Entscheidung pro Café am Herkomerplatz vertagt

Bogenhausen · Farce ums stille Örtchen

Café, Vereinsheim und Toiletten – alles möglich an bisher trister Ecke, aber der BA ist uneins.	Foto: ikb

Café, Vereinsheim und Toiletten – alles möglich an bisher trister Ecke, aber der BA ist uneins. Foto: ikb

Bogenhausen · Bleibt das Toilettenhäuschen am Herkomerplatz als derartige Einrichtung in renoviertem Zustand erhalten oder kann es zu einem Café mit Freischankflächen – betrieben vom Wohnwerk München – sowie zu einem Treffpunkt für die Mitglieder des Vereins NordOstKultur umgebaut und vergrößert werden?

Bedürfnisse am Herkomerplatz

Jedenfalls wurde die Entscheidung zum Antrag der Sozialdemokraten im Bezirksausschuss (BA), die Stadtverwaltung möge mit den Vereinen Verhandlungen aufnehmen um die Finanzierung prüfen zu lassen, auf April vertagt. Wie es im Kommunalparlament dazu gekommen ist, kann man schlechthin nur als Farce bezeichnen.

Von dem kleinen Häuschen – umgeben von Wiesen und altem Baubestand – am Rand des Isarhangs kann man fast den ganzen Herkomerplatz überblicken. Doch das Gebäude ist, so Peter Scheifele, SPD-Fraktionssprecher und Antraginitiator, »nicht nur in die Jahre gekommen, sondern auch Opfer von Vandalismus. Und das Zeitfenster ist nur jetzt offen.« Die Anlage soll nämlich demnächst saniert und wieder als öffentliches WC hergerichtet werden. Die nächste BA-Tagung steht aber erst Mitte April an. Für den Plan Café, für eine »tolle Location«, so Scheifele, könnte es dann zu spät sein.

Aus SPD-Sicht könnten gleich vier Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Der eher triste Platz würde ein wenig belebt, der Verein Wohnwerk, der behinderte und autistische Menschen beschäftigt, hätte sein lang gesuchtes Café in Bogenhausen, der Nord-Ost-Kulturverein endlich ein Domizil und im Haus könnten laut Ansinnen »zwei Toiletten, wie in der Gastronomie üblich, zu den Öffnungszeiten weiterhin öffentlich zugänglich bleiben«.

»Eine sehr gute Idee, eine riesige Bereicherung für den Herkomerplatz« befürwortete Andreas Nagel (David contra Goliath) die Bemühungen. Paula Sippl (Grüne) attestierte zum Antrag: »Hervorragend«. Zur Abstimmung durch BA-Chefin Angelika Pilz-Strasser (Grüne) aufgefordert, streckten die Befürworter ihre Arme in die Höhe; auf die Nachfrage nach Gegenstimmen meldete sich CSU-Mann Xaver Finkenzeller – drei christsoziale BA-Mitglieder, darunter Fraktionschef Robert Brannekämper, fehlten bei der Tagung – und bat um eine Pause zwecks Beratung. Sofort zückte Finkenzeller sein Handy und telefonierte. Ergebnis: Vertagung beantragt.

Im Gremium wurde dafür kein Grund genannt, im Anschluss an die Sitzung erklärte Brigitte Stengel auf Nachfrage: »Wir haben in der Fraktion noch Beratungsbedarf.« Der CSU-Vertagungsantrag wurde dann mit 17 zu 15 Stimmen befürwortet – Sippl hob und senkte fast wie in der Disko ihre Arme, blickte und hörte nach links und nach rechts, stimmte schließlich wie Grüne-Fraktionssprecher Holger Machatschek in der Jamaika-Koalition mit, scherte sich um ihre eingangs geäußerte Begeisterung für das Vorhaben nicht mehr. Pilz-Strasser und ihre Parteikollegin Evi Schneider hingegen stellten die Sachfrage-Entscheidung vor die schwarz-grün-gelbe Disziplin und votierten ohne zu zögern pro Café-Plan. ikb

Artikel vom 21.03.2011
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