Angebliche MKS-Impfung kommt Stadtrat teuer zu stehen

Abzocke oder berechtigte Forderung?

München · Seraphin darf leben! Nach 20 Tagen »Schutzhaft« im staatlichen Untersuchungsamt ist sie endlich wieder frei und macht nun erst einmal Erholungsurlaub auf saftigen oberbayerischen Weiden.

Seraphin ist eines der drei Schafe von Stadtrat Bernhard Fricke, die am 11. April »beschlagnahmt« worden waren.

Grund dafür: Der Stadtrat (David gegen Goliath – Umweltliste unabhängiger Bürger), hatte seine Tiere verbotenerweise gegen Maul- und Klauenseuche geimpft.

Seraphin und ihre »Familie« wurden deshalb auf Antikörper getestet – mit negativem Ergebnis. Bernhard Fricke hatte versehentlich das Serum vertauscht. Dieser Fehler rettete dem Schaf das Leben, denn wäre Seraphin tatsächlich geimpft worden, hätte sie gekeult werden müssen. Der Wirbel um die angebliche Impfung hat sich inzwischen gelegt. Bernhard Fricke allerdings bekam jetzt die Rechnung für die Unerbringung und Untersuchung der Tiere serviert.

4.171,- DM sollte der Stadtrat berappen, was er unter Protest auch tat, um seine geliebten Schafe wieder zu bekommen. Er kritisierte die Kostenrechnung jedoch als »disziplinierte Abzocke«, die er überprüfen lassen will.

»Bei einigen Rechnunspositionen hatte ich eher den Eindruck, »unter die Räuber« gefallen zu sein, wie etwa bei dem Kostenansatz für den Aufbau des Schafspferchs, für den 3 Stunden für jeweils 3 Leute in Ansatz gebracht wurden«, so der Stadtrat. Der den Tieren zur Verfügung gestellte Raum von etwa 10 bis 12 Quadratmetern sei ohnehin an der Grenze der Zumutbarkeit gewesen.

»Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass von Teilen des Ministeriums die Auffassung vertreten wird, hier in einem Rundumschlag aktive Bürger, die das Salz jeder lebendigen Demokratie sind, durch bürokratische Hemmnisse und unangemessene Forderungen disziplinieren zu wollen. Die Botschaft lautet dabei: Besser nicht aufmucken und alles akzeptieren, sonst könnte es dich teuer zu stehen kommen», meint Fricke.

Ungeheuerlich fand er auch die Aufforderung des Verbraucherministeriums, er solle sein Schaf verbrennen. Mit dieser Äußerung hätte das Ministerium nicht nur sein Schaf, sondern auch ihn, durch die aufgehetzte oberbayerische Landbevölkerung, in Todesgefahr gebracht. »Ich bin sehr glücklich, dass Seraphin wieder in Freiheit und einer unmittelbaren Bedrohung durch Behörden und Bauern enthoben ist. Die tödliche Bedrohung durch MKS besteht jedoch weiter und deshalb werde ich mich für eine flächendeckende Schutzimpfung zum Wohle aller Tiere einsetzen«, kündigt er an.

Er fordert die deutschen Behörden auf, endlich einmal nachvollziehbare Zahlen über die deutschen und die EU-Exporte von Klauentieren in die USA, Kanada und Japan vorzulegen und den daraus resultierenden Exportgewinn den konkreten Schaden durch den bisherigen MKS-Seuchenzug gegenüberzustellen, um die Irrationalität der EU-Politik deutlich zu machen.

Inzwischen sind nicht nur alle Tier- und Umweltorganisationen sondern auch die bayerische Tierärztekammer sowie der Bauernverband Hessen und Nordrhein Westphalen für eine Schutzimpfung eingetreten. ct

Artikel vom 17.05.2001
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