Höhengleichen Bahnübergang beseitigen – Grundsatzentscheidung im Februar

Fasanerie · Weichen werden gestellt

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit werde es keinen Trog am S-Bahnhof Fasanerie geben. Dies stellte Roland Zeller vom Baureferat klar. 	Fotos: ws

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit werde es keinen Trog am S-Bahnhof Fasanerie geben. Dies stellte Roland Zeller vom Baureferat klar. Fotos: ws

München/Fasanerie · Eine Tieferlegung der Gleistrasse auf einer Länge von 1,2 Kilometern oder nur eine Straßenunterführung? Soll die Stadt zur Beseitigung des höhengleichen Bahnübergangs in der Feldmochinger Straße am S-Bahnhof Fasanerie also den Trog, ein Projekt im dreistelligen Millionenbereich, verwirklichen oder nur einen Straßentunnel, ein Vorhaben für 30 Millionen Euro?

Dringend notwendig: Unterführung am S-Bahnhof Fasanerie

In dieser Frage gibt es unter Anwohnern und Politikern einerseits und der Stadtverwaltung andererseits ganz unterschiedliche Meinungen. Nachdem der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke nun vom Tisch ist, will das Baureferat die kostengünstige Variante, also den Bau einer Straßenunterführung, zur Beseitigung des höhengleichen Bahnübergangs in Angriff nehmen.

Was letztlich geschieht, müssen die Stadträte entscheiden: Die Grundsatzentscheidung zu dem Vorhaben soll voraussichtlich am 3. Februar im Bauausschuss des Stadtrates fallen. Das Baureferat hatte in einer Machbarkeitsstudie mehrere Varianten untersuchen lassen: unter anderem die Tieferlegung der Gleistrasse (Trog), die Umfahrung der Schienentrasse auf Höhe des Rangierbahnhofs sowie den Umbau des bestehenden Bahnübergangs am S-Bahnhof Fasanerie – doch alle drei Varianten schieden aus. Der Trog und die südliche Umfahrung sind dem Baureferat zufolge wegen der zu hohen Kosten nicht zu verwirklichen. Der Umbau des jetzigen Bahnübergangs in eine Straßenunterführung sei »städtebaulich sehr problematisch und aufgrund der vorhandenen Grundstückssituation nicht realisierbar«.

Deshalb schlägt das Baureferat vor, südlich der jetzigen Kreuzung Schiene/Straße eine Straßenunterführung zu bauen. Den derzeitigen Bahnübergang will man dann schließen und dort lediglich einen schmalen Fuß- und Radwegtunnel bauen. Für Autos, Busse und Lkws möchte man 270 Meter weiter südlich eine Straßenunterführung bauen. Dazu soll dann die Feldmochinger Straße von Norden kommend parallel zu den Schienen weiter über die Borsigstraße verlaufen und dann per Tunnel die Schienentrasse kreuzungsfrei queren. Das würde nach Kalkulation des Baureferates 20 bis 30 Millionen Euro kosten. »Es geht wohl eher an die obere Grenze«, erklärte Roland Zeller vom Baureferat im Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl bei der Präsentation des Projektes. Falls der Stadtrat das im Grundsatz befürwortet, werde man in diesem Jahr Verhandlungen zur Finanzierung des Vorhabens führen, so Zeller.

Nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz sei eine Drittelung der reinen Kreuzungskosten zwischen Stadt München, Land und Bund vorgesehen. Unmittelbarer Verhandlungspartner für die Landeshauptstadt sei aber die Bahn.

Für die Tieferlegung der Gleistrasse in einen Trog habe man gar keine genaue Kostenberechnung angestellt, weil diese Variante »aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sehr früh hat ausscheiden müssen.« Dies stellte Zeller auf Nachfrage mehrerer Lokalpolitiker sowie einiger Anwohner klar. Die anwesenden Bürger aus der Fasanerie meldeten heftige Kritik am geplanten Bau der Straßenunterführung. »Das ist ein massiver Eingriff in die Fasanerie. Ich halte diese Planungen für nicht gelungen«, sagte ein Anlieger. Hans Lacker aus der Borsigstraße, zugleich Vorsitzender des Aktionskreises Lärmschutz Bahn/S 1, gab zu bedenken, dass es immerhin um eine »Zukunftslösung für die nächsten 50, 80 bis 100 Jahre« gehe. Da müsse man sich schon vorher genau überlegen, welche Weichenstellung man wolle – die Tieferlegung der Gleistrasse dürfe rein aus Kostengründen jedenfalls nicht sofort ausscheiden.

