Von Hannah Profitlich

Bogenhausen · »C’est bon«

Bogenhausen · Körper und Formen in Bewegung. Leichtes Hin- und Herwiegen wird zur wilden Ekstase. Farbiges Licht streift Gesichter, geprägt von Leidenschaft und Euphorie. Laute elektronische Musik wandert durch jedes Glied des Körpers, sodass man gar nicht mehr weiß, wie einem geschieht, und man ganz einfach Teil der anschwellenden Spannung wird.

12-teiligen Reihe: Wir hinterfragen Geschichten

Besucher einer »Bon Moustache« Party würden diese wohl so beschreiben. Oder eben doch vollkommen anders. Man weiß nie genau, was einen erwartet. Als sich im August 2010 neun 18- und 19-Jährige zusammentaten, um ein Künstlerkollektiv zu gründen, erahnte keiner von diesen, welche Bewegung oder welche Gefühle sie damit auslösen würden. Anfangs überlegten sich die zwei ambitionierten DJs mit den Künstlernamen Eduardo D’Alirio und Lex Luquex eigene Musik zu produzieren.

Verwirklichung eines Traums

Gesagt, getan. Durch die Begeisterung von Freunden über ihre Aktivitäten entwickelte sich alles »wie von selbst«, wie Eduardo meint. Seitdem wird hart an der Verwirklichung des Traums der Jugendlichen gearbeitet. Der ursprünglich geplante Name »bon voyage« entfaltete sich durch ein Telefonat und ein unbeschwertes Gespräch zu »bon moustache«, auf Deutsch »schöner Bart«. Dieser fand sofort Anklang bei der gesamten Gruppe und entwickelte sich schnell zu einem Trend in der Münchner Musikszene. Seither werden Partys organisiert, T-Shirts und Taschen entworfen und Flyer verteilt. »Wir geben alle unser Bestes«, betont Ömer Kaplan, der mit für die Promotion, überwiegend auf offener Straße, und das Design von »Bon Moustache« verantwortlich ist. Außerdem besteht die Truppe, alles enge Freunde, verbunden durch die Liebe zur elektronischen Tanzmusik, aus Brown und Laurin Lell, Johnny Moesef Thunder­storm, Karl Kaufmann und Armin Eßert, die vor allem die Bereiche Promotion, Planung und das Design von Flyern abdecken und letztlich Philipp Stangl, »ohne den die Kasse schon längst leer wäre«.

Nach der ersten illegalen Open-Air-Party, die durch die Polizei nach sechs Stunden ausgiebigen Feierns ein Ende fand, konnte durch die Bekanntschaft mit einem DJ des »4-eck« Clubs in der Kultfabrik eine erneute, diesmal offiziell anerkannte Veranstaltung ermöglicht werden. »Es war ein voller Erfolg. Es erschienen 500 Leute, obwohl der Club normalerweise nur von geschätzten 200 Leuten besucht wird«, erklärt Ömer, während seine Finger wie von selbst den Takt der Hintergrundmusik angeben. Durch kostenlos verteilte Jutetaschen und T-Shirts, versehen mit dem »Bon Moustache«-Logo konnte der Bekanntheitsgrad der Organisation von Anfang an gesteigert werden. Das sehenswerte Resultat bescherte dem Kollektiv zwei weitere Partys, unter anderem an Silvester 2010 und zahlreiche Neuanfragen. Zusätzlich nahmen die beiden DJs Lex Luquex und Brown am »Wipe out«, einem münchenweiten DJ-Wettbewerb, mit großem Erfolg teil. Hier wurden sie zu Münchens Nummer eins gekrönt.

Das Finale wurde für alle eine Teilnahme am Genuss der Konzentration auf den Moment und einer durch die Musik geschaffenen Gemeinschaft. »Viele empfanden den Abend als unbeschreiblich. Besser als ein gutes Konzert und eine Party zusammen«, erklärt Ömer mit unübersehbarem Stolz auf dem Gesicht. Der rasante Aufstieg und die ungemeine Stoßkraft der Organisation verwundert die »Bon Moustache«-Clique selbst noch zeitweise. »Es kam einfach eins zum andern. Wir haben wirklich Glück.« Glück umfasst auch das Motto des Künstlerkollektivs. »Wir möchten einfach Spaß haben und diesen am liebsten mit der ganzen Welt teilen. Vielleicht können wir Glück versprühen, auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick ist.«

Der ungezwungene, fast abgetragene, jedoch von etwas Extravaganz geprägte Stil der Jugendlichen wirkt als Vorbild für viele Gleichaltrige. Dies lässt sich auch durch Besuche von anderen Veranstaltungen erkennen. »Es ist krass, wenn du im Club nicht durch einen gewöhnlichen Handschlag, sondern durch den unter die Nase gehaltenen Finger, als Zeichen eines Barts, begrüßt wirst und jeder dich anschaut«, betont Ömer, der selber Träger eines »bon moustache« ist. »Es ist wundervoll etwas Neues in die Welt zu setzen, vor allem wenn du eine solche Begeisterung damit auslöst.«

»Wir wollen etwas bewegen«

Verbreitet wird die Idee »Bon Moustache« vor allem durch das soziale Netzwerk Facebook, durch eine eigene Internetseite, durch das Verteilen von Flyern, sowie durch die im Online-Shop angebotenen T-Shirts und Taschen. »Es ist wirklich wichtig an jeder Ecke aufmerksam auf dich zu machen.« Die Arbeit lohnt sich. »Hauptsächlich ziehen wir unser Ding durch, weil wir Spaß dran haben und etwas bewegen wollen. Das Geld wird, wegen des wachsenden Erfolgs zu einem schönen Nebeneffekt«. Der Gewinn wird jedoch noch nicht unter den Mitgliedern verteilt, sondern für Neuinvestitionen gespart.

Das junge Künstlerkollektiv hat sich innerhalb eines halben Jahres Arbeit einen Namen in der Münchner Szene gemacht. Auf Kritik stößt die »Bon Moustache« Gemeinschaft weniger. Die an Erfahrung reichere Gesellschaft schenkt der Organisation ebenfalls Bewunderung. Durch die Leidenschaft für die Arbeit und die Hingabe für diese Leidenschaft kann die ältere Generation vielleicht auch etwas von der jüngeren lernen.

Artikel vom 29.02.2012
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