EHC unterliegt in denkwürdigem Penalty-Krimi gegen Straubing

München · »Wir schießen die ganze Nacht«

Stéphane Julien (vorne) war der Pechvogel des denkwürdigen Penaltyschießens gegen die Straubing Tigers.     Foto: Oliver Rabuser

Stéphane Julien (vorne) war der Pechvogel des denkwürdigen Penaltyschießens gegen die Straubing Tigers. Foto: Oliver Rabuser

München · Wenn das Penaltyschießen ein Spiel entscheiden muss, gehört auch Glück dazu. Glück, das Stéphane Julien am Sonntag nicht hatte. Als sage und schreibe 42. Schütze im Penaltyschießen musste der EHC-Kapitän in einem verrückten Derby gegen die Straubing Tigers ran. Die Gäste waren zuvor durch Eric Meloche zum dritten Mal in diesem Penaltyschießen in Führung gegangen. Und diesmal konnte der EHC nicht mehr ausgleichen. Julien vergab, der EHC muss mit einem Punkt leben – dabei hätte er vor der berauschenden Kulisse von 4999 Zuschauern drei Zähler verdient. Und wer weiß, vielleicht hätte es ja geklappt, hätte Manager Christian Winkler den Joker Benjamin Lauth gezogen.

Von Jan Lüdeke

Der Fußballstar vom TSV 1860 saß gemeinsam mit Teamkollege Stefan Aigner auf der Tribüne, fieberte mit dem EHC mit. Nachmittags hatte er noch beim 3:3 der Löwen in der Allianz Arena gegen den FSV Frankfurt getroffen. Als Pat Cortina nach dem Eishockey-Krimi scherzte, er hätte vielleicht zunächst seinen Assistenten Maurizio Mansi im Penaltyschießen ranlassen und dann auch selber noch zum Schläger greifen sollen, konterte Winkler, noch besser hätte er Lauth von der Tribüne geholt.

Es herrschte so ein wenig Galgenhumor nach dieser Niederlage bei den EHC-Verantwortlichen nach einer seltsamen Partie, in der der EHC trotz einiger Startprobleme früh in Führung gegangen war durch einen Abstauber von Bryan Adams. Neville Rautert, der wie Mike Kompon nach überstandener Verletzungspause zurückkehrte, feierte ein Traum-Comeback, erhöhte für die Münchner zunächst auf 2:0, traf später auch zum 3:1. »Wären wir mit diesem Ergebnis in die Kabine gegangen, wäre das Spiel anders gelaufen«, resümierte Coach Cortina. Doch gegen Ende des zweiten Spielabschnitts kassierte der EHC ein kurioses Tor. Ein Schuss von Maximilian Forster aus dem Mitteldrittel sprang so unglücklich vor EHC-Goalie Sebastian Elwing auf, dass der Puck über dessen Fanghand ins Netz flog. »Was war das bitte für ein Tor?«, fragte Cortina später, „sowas passiert vielleicht in jedem fünfhunderttausendsten Spiel. Aber so ist Eishockey.“

Der Münchner Trainer zeigte sich trotz der Niederlage zufrieden. »Leistung, Einsatz und Disziplin haben gestimmt.« Er bemängelte jedoch, sein Team habe das Spiel zu keiner Zeit unter Kontrolle gebracht. »Wir haben zu viele spezielle Dinge probiert, haben den Puck nicht rechtzeitig abgespielt.« Es sei ein Nachteil gewesen, nicht schon am Freitag gespielt zu haben – Straubing sei nach der Länderspielpause schon besser eingespielt gewesen.

Man merkte dem EHC aber immerhin an, dass mit Kompon und Rautert wichtige Stützen zurück sind. Der Kanadier bildete mit Eric Schneider und Martin Buchwieser die Premiumreihe der Münchner. Nun hoffen sie allerdings am Oberwiesenfeld, dass beim kommenden Spiel gegen die Adler Mannheim nicht ein neuer Name auf der Verletztenliste auftaucht. Bryan Adams hatte während des zweiten Drittels mit Rückenproblemen aufhören müssen. Über die Schwere der Lädierung konnte der Verein noch keine Auskunft geben. Cortina hofft nur, »dass es nicht ernstes ist«.

Für das Mannheim-Spiel (Freitag, 19.30 Uhr) erwartet der EHC wieder eine Traumkulisse. Am Sonntag meldete der Verein, es seien bereits 3500 Tickets abgesetzt worden – der EHC sorgt für einen Eishockey-Boom in der bayerischen Landeshauptstadt, zum ersten Mal dürfte es bei einem Nicht-Derby richtig voll werden. Bleibt nur zu hoffen, dass der EHC diesmal drei Punkte holt und die Nordkurve nicht wieder während eines Penalty-Marathons anstimmen muss: »Wir schießen die ganze Nacht.«

Artikel vom 22.11.2010
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