EHC München: Formkrise bei den Goalies, fehlender Biss bei den Feldspielern

München · Ist Weihnachten schon vor Weihnachten vorbei?

Joey Vollmer hat bei seiner Rückkehr in den Kasten des EHC einen gebrauchten Tag erwischt.	Foto: Rabuser

Joey Vollmer hat bei seiner Rückkehr in den Kasten des EHC einen gebrauchten Tag erwischt. Foto: Rabuser

München · Irgendwie sind Pat Cortina und Christian Winkler Gewinner dieses Wochenendes. Warum, möchte man fragen, schließlich rutschte ihr EHC durch zwei Niederlagen (2:6 gegen Mannheim, 0:3 in Wolfsburg) auf den neunten Rang der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ab. Cortina und Winkler aber behielten Recht – mit ihren Prophezeiungen, die sie in den Wochen und Monaten des Erfolgs ständig wiederholt hatten. »Jetzt beginnt die schwierigste Phase der Saison«, hatte etwa Cortina vor dem Wochenende gesagt. Und Manager Winkler meinte nun: »Wir haben immer gesagt, dass jeder Tag unter den ersten Zehn wie Weihnachten für uns ist.«

Von Jan Lüdeke

Nun, Weihnachten steht vor der Tür. Aufgrund der jüngsten Pleitenserie ist es noch nicht sicher, ob der EHC auch über die Feiertage noch zu den besten Zehn der Liga zählen wird, zu denen, die am Ende zumindest in den Pre-Playoffs randürfen. Der Vorsprung auf Rang elf beträgt immerhin neun Punkte, allerdings hat Augsburg, der Tabellen-Elfte, fünf Spiele weniger absolviert hat als die Münchner. Deren Problem brachte Cortina auf den Punkt. Mittlerweile habe man gegen die meisten Teams schon zweimal gespielt, die Gegner hätten sich auf die körperliche Spielweise des EHC eingestellt.

Bestätigung gab es vom Mannheimer Headcoach Harold Kreis. »Wir wussten im Vorfeld: Wenn wir in München nicht mit 100 Prozent zur Sache gehen, haben wir wenige Chancen.« Am Freitag fing nur der EHC mit Vollgas an. Eric Schneider und Mike Kompon schossen eine schnelle 2:0-Führung heraus, das Team von Pat Cortina spielte »das beste erste Drittel der gesamten Saison« – doch dann war plötzlich Schluss. Der EHC lief nur noch hinterher, hörte einfach auf zu spielen. »Wir wussten, dass solche Spiele kommen würden«, wiederholte Cortina erneut, was er immer wieder vorhergesagt hatte, »ich hoffe, das war jetzt das letzte Mal.«

Besonders bitter für die Münchner ist vor allem die Tatsache, dass gerade jetzt, in dieser schwierigen Phase, die Form der beiden Torhüter nicht stimmt. Am vorletzten Wochenende gegen Straubing patzte Sebastian Elwing, gegen Mannheim legte sich Joey Vollmer zwei Eier quasi selbst ins Netz. Zu Vollmers Verteidigung muss man sagen, dass er zum ersten Mal seit sieben Wochen wieder zwischen den Pfosten stand. Von einer Torwartkrise kann jedoch (noch) keine Rede sein, die Verantwortlichen wissen, dass Elwing und Vollmer in dieser Saison auch schon Punkte gerettet haben. Lieber appelliert Cortina an den Willen seiner Spieler: »Im Sport kommt es nicht drauf an, wie du fällst, sondern darauf, wie du wieder aufstehst.«

In Wolfsburg spielte der EHC wieder gut mit, feuerte 32 Schüsse auf das gegnerische Tor ab (zum Vergleich: Wolfsburg schoss nur 20mal auf den Kasten von Sebastian Elwing). Doch mittlerweile kriegen die Münchner von ihren Kontrahenten, die vor allem in Sachen Erfahrung Vorteile haben, die Quittung für jeden kleinen Fehler. Während München sechs Überzahlsituationen ungenutzt ließ, schlug Wolfsburg zweimal zu. Momentan fehlt beim EHC so ein bisschen der letzte Wille, den Puck ins Tor zu zwingen. Cortina forderte deshalb vor dem neuerlichen Marathon – am Dienstag gegen Krefeld, am Freitag (19.30 Uhr) gegen Köln, am Sonntag (14.30 Uhr) in Straubing – den Charakter seines Teams: »Uns hat zuletzt der Biss gefehlt. Wir müssen wieder mit dem Messer zwischen den Zähnen spielen.«

Artikel vom 30.11.2010
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