So seh ich das! Münchner Samstagsblatt-Redakteurin Kirsten Ossoinig zum Thema

München · Zum Thema: Schäffler und Tradition

München · Eine schöne Geschichte haben die Schäff­ler­tänze. Nach der Pestepidemie vor fast 500 Jahren sollten die verzweifelten Münchner mit einem lustigen Schauspiel wieder Mut und Lebensfreude schöpfen. So sind die Schäffler gegen die Schrecken von Krankheit und Tod vorgegangen.

Münchner Schäffler 2012

Schade, dass das nicht auch heutzutage im Alltag klappt. Stress mit dem Chef? Blöde Kollegen? Angst vor einer Arztdiagnose? Moment, ich stülpe mir eben mein rotes Wams über und tanze. Tanze die Schrecken hinfort und bin fürderhin froh, glücklich und gesund. Hört sich das ironisch an? So soll es gar nicht klingen. Eher schwingt Wehmut mit, dass man genau in diesem Alltag, in dem ein wenig Schäfflertanz von Zeit zu Zeit gar nicht schaden würde, von Mitmenschen scheel angesehen würde, packte man das rote Kostüm aus. Gott sei Dank ist er dieser Tage amtlich, der fröhliche Tanz. Auch wenn die Mitwirkenden ganz zeitgemäß im Stress sind: Unter Zeitdruck von Schäfflertermin zu Schäfflertermin hetzen – da muss man schon ein harter Knochen sein. Kein Wochen­ende, kein Ausschlafen, ständig Körperertüchtigung, das Ganze sechs Wochen lang – das schlaucht unter Umständen mehr als die Arbeit einer Wiesnbedienung während des größten Volksfests der Welt. Immerhin haben die Schäffler eine längere Erholungsphase – sieben Jahre. Und nachdem es bis zum nächsten Mal so lang dauert: Genießen Sie’s! So seh ich das.

Artikel vom 12.01.2012
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