Singhammer favorisiert den Trog

Den Trog favorisiert im Übrigen auch der Bundestagsabgeordnete im Münchner Norden, Johannes Singhammer (CSU). Der Bezirksausschussvorsitzende Markus Auerbach (SPD) forderte von den Vertretern der Stadtverwaltung klare Aussagen zur möglichen Tieferlegung der Gleistrasse: Baureferats-Vertreter Zeller stellte prompt klar, dass im Falle der Realisierung des Trogs »die Stadt zu 100 Prozent auf den Kosten sitzen bleiben würde.«

Denn Zuschüsse werde die Landeshauptstadt nur für das kostengünstigste Querungsbauwerk bekommen, erläuterte Zeller. Trotzdem erinnerte Brigitte Kampffmeyer-Möhling (SPD), die seit vielen Jahren im Bezirksausschuss sitzt, ihre Gremiumskollegen daran, dass »wir uns immer einig waren, dass die Tieferlegung der Gleistrasse die beste Lösung ist.«

Der Bezirksausschuss Feldmoching-Hasenbergl forderte bei einer Sondersitzung am vergangenen Montagabend schließlich das Baureferat auf, die Kosten für die Tieferlegung der Bahnschienen zu ermitteln – als Alternative zum Bau der geplanten Straßenunterführung. Dieses Projekt lehnten die Lokalpolitiker nach längerer Diskussion schließlich parteiübergreifend einstimmig ab. Auch im Nachbarbezirk Moosach sprach man sich auf Initiative der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss gegen dieses Vorhaben aus. Die Feldmochinger Straße sei bereits jetzt stark frequentiert, argumentierte Julia Schönfeld-Knor (SPD). Anstatt jetzt auf die Schnelle eine Straßenunterführung zu bauen, müsse die Stadtverwaltung eine »koordinierte Lösung« anstreben.

Bahnschranken häufig geschlossen

Nur auf diese Weise könnten die Verkehrsprobleme im Münchner Norden gelöst werden. Immerhin gebe es mehrere höhengleiche Bahnübergänge entlang der Gleistrasse der S 1 – nicht nur den am S-Bahnhof Fasanerie in der Feldmochinger Straße. Alle paar Minuten sind dort derzeit die Schranken unten. Für Anwohner und Autofahrer ist das ein Dauer-Ärgernis. Falls die Stadt doch die Straßenunterführung baut, beschäftigte Bürger und Lokalpolitiker die Frage brennend, wann denn dann die Unterführung fertig gestellt wäre.

Einen festen Zeitplan gibt es nicht

Ein Anwohner forderte erneut die Realisierung im Jahr 2015, was das Baureferat aber schon Ende letzten Jahres als nicht machbar bezeichnet hatte. Bezirks­ausschussmitglied Gabriele Meissner (SPD) gab sich realistischer: Die Politikerin wollte wissen, ob denn die Eröffnung wenigstens in zehn Jahren, also 2021, möglich wäre. »Das kann ich weder bestätigen noch dementieren.« Es gibt keinen Zeitplan für Planung und Realisierung«, entgegnete der Vertreter des Baureferates. Zeller erklärte auf Nachfrage des stellvertretenden BA-Vorsitzenden Dr. Rainer Großmann (CSU), dass man im Moment den Bau des Regenrückhaltebeckens zurückgestellt habe. Es war auf einer Brachfläche östlich der Gleis­trasse an der Feldmochinger Straße geplant. Über diese Brachfläche soll künftig die neue Straßentrasse zur Untertunnelung des Bahnübergangs verlaufen. Wally Schmidt

Artikel vom 18.01.2011
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