Das Paul Kuhn Trio im Bürgerhaus Unterschleißheim

Fernsehlegende am Klavier

Unterschleißheim · »Paulchen« Kuhn – der alte Charmeur am Piano, gibt am Donnerstag, 31. Mai 2001, 20.00 Uhr, ein Gastspiel im Unterschleißheimer Bürgerhaus.

Der Vorverkauf für Tickets hat schon begonnen. Sie sind zum Preis von 40/36 Mark an der Theaterkasse im Foyer des Bürgerhauses (Tel. 0 89/3 10 09-2 00) erhältlich.

Im künstlerischen Kern ist er seit je ein Jazz-Pianist. Aber unzweifelhaft erscheint Paul Kuhn als Multitalent der Unterhaltungsmusik. Er hat ein Musical geschrieben, hat Schlager gesungen und sie singen lassen, hat Talente entdeckt und produziert, und sein Erscheinen bei Fernsehunterhaltungsshows war in den siebziger Jahren allen selbstverständlich. Doch bei aller Vielfalt spürt man in Paul Kuhns Arbeit den musikalischen Antrieb des Jazz-Musikers.

Dabei hat sich Paul Kuhn von eingefleischten Jazzfans gelegentlich kritische Bemerkungen gefallen lassen müssen. In der Tat. Vergleicht man die Aufnahmen seiner Bands bei den Frankfurter Jazzfestivals von 1954 und 1955 mit manchen späteren von Kuhn mit der SFB-oder der SDR-Big Band, so wirken die späteren Arrangements gefälliger und zugänglicher, ja zuweilen gar dem glatten Sound James Lasts verpflichtet. Kuhn hat sich irgendwann in den fünfziger Jahren entschieden, stets zumindest ein Bein im Genre von Schlager und Tanz zu lassen.

Das war ökonomisch sinnvoll und erfolgreich, und hat gerade deshalb die Vorwürfe angeheizt. Allerdings hat er dem »field cry« im schwarzen, authentischen Jazz nie nachgeeifert, auch nicht in den ersten Jahren nach 1945, und so wirkt seine musikalische Entwicklung geradliniger als die mancher Jazz-Musiker, die als Weiße schwärzer sein wollten als die Schwarzen und doch nie zur Glaubwürdigkeit gelangten. Was an den Aufnahmen von Kuhns Arrangements und an seinem Spiel oft bezwingt, ist das aus Fleisch und Blut kommende Musikantentum. Auch dann, wenn Kuhn seinen Arrangements süffige Streicher beigibt, die den Verdacht auf kalkulierte Oberflächenwirkung erregen, teilt sich dieses Musikantentum mit.

Und wir glauben ihm sofort, wenn er in seiner Autobiographie »Swingende Jahre« bekennt: »Mein Leben lang habe ich mich mit Musik beschäftigt, und ich kann mir ein Leben ohne Noten nicht vorstellen. Wenn ich keine Musik machen würde, wüßte ich gar nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Mein Leben wäre total leer. Selbst in meiner Freizeit habe ich immer ein Paar Partiturbögen dabei und schreibe und arrangiere. Immer ist irgendwo Musik. Ich lebe von der Musik, für die Musik und mit der Musik.« »Kuhn live, das lebt auch von der warmherzigen Atmosphäre, mit der der Swing-Veteran an den Stätten seiner frühen Erfolge empfangen wird. Seit »Blame it on my youth« ist der Pionier des deutschen Bigband-Jazz zurück in kleinen Clubs mit kleiner Besetzung, im Trio mit Willy Ketzer, einem der renommiertesten Big-Band-Drummer hierzulande, und dem jugen Paul G. Ulrich am Bass.

Er bleibt auf traditonellem Kurs in seinen Annährungen an die weltläufigen Themen, spart sich experimentelle Abschweifungen, ist dabei stets geschmackssicher, liebevoll verspielt und eng verzahnt im Zusammenspiel mit seinen beiden Mitstreitern. Dazu Kuhns spröder, sprechender Gesang, das ist Swing aus berufenem Mund.« N.F.

Artikel vom 23.05.2001
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