Bürgerin rettet ausgesetzten Hund vor dem Erfrieren

München/Feldmoching · Spitz vor Supermarkt „vergessen"

Karin W., die den ausgesetzten Hund in Feldmoching gefunden hat, ist selbst Halterin von zwei Hunden. Foto: ws

Karin W., die den ausgesetzten Hund in Feldmoching gefunden hat, ist selbst Halterin von zwei Hunden. Foto: ws

München/Feldmoching · Man kann sie schon als „Engel der Tiere“ bezeichnen. Karin Weigl aus dem Münchner Norden hat vergangene Woche einem ausgesetzten Hund vermutlich das Leben gerettet: „Er wäre bei minus zehn Grad elendig erfroren.“

Kurz vor Ladenschluss entdeckte sie ihn im Dunkeln, etwas abseits vom Eingang eines Lebensmittelladens in Feldmoching. Der Spitz war an einem Radlständer angebunden – wohl seit Stunden, vermutet die Hundebesitzerin.

Das Tier mit seinem dunklen, wuscheligen Fell „saß traurig da. Der Hund hat sich nicht bewegt und auch nicht gebellt.“ Das sei ihr komisch vorgekommen. Hätte sie den Spitz nicht entdeckt, wäre er wohl die ganze Nacht auf dem Grundstück zurückgeblieben, vermutet die Tierliebhaberin. „Die Augen offen halten und hinschauen, das ist unsere Verantwortung.“ Das müsse jeder tun, wünscht sie sich.

Sie wartete bis Ladenschluss, doch vergeblich. Von „Frauchen“ oder „Herrchen“ keine Spur. Kurz nach 20 Uhr rief sie die Polizei. Denn wenn ein Hund angebunden sei, dürfe man ihn nicht losbinden und einfach mitnehmen, das sei Diebstahl. Die Beamten der Inspektion Moosach kamen und banden den Spitz los. „Da hat er sich gefreut.“

Die Polizisten brachten ihn ins Münchner Tierheim nach Riem. Bislang habe niemand nach ihm gesucht, erklärte Judith Brettmeister vom Tierschutzverein München auf Nachfrage. Nun wartet der in Feldmoching ausgesetzte Hund auf ein neues, gutes Zuhause – wie viele andere Tiere auch.

Tiere und Haustiere in München und dem Münchner Umland
Themenseite zur Tierwelt in und um München

Das Münchner Tierheim kümmert sich um Hunde, Katzen, Kleintiere und Vögel aus der Millionenstadt. Im Jahr sind es rund 8.500 Tiere, die untergebracht und versorgt werden müssen. In den Ferien sei es besonders schlimm, berichtete Brettmeister. Egal ob Weihnachten, Ostern, Pfingsten und im Sommer, „in allen Ferien kommen 30 Prozent mehr Tiere rein.“ Anfang dieses Jahres habe man besonders Kleintiere wie Ratten, Chinchillas und Kaninchen bekommen. Vor ein paar Tagen seien vier Chinchillas unterernährt auf einer Straße gefunden worden.

Im Münchner Tierheim sind allein 50 Tierpfleger beschäftigt, um all diese Tiere zu versorgen. Man brauche jedes Jahr einige Millionen Euro, beispielsweise für Futter und zur medizinischen Versorgung der Tiere, kurz für die laufenden Betriebs- und Personalkosten. Im vergangenen Jahr seien das 4,8 Millionen Euro gewesen. Die Stadt München bezahle zwar pauschal 500.000 Euro, doch „das reicht bei Weitem nicht aus“, beklagte Brettmeister.

Das Tierheim schreibt rote Zahlen

Deutschlands zweitgrößtes Tierheim schlug deshalb kürzlich Alarm. Immer mehr ausgesetzte, abgeschobene und aufgefundene Tiere müssten betreut werden. Die Spendengelder gingen aber seit Monaten zurück, auch Erbschaften von Tierfreunden fielen kaum mehr an. Die Folge: Das Tierheim schreibt rote Zahlen. 2012 habe es einen Verlust von zwei Millionen Euro gegeben, so Brettmeister. 2013 käme man noch irgendwie über die Runden, aber „dann ist Schluss.“ Dem Münchner Tierheim droht also das Aus. Um es zu retten, müssten die Stadt und die Bürger zusammenstehen und es mit ihren Spenden erhalten, fordern die Verantwortlichen.

Die aufmerksame Bürgerin aus dem Münchner Norden holt ihre Hunde übrigens nie beim Züchter, sondern immer von Tierschutzvereinen. Sie ist Mitglied bei „Engel der Tiere“, einem Tierschutzverein, der sich um im In- und Ausland in Not geratene Tiere kümmert, hauptsächlich um Hunde, Katzen und Pferde. Das Hundehaus in Kleinberghofen hinter Dachau sei derzeit voll, berichtet sie. Wer einen treuen Vierbeiner sucht, kann sich im Internet die Hunde des Tierschutzvereins „Engel für Tiere“ ansehen: Sara und Maggie sind erst drei Monate alt. Obwohl sie noch so klein sind, wurden die Mischlingshündinnen ausgesetzt. Nun suchen die Welpen schnellstens ein neues, gutes Zuhause. Auch Max, ein reinrassiger ungarischer Hirtenhund, der auf einem Grundstück allein zurückgelassen worden war, wie nun der Spitz in Feldmoching. Seine Finderin hat selbst zwei Mischlingshunde, Tini und Marika. Seit 30 Jahren lebt sie mit Hunden und wuchs mit einem auf. „Ein Hund bedeutet Zeit und Verantwortung, man muss sich um ihn kümmern“, warnt die Münchnerin alle Tierliebhaber vor der zu übereilten Anschaffung eines Hundes.

Von Wally Schmidt

Artikel vom 24.01.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...