Ur-Löwe leidet an Leukämie – der TSV 1860 will helfen

München · „Es ist seine einzige Chance“

Auf zahlreiche Spender hoffen (von links nach rechts) Yvonne Renz (DKMS), Dr. Rainer Koch (BFV), Benny Lauth (Schirmherr der Aktion), Thomas Lommer (Initiator) und Robert Schäfer (Geschäftsführer TSV 1860).  Foto: Schuldt

Auf zahlreiche Spender hoffen (von links nach rechts) Yvonne Renz (DKMS), Dr. Rainer Koch (BFV), Benny Lauth (Schirmherr der Aktion), Thomas Lommer (Initiator) und Robert Schäfer (Geschäftsführer TSV 1860). Foto: Schuldt

München/Giesing · Thomas Lommer ist sichtlich mitgenommen. „Es ist seine einzige Chance, gesund zu werden“, sagt der 40-Jährige und denkt an seinen Vater. Der 61-jährige Münchner Ludwig Lommer leidet an Leukämie und benötigt dringend eine Stammzellenspende.

Bei der Suche nach einem Spender für sein langjähriges Mitglied will auch der TSV München 1860 mithelfen.
Der Blutkrebs ist bei Ludwig Lommer zum zweiten Mal ausgebrochen. „Die erste Krankheit hat er gut gemeistert. Doch dann hat er im Januar erneut die niederschmetternde Diagnose erhalten“, erzählt Sohn Thomas. „Für uns als Familie ist das tragisch.“ Bei der Vorstellung der Hilfsaktion auf dem Gelände des TSV 1860 kann Ludwig Lommer nicht dabei sein: Sein Gesundheitszustand lässt es nicht zu. „Er bekommt Chemotherapien. Doch irgendwann schafft es der Körper nicht mehr. Das ist dann das Todesurteil“, berichtet Thomas Lommer.

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Ludwig Lommer ist Sechzger durch und durch: Seit 1968 ist er Vereinsmitglied, lange führte er eine erfolgreiche Schiedsrichter-Karriere. Als Assistent schaffte er es bis auf die FIFA-Liste und stand bei internationalen Spielen an der Linie – zum Beispiel im Camp Nou in Barcelona. Nach Ende seiner Laufbahn fungierte Lommer 16 Jahre als Schiedsrichterbetreuer beim TSV. Bei den Heimspielen seiner „Löwen“ ist er immer dabei. Einmal durfte sein Enkel mit den Profis in der Allianz Arena einlaufen – doch gerade diesen Familien-Höhepunkt verpasste der dreifache Opa „mit Leib und Seele“. Denn damals war die Leukämie zum ersten Mal ausgebrochen. „Er war sehr traurig, dass er nicht dabei sein konnte“, erzählt Tochter Karin Köllner.

„Ich kenne Ludwig schon länger. Wir laufen uns bei jedem Heimspiel über den Weg“, sagt Benny Lauth, Kapitän der 1860-Profis. Er ist Schirmherr der Aktion für Ludwig Lommer, die Sohn und Tochter gestartet haben und auf die die „Löwen“ aufmerksam machen. „Mein Vater hat sich sehr gefreut über die tolle Unterstützung des Vereins“, meint Karin Köllner. Für Lauth ist es ein besonderes Anliegen: „Ich versuche, meine Position in der Öffentlichkeit zu nutzen. Ich hoffe, dass möglichst viele Leute kommen“, blickt der 31-Jährige voraus auf die Registrierungsaktion, die am Samstag, 4. Mai, von 13 bis 17 Uhr im Feuerwehrhaus Harthof stattfindet.

Der Löwen-Kapitän ist seit einem Jahr in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) erfasst – wie auch Alexander Schmidt. „Ich habe selbst einen Fall von Leukämie in der Familie“, so der Chefcoach der 1860-Profis. Nicht nur der TSV, auch der Bayerische Fußballverband (BFV) engagiert sich für Ex-Referee Ludwig Lommer, der für seine unscheinbare Art geschätzt wird. „Wir wollen dem Betroffenen Mut machen und zeigen, dass er nicht alleine ist“, sagt BFV-Präsident Dr. Rainer Koch: „Fußball steht für mehr als nur 90 Minuten.“ Laut Koch ließen sich bereits alle Hauptamtlichen des BFV typisieren.

„Es ist kein großer Aufwand, um Leben zu retten“, erklärt Yvonne Renz von der DKMS. Die Blutspenden, benötigt werden fünf Milliliter aus der Armvene, werden von Fachpersonal durchgeführt. „Das dauert keine zehn Minuten“, so Renz. Die DKMS ist mit fast 3,5 Millionen registrierten Spendern weltweit die größte Datei. Ziel ist es, für jeden Patienten einen passenden Spender zu finden. Bislang ist dies zwar in rund 80 Prozent der Fälle erfolgreich. Das heißt aber, dass jeder Fünfte erfolglos auf eine Stammzellenspende wartet. Voraussetzung für eine Abgabe ist ein Alter von 17 bis 55 Jahren, aber wer an Diabetes, Krebs oder Erbkrankheiten leidet, kann nicht als Spender eintreten.

Doch helfen kann jeder: Da pro Registrierung wegen der Laborkosten 50 Euro aufgewendet werden müssen, ist die DKMS auf Geldspenden angewiesen. Leukämie ist keine seltene Krankheit: In Deutschland erhält im Schnitt alle 45 Minuten ein Mensch die Diagnose. Nicht alle dürften dies so wegstecken wie Ludwig Lommer. „Er hat gemeint, dass Jammern nix hilft! Er sieht alles eher positiv, und ist überzeugt, einen Spender zu finden“, berichten Katrin und Thomas von der „Kämpfernatur“ ihres Vaters. Trotz der schweren Krankheit arbeitet der 61-Jährige noch stundenweise als Bereichsleiter bei einer Münchner Versicherung. Zu schwach ist er zurzeit allerdings, um an der Isar fischen zu gehen – Lommers zweite Leidenschaft neben dem Fußball. Doch bei aller kämpferischen Einstellung ist klar: Überleben kann Ludwig Lommer nur, wenn ein passender Spender gefunden wird. Von Benjamin Schuldt

Die Registrierungsaktion findet statt am Samstag, 4. Mai, von 13 bis 17 Uhr, im Feuerwehrhaus München-Harthof, Heimperthstraße 1. Ein Spendenkonto der DKMS besteht unter der Kontonummer 68667 bei der Raiffeisenbank Hallbergmoos-Neufahrn, BLZ 70 16 94 72. „Sind Sie als potentieller Stammzellenspender registriert?“ Stimmen Sie ab unter www.samstagsblatt.de.

Artikel vom 25.04.2013
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