Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer über Beziehungsalltag und Bühnenzauber

München · Meet and Greet! Münchner SamstagsBlatt-Leser treffen „Herbert und Schnipsi“

„Man muss schon gewisse Schamgrenzen abbauen, wenn man sich so als Deppen präsentiert“, meint Hanns Meilhamer über die Szene aus dem aktuellen Programm „Weil mir uns net genieren“. Foto: VA

„Man muss schon gewisse Schamgrenzen abbauen, wenn man sich so als Deppen präsentiert“, meint Hanns Meilhamer über die Szene aus dem aktuellen Programm „Weil mir uns net genieren“. Foto: VA

München · Seit fast 30 Jahren stehen sie als „Herbert und Schnipsi“ gemeinsam auf der Bühne und vor den Fernsehkameras und begeistern das Publikum mit ihrer feinen Situationskomik in allerbester Tradition von Karl Valentin und Liesl Karlstadt.

Privat sind Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer „schon viel länger zusammen“, seit 1974, mittlerweile verheiratet und fortgepflanzt haben sie sich auch (Sohn Simon), wie sie in unserem Interview erzählen. Für das haben sie sich vergangene Woche viel Zeit genommen zwischen Kostümproben für ihre neue Fernsehsendung. Am 26. Oktober drehen sie im Studio in Unterföhring weitere Folgen von „Herbert und Schnipsi – Zwei wie du und ich“, die Anfang 2011 an drei Freitagen (7., 14. und 21. Januar) im BR zu sehen sind. Am 3. und 4. November zeichnet der BR im Schlachthof das aktuelle Bühnenprogramm „Weil mir uns net genieren“ auf (Karten unter Tel. 72 01 82 64).

Hanns Meilhamer hat zunächst Kunsterzieher studiert an der Münchner Kunstakademie, aber den Beruf nie ausgeübt. Claudia hat auf Wunsch ihrer Eltern („Kranke Leid gibt’s immer“) erst mal Medizinisch-technische Assistentin gelernt, sich aber nicht von ihren Zielen abbringen lassen: Abitur nachholen und Künstlerin werden. Mit Krankenhaus-Nachtdiensten in Berlin hat die gebürtige Oberbayerin erste Schauspielkurse finanziert. Und dann im Schwabinger Studententheater „Kekk“ den Niederbayern Hanns Meilhamer auf der Bühne gesehen. Den Drang dazu hatten also beide. Aber dass das „gut gehen könnte“, gemeinsam dort oben zu stehen, konnte sich speziell Claudia Schlenger erst nicht vorstellen...

Münchner SamstagsBlatt: Warum nicht?

Claudia Schlenger: Sein Programm war so versponnen, eigen und schräg, aber ich fand ihn gleich toll. Hanns hat Lieder und Lesungen auf der Bühne gemacht, ich wollte mehr dieses theatralische, das szenische, das ist dann nach und nach mit reingekommen. Trotz meiner anfänglichen Skepsis haben wir es trotzdem mal ausprobiert gemeinsam auf der Bühne, mit ein paar Liedern, dabei war ich vorher noch nie auf einer Bühne gestanden. Weil das aber so gut ankam beim Publikum, haben wir Sketche geschrieben... Das hat sich so nach und nach entwickelt, wir sind sehr behutsam gewachsen...

Münchner SamstagsBlatt: Und wie entstanden „Herbert & Schnipsi“?

Hanns Meilhamer: Das war einer unserer ersten Sketche mit einem Ehepaar als Figuren. Den Herbert hab ich damals ganz anders gespielt als ich eigentlich bin, als einen, der sich schnell aufregt – er war auch anders als heute, schneller reizbar. Wir haben die Namen (Claudia kam auf Herbert und ich auf Schnipsi) genommen, wären aber nie auf die Idee gekommen, dass uns die bleiben...

Claudia Schlenger: Es sollte eigentlich nur einen Sketch geben, in dem diese Figuren so heißen. Dann kam das Fernsehen und ein Redakteur meinte, es wär wichtig für den Wiedererkennungswert, wenn wir feste Namen hätten. Wir haben uns damals sehr gewehrt, wir wollten doch ganz kunterbunte Figuren spielen, nicht immer die gleichen...

