Langjähriges BA-Mitglied Hans Brendel verabschiedet

Bogenhausen · Von München nach Weimar

Angelika Pilz-Strasser und Robert Brannekämper (li.) schenkten Hans Brendel zum Abschied ein herbstlich gefärbtes Bäumchen. 	Foto: ikb

Angelika Pilz-Strasser und Robert Brannekämper (li.) schenkten Hans Brendel zum Abschied ein herbstlich gefärbtes Bäumchen. Foto: ikb

Bogenhausen · »Ich kenn’ bald alle Bäume in Bogenhausen mit Vornamen.« Mit diesem Bonmot hatte der Christsoziale Hans Brendel im Bezirksausschuss (BA) die Lacher auf seiner Seite – und zog einen Schlussstrich unter seine kommunalpolitische Karriere.

Seit Mitte 1984 gehörte der bundesweit bekannte Ex-Kriminalkommissar dem Gremium an, fungierte als Fraktionssprecher, war viele Male hintereinander Vorsitzender des Unterausschusses Umwelt und Gesundheit, vertrat »aus Versehen«, so Brendel, als Nachrücker die CSU 16 Monate im Stadtrat. Aus familiären Gründen und der »Liebe zu Goethe« zog es Brendel nach Weimar; der 73-Jährige ist örtlicher Geschäftsführer der Goethe-Gesellschaft.

Zum Abschied übergab BA-Chefin Angelika Pilz-Strasser (Grüne) dem rüstigen Rentner ein herbstlich weinrot gefärbtes Bäumchen. Grün hatte sie vermieden »um nicht«, so Pilz-Strasser schmunzelnd, »parteipolitische Interessen zu vertreten«. Ein wenig Wehmut war Brendel anzumerken: »Ich habe im Lauf der Jahre viele tausend Bäume begutachtet, allein im Bereich der Pionierkaserne waren es etwa 3.500, von denen bis jetzt 800 gefällt wurden. Und im Herzogpark, der Thomas-Mann-Zaubergarten, der verschwindet leider langsam.« Zuvor erläuterte Brendel in seiner Funktion als Ausschussvorsitzender mit gewohnt kurzen Kommentaren die getane Arbeit, wie fast immer wurden die »Anhörungen zu Baumfällungen« in wenigen Minuten abgesegnet.

Seit 1973 ist der bayerische Konservative Mitglied der CSU, seine Ansichten waren – auch parteiintern – nicht jedermanns Sache. Den Bau der Tram nach St. Emmeram lehnte Brendel ab, das Kunstwerk Mae West am Effnerplatz ist ihm ein Dorn im Auge: »Kunst am Bau, in Bogenhausen, das sollte doch etwas für örtliche Künstler sein.« Die Idee, dort