · Zierde für München

Bogenhausen · Etwas Besonderes – das kann man wirklich ohne zu übertreiben über diese Schule sagen: Bayerns einziges staatliches Mädchengymnasium mit Internat und zweitältestes Gymnasium in München. Lediglich das Wilhelmsgymnasium ist noch etwas älter.

Im Juli jährt sich die Gründung des Stifts zum 200. Mal. Vom »Königlichen Erziehungsinstitut für die weibliche Jugend höherer Stände« bis zur heutigen modernen Schule war ein weiter Weg zurückzulegen. Der Schulgründer, König Max I. Joseph, orientierte sich – man mag es kaum glauben – an Napoleon. Dessen Mädchenschule »Maison Impériale Napoléon« in Ecouen sollte das Vorbild sein. Abgesehen von den politischen Aspekten und den verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Verbindungen, die bei den Überlegungen des Königs und seines Ministers Montgelas Gewicht hatten, galt dieses Mädcheninternat als Modellschule. Ein staatliches Erziehungsinstitut für Mädchen, das war eine Neuerung, die den Zeitgenossen offensichtlich gefiel. Und so ist es kaum verwunderlich, dass mit Thérèse Elisabeth Chardoillet eine Französin als erste Schulleiterin für die Münchner »Variante« verpflichtet wurde.

Das erste Schulhaus stand am Oberanger, die Mädchen trugen selbstverständlich Uniform und eines der Erziehungsziele lautete »Sanftmuth«. Die Schülerinnen, die aufs Stift gingen, waren »höhere Töchter«, deren Lebenswege oft interessant verliefen. Eine davon war zum Beispiel Anna Tjutschew, Tochter eines russischen Dichters und Diplomaten und einer bayerischen Gräfin. Sie wurde Erzieherin der Kinder des russischen Zaren. Das Leben der Ottilie von Faber-Castell, Erbin des Unternehmens A. W. Faber, animierte die Autorin Asta Scheib zu ihrer Biographie »Eine Zierde in ihrem Hause«, in der sie ausführlich auf die Zeit Ottilies im Max-Josef-Stift einging. 1840 zog das Stift um in die Ludwigstraße, Ecke heutige Veterinärstraße, dort wo jetzt Räume der Universität sind. Auch der Name der Schule wechselte mehrmals; erst seit letztem Jahrhundert hieß sie dann (in moderner Schreibweise) »Max-Josef-Stift«. 1951 schließlich wurde das Gebäude an der Bogenhauser Mühlbaurstraße bezogen.

»Das Max-Josef-Stift ist eine tradtionsreiche Schule, die sich den Herausforderungen an eine Schule des 21. Jahrhunderts stellt«, meint Gisela Ewringmann, die derzeitige Schulleiterin. »Den Lehrkräften ist es wichtig, dass ihr Unterrichten die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen stärkt.« Sie ist stolz darauf, dass es nur drei Klassen mit über 30 Schülerinnen gibt. Das Konzept der reinen Mädchenschule überzeuge Lehrer wie Eltern nach wie vor. »Es gibt keine Bestrebungen, daran zu rütteln«, so Ewringmann.

Die meisten Schülerinnen des Stifts, das einen musischen und einen neusprachlichen Zweig anbietet, sind musisch begabt, sehr viele spielen ein Instrument. Wenn man nachmittags durchs Schulhaus geht, tönt das Übungsspiel aus vielen Gängen. Derzeit wird besonders eifrig geprobt, denn am Mittwoch, 19. Juni, wird es um 19.30 Uhr zum 200-jährigen Bestehen einen Festakt mit Festkonzert im Herkulessaal in der Münchner Residenz geben. Und natürlich werden die Mädchen das musikalische Rahmenprogramm bestreiten. Erwartet werden hochrangige Gäste: Kultusminister Ludwig Spaenle, Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, Kirchenrat Volker Lehmann sowie der französische Generalkonsul Emmanuel Cohet. Sogar eine Nachfahrin der ersten Schulleiterin wird zusammen mit ihrem Mann anreisen und im Max-Josef-Stift-Internat übernachten.

Die Verbindungen zu Frankreich sind aber nicht nur historischer Art. Die Partnerschule in St. Denis bei Paris, dem »Maison d'éducation de la Légion d'honneur«, verbindet mit dem Stift eine gemeinsame Entstehungsgeschichte. Das Mädcheninternat bei Paris ist das einzige seiner Art in Frankreich und wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Napoleon für die Töchter seiner Ehrenlegionäre gegründet. Der von Napoleon erstellte Lehrplan war für damalige Zeiten sehr fortschrittlich. Über die Jahre des 2. Weltkriegs ist diese Verbindung fast in Vergessenheit geraten. Erst in den 90er-Jahren besannen sich einige Französisch-Lehrerinnen des Stifts auf die historischen Wurzeln und nahmen Kontakt mit der französischen Schule auf. Aus diesen ersten Begegnungen hat sich ein regelmäßiger Austausch entwickelt. Gabriele Heigl

Artikel vom 11.06.2013
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