BA will mit Verantwortlichen »Filialstrategie« besprechen

Bogenhausen · Post nervt Bürger

Eine lange Schlange vor der Postfiliale in der Meistersingerstraße. Die Menschen im Stadtbezirk Bogenhausen sind sauer auf die Filialpolitik der Post.	Foto: hgb

Eine lange Schlange vor der Postfiliale in der Meistersingerstraße. Die Menschen im Stadtbezirk Bogenhausen sind sauer auf die Filialpolitik der Post. Foto: hgb

Bogenhausen · »Das nervt, ich hab genug von der Warterei!« Die Frau in der mehr als 50 Personen zählenden Schlange vor der Postfiliale an der Meistersingerstraße in Englschalking ist richtig sauer.

Nach einer halben Stunde ist sie endlich am Ziel und kann ihr Päckchen an einem der vier Schalter aufgeben. Die Bürgerin ist mit ihrer Verärgerung nicht allein, immer wieder erreichen den Bezirksausschuss (BA) harsche Beschwerden über die Post. »Die Situation in Bogenhausen ist seit Jahren ein einziges Trauerspiel«, konstatierte ein Lokalpolitiker. Jetzt scheint sich etwas zu bewegen. Kommunalpolitiker und Post-Verantwortliche treffen sich, um die »Filialstrategie« – so tituliert BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser den Termin – zu erörtern.

Die Schwierigkeit, passende Räume oder Gebäude zu finden, ist offenkundig immens groß, kaum jemand will die Post im Haus haben. »Brauchst was, muasd kilometerweit fahrn oder geh, muasd ewig osteh – und dann kriagst ned, wasd brauchst«, klagte vor einem Jahr ein Rentner im BA. Er hatte so die Bitte einer Rentnerin aus der dicht besiedelten Parkstadt kommentiert, wo viele Ältere wohnen. Die Frau hatte Unterstützung für eine Zweigstelle samt Postbank gefordert, nachdem sie zu einer Anfrage von dem Konzern nur eine unbefriedigende Stellungnahme erhalten hatte. Auch andere Bürger hatten über weite Wege zu echten Postfilialen geklagt. Zwar gibt es in der Busching- und in der Stuntzstraße Verkaufspunkte, wo man Briefmarken erwerben aber keine Pakete aufgeben kann. Die nächstgelegenen Filialen an der Einsteinstraße, in einem Asia-Markt, und im Arabellapark sind weit entfernt.

Bezirksausschuss will mehr Standorte

Über die Parteigrenzen hinweg griffen seinerzeit SPD-Fraktionssprecher Peter Scheifele und Xaver Finkenzeller (CSU) das Thema auf, präsentierten einen danach vom Plenum abgesegneten Vorschlag an die Post. Auf einer Karte hatten sie dargelegt, »dass sich in Bogenhausen einige Lücken auftun«. Grundsätzlich wurde die Post aufgefordert, eine Verdichtung ihres Filialnetzes »zu prüfen und herbeizuführen«. Insbesondere sollen »Standorte oder mindestens Verkaufspunkte gefunden und eingerichtet werden«. Und zwar an vier Stellen, in der Parkstadt / Umfeld Weltenburger Straße, beim neuen Lebensmittelmarkt in Daglfing, in der Gartenstadt Johanneskirchen und im künftigen Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße.

Laut Scheifele folgten intensive Gespräche mit Post-Vertretern. Doch seither ist nichts geschehen. Daher hatte sich zum Jahresende die Frau aus der Parkstadt erneut an die Bürgervertreter gewandt. Die Lokalpolitiker reagierten und forderten von der Post Auskunft über den Stand der Dinge. Die Folge: Ein Gespräch zur »Filialstrategie« steht an.

»Vor einem Jahr haben wir erläutert, dass wir in Bogenhausen eine zusätzliche Filiale aufmachen werden, wo, das ist noch offen, sowie drei Verkaufspunkte, wenn sich Einzelhändler dazu bereit finden. Das ist einzig eine Standortfrage«, erklärte jetzt auf Nachfrage Wilhelm Haas, regionaler Politikbeauftragter Bayern / Deutsche Post DHL. Er schränkte indes offensichtlich vorsorglich ein: »Nach dem Dienstleistungsvertrag der Post besteht in Bogenhausen kein Filialbedarf.« Aber: »Sollte ein Verkaufspunkt von den Kunden stark nachgefragt werden, können wir ein ›Upgrade‹ zur Filiale machen.« Kann man es glauben? Es steht zu befürchten, dass sich der Service demnächst eher noch verschlechtern wird. Das Gebäude an der Meistersingerstraße wird im Frühjahr abgerissen und dort ein Hochhaus mit integrierter Postfiliale und -finanzcenter gebaut. Bis das Objekt fertig ist, wird der Postbetrieb in Containern abgewickelt. Am Fritz-Meyer-Weg in Oberföhring ist das bereits seit kurzem der Fall.

Und die Zweigstelle an der Ismaninger Straße, die seit der Neubebauung des alten, unweit entfernten Standorts vor acht Jahren in einem Ausweichquartier, einem muffigen Provisorium im Haus 136 / Ecke Wehrlestraße innerhalb der Raulino-Passage untergebracht ist? Die wird dort wohl bleiben. Zwar gab es einen Plan der Eigentümer, die durch die Südboden Grundbesitz Verwaltung vertreten werden, auf dem freien Areal neben dem denkmalgeschützten Wohnblock in der Ismaninger Straße 111 bis 115 eine Tiefgarage für die Wohnanlage nebst Postfiliale zu bauen. Aber dieser Plan wurde laut Vorstand Maximilian von der Leyen inzwischen ad acta gelegt. »Wir haben, trotz der Unterstützung durch die Stadt, von dem Vorhaben Abstand genommen. Das passte weder mit dem Denkmalschutz noch flächenmäßig mit den von der Post benötigten Räumen zusammen. Und die Optik zwischen Bundesfinanzhof und den Wohngebäuden wäre wie auch unsere Gartenanlage ›zerrupft‹ worden.« Helmut G. Blessing

Artikel vom 22.01.2013
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