Münchner MotettenChor feiert 50-Jähriges

München · „Ein fröhlicher Zoo“

Seinen 50. Geburtstag feiert der Münchner MotettenChor mit besonderen Konzerten. In der Mitte mit weißer Fliege und Frack: Dirigent Hayko Siemens. Foto: VA

Seinen 50. Geburtstag feiert der Münchner MotettenChor mit besonderen Konzerten. In der Mitte mit weißer Fliege und Frack: Dirigent Hayko Siemens. Foto: VA

München · Aus zwölf Studenten, die zur Umrahmung einer Vorlesung Motetten von Heinrich Schütz sangen, ist der 100-köpfige Münchner MotettenChor (mmc) geworden. Er feiert diese Saison seinen 50. Geburtstag. Im Jubiläumskonzert am Sonntag, 5. Dezember, wird die populäre „Carmina Burana“ zusammen mit einem neuen „Schwesterwerk“ erklingen (17 Uhr, Herkulessaal, Karten an der Abendkasse):

„Orbe rotundo“ („Die Welt ist rund“) des Münchner Filmmusikkomponisten Enjott Schneider (u.a. „Schlafes Bruder“, „Herbstmilch“ und „Tatort“-Melodien).

Vor zwölf Jahren übernahm Hayko Siemens vom Chorgründer, dem späteren Universitäts- und Kirchenmusikdirektor Hans-Rudolf Zöbeley, den Taktstock und führt seitdem weiter, was Zöbeley begann: Werke der „Großen“ mit Werken seltener aufgeführter Komponisten zu verbinden. So stehen neben Bach, Beethoven, Verdi und Orff auch Dvorak, Britten, Honegger oder Frank Martin auf dem Programm. Außerdem die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten in der evangelischen Bischofskirche St. Matthäus, wo der Chor seinen Sitz hat. Seit 1990 kommen Uraufführungen großer Chorwerke dazu. Anlässlich seines 50. Geburtstags bat der mmc den Münchner Professor für Filmmusik, Enjott Schneider, um ein „Schwesterwerk“ zu Carl Orffs „Carmina burana“, einem Eckpfeiler im Chor-Repertoire. Zwar wird die „Carmina Burana“ rund 450 Mal pro Jahr weltweit aufgeführt, aber immer stellt sich das Problem eines passenden Zweitstücks für ein Konzert. Vielleicht rannte MotettenChor-Leiter Hayko Siemens auch deshalb mit seiner Anfrage bei Schneider „offene Türen“ ein, hatte doch der „Orff-Verehrer“ – wie sich Schneider selbst bezeichnet – seit langem Texte aus der Carmina-Sammlung bei sich liegen, die er vertonen wollte. Erweitert um Bibeltexte, Grabinschriften und Zaubersprüche und das von Siemens gewünschte „vor Vitalität, praller Lebenslust und mittelalterlich-derber Frivolität strotzende Libretto“ war fertig. „Altmodisch“ am Klavier in Musik gesetzt, und raus kam „Orbe rotundo.

Lieder von Leben, Magie und Tod“, in der gleichen Chor- und Orchesterbesetzung wie Orffs „Carmina Burana“. Es ist nach Schneider „ein szenischer Bilderbogen zum Jahreskreis“, der im Frühling beginnt und wieder endet und auf seinem Weg die Walpurgisnacht mit Hexensabbat ebenso drastisch in Töne setzt wie er die Apotheose des Feuers oder den Zauber und die Magie des Winters farbig beschreibt. Im Frühling darf der Chor gackern wie die Hühner, gurren wie die Tauben oder mähen wie die Schafe, „wie ein fröhlicher Zoo“ heißt es in den Noten. Das ist mehr als fröhliche Tonmalerei: „Den Frühling als Zielpunkt eines 16-teiligen Jahreszeiten-Zyklusses zu nehmen, verspricht Kraft und Optimismus“, erklärt Schneider. Und ergänzt: „Die raffinierten Klangfarben-Zaubereien des Orchesters und die bisweilen komplexe Struktur des Zeitlich-Rhythmischen haben einen einzigen Sinn: das zeitlose – weil stets wiederkehrende - Leben und Gottes Schöpfung zu preisen“. Dabei markiert das zentrale Chorstück „in orbe rotundo“ („Die Welt ist rund“) den Anfang und Beschluss des Werkes mit leuchtendem Forte-Glanz. Man darf gespannt sein auf die Schwestern „Orbe“ und „Carmina“! Von Angela Boschert

Weitere Jubiläums-Konzerte

Am vierten Advent (Weihnachtsliedersingen), den Feiertagen zwischen den Jahren (Bach, Weihnachtsoratorium), am 14. März 2011 (Münchner Erstaufführung von Wilfried Hiller: Der Sohn des Zimmermanns), am Karfreitag, 22. April 2011 (Bach: Johannes-Passion) und am 9. Juli 2011 (Antonin Dvŏrák: Die Geisterbraut) im Brunnenhof der Münchner Residenz.

Artikel vom 02.12.2010
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