Selbsthilfeprojekt will Traditionsgaststätte retten

Bogenhausen · Zehn Millionen fürs »Grün Tal«

Perfekter Platz für einen Biergarten. Mehrere Münchner wollen sich in die Gaststätte einkaufen.	Foto: ikb

Perfekter Platz für einen Biergarten. Mehrere Münchner wollen sich in die Gaststätte einkaufen. Foto: ikb

Bogenhausen · Überraschende, ja sensationelle Wende betreffend Schließung zum Jahresende und Abriss des »Wirtshauses im Grün Tal« sowie geplanter Luxus-Wohnbebauung des Areals im Herzogpark durch die Grundstückseigentümerin Bayerische Hausbau und Immobilien GmbH, kurz durch die Schörghuber-Gruppe:

Mehrere Münchner starteten ein Selbsthilfeprojekt und wollen sich in die Traditionsgaststätte mit Anteilen von 1.000 bis zu einer Million Euro einkaufen. Dazu Bernhard Taubenberger, Leiter Kommunikation des Konzerns: »Die Erwerber kalkulieren mit einem Volumen von zehn Millionen Euro für Kauf, Erwerbsnebenkosten und Renovierungsarbeiten.« Der Deal scheint fast in trockenen Tüchern zu sein, denn »der Kaufvertrag befindet sich derzeit in der Endabstimmung«.

An vorderster Front als Initiatoren hinter der Offerte stehen die Bauunternehmer Rolf und Bodo Rossius, der Vermögensverwalter Christian Stark, der Steueranwalt Walter Offinger sowie der Wirtschaftsjurist Thomas Schrade. »Knapp 100 Personen wollen sich momentan beteiligen, da kommen etwa drei Millionen Euro zusammen. Aber das wird noch nicht ausreichen, wir brauchen weitere Unterstützer«, erläutert Stark den Stand der Dinge. Ziel sei es, den von Stark bestätigten Schörghuber-Betrag von zehn Millionen Euro »zu 50 Prozent zu erreichen«. Folglich würden derzeit noch zwei Millionen fehlen. Diesbezüglich ist der Vermögensverwalter optimistisch: »Wir sind in Kontakt mit großen Investoren, die wollen aber zuerst ein klares Konzept sehen und in Händen halten.« Ende November, beim nächsten Treffen zur Rettungsaktion, könnte es schon so weit sein. Bliebe noch die zweite Hälfte, fünf Millionen Euro: »Über diese Finanzierung verhandeln wir bereits mit der Kreissparkasse München-Starnberg«, so Christian Stark.

Ohne Kooperation und Entgegenkommen der Bayerischen Hausbau ist eine Rettung des Lokals nicht möglich. Versuche, das Ensemble unter Denkmalschutz zu stellen schlugen in der Vergangenheit ebenso fehl wie diverse Vorstöße von Kommunalpolitikern oder Vorschläge zu einem Grundstücks- tausch. »Wir haben stets kommuniziert, für Gespräche über Alternativen jederzeit offen zu sein. Dies hat eine Gruppe von Bürgern genutzt, um uns ein Angebot für den Erwerb der Liegenschaft und für deren Weiterführung als Gastronomiebetrieb vorzulegen«, konstatiert Taubenberger. Und: »Beide Seiten haben über die Höhe des Kaufpreises Stillschweigen vereinbart.« Letztendlich eine Win-Win-Konstellation für die Schörghuber-Gruppe. Experten beziffern den Gewinn bei Bebauung des 3.350 Quadratmeter großen Areals und Verkauf der Wohneinheiten »zwischen zwölf und 18 Millionen Euro«. Der »moderate Verkaufspreis«, so Taubenberger, an die Bürgerinitiative liegt also in der Tat weit darunter, indes entsteht nur geringer Aufwand und wenig Kosten – dafür aber das mit Geld kaum aufzuwiegende Renommée, wesentlich zum Erhalt des Restaurants mit Biergarten am idyllischen Brunnbach beigetragen zu haben.

Damit die künftigen Anteilseigner nicht eines Tages auf die Idee kommen sollten, das Gelände in Betongold zu verwandeln, soll im Kaufvertrag eine Klausel stehen, »die dem berechtigten Interesse der Hausbau Rechnung trägt, wonach kein anderer, insbesondere kein Mitbewerber, eine Wohnbebauung durchführen darf«.

Dass dergleichen nicht angedacht ist, macht der Zeitplan der Investorengruppe klar: Am 30. März 2011 soll das alte, teils renovierte »Wirtshaus im Grün Tal« unter fachkundiger Führung und Küche wieder eröffnet werden. ikb

Artikel vom 02.11.2010
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