Münchner SamstagsBlatt: Wo holen Sie sich die Stoffe her für Ihre Sketche? Aus dem Privatleben?

Hanns Meilhamer: Es fließt in unsere Bühnengeschichten schon auch das ein, was wir daheim im Alltag erleben. Zum Teil spinnt man das ein bisschen weiter und denkt sich, was wär jetzt passiert, wenn es noch schlimmer geworden wär.

Claudia Schlenger: Es gab grad unten am Parkplatz wieder so eine Situation. Er hat noch rumgewurschtelt am Auto und die Heckklappe aufgemacht. Ich ruf: „Wo bleibst' denn?!“, und dann seh ich, wie die Heckklappe so langsam auf sein Kinn zukommt... – er ist zwar noch ausgewichen, aber im Sketch würde man ihn nicht ausweichen lassen. Da bekäme er so richtig von unten einen Kinnhaken...

Münchner SamstagsBlatt: Was verbindet Sie selbst mit Herbert & Schnipsi?

Claudia Schlenger: Die Ähnlichkeit zwischen Herbert & Schnipsi und uns beiden ist die, dass ich auch in echt schneller bin und der Hanns langsamer..., das gibt im Alltag natürlich Konflikte.

Münchner SamstagsBlatt: Wie lösen Sie die, wo Sie doch privat und beruflich so eng miteinander verbandelt sind? Auch auf der Bühne, als eine Art Therapie?

Claudia Schlenger: Wenn wir lange nicht mehr auf der Bühne waren, bei Pausen, dann spür ich, wie sich bei mir so ein aggressives Potenzial anstaut... Die Bühne ist ein gutes Ventil, da kann man auch mal richtig g'schert zueinander sein. So sind wir privat aber nicht zueinander, sondern höflicher und behutsamer! Aber auf der Bühne, da kann man sich rücksichtslos angehen, es ist ein Spiel, aber man kriegt doch einiges los...

Hanns Meilhamer: Dafür ist es auf der Bühne nicht echt – und was an wirklichen Konflikten daheim passiert, das ist wie bei allen anderen auch. Das ist zwar in dem Moment nicht angenehm, aber danach denkt man sich: „Eigentlich war das wieder typisch, da könnte man doch was draus machen!“ Aber dafür braucht man etwas Abstand, da muss man dann schon draußen sein mit einem Fuß!

Münchner SamstagsBlatt: In welchen Situationen kracht's bei Ihnen?

Claudia Schlenger: Schlimm ist es oft kurz vorm Auftritt, im Auto.

Hanns Meilhamer: Wir sitzen oft im Auto...

Claudia Schlenger: Also, das Auto ist ein schlimmer Ort, ein kleiner, geschlossener Raum, man ist zu zweit, und man weiß, man geht gleich auf die Bühne. Und dann entsteht was, worüber man sich aufregt. Auf der Bühne kann ich das dann abbauen. Stellen, wo ich ihm dann eine reinhauen muss, laut Regie, die fallen dann halt etwas heftiger aus.

Hanns Meilhamer: Ich versuch schon immer diese Stellen rauszustreichen...

Münchner SamstagsBlatt: Viele Fans fragen sich „Wann kommt denn endlich ein neues Programm?“

Claudia Schlenger: Wir schreiben alles selbst, das ist der Grund, dass es manchmal etwas dauert, weil wir für die Bühne schreiben und fürs Fernsehen. Derzeit planen wir ein richtiges Weihnachtsprogramm für 2011 mit Komik, Musik und Atmosphäre – damit das Publikum in Weihnachtsstimmung kommt, aber man auch darüber lachen kann.

Münchner SamstagsBlatt: Weihnachten dürfte ja ein perfektes Herbert & Schnipsi-Thema sein...

Claudia Schlenger: Weihnachten ist ein Fest der Rituale. Und überall, wo Rituale sind und die gebrochen werden, wenn was passiert, birgt das ja einen Haufen Komik und Tragik in sich.

Nachbericht zum Meet and Greet, dem Leser-Treffen mit Herbert und Schnipsi

    Münchner SamstagsBlatt Leserin Hilde Nirschl (mit ihrer Begleitung) hat das Meet and Greet mit Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer gewonnen: München · Garderoben-Besuch – Artikel vom 04.11.2010

Artikel vom 21.10.2010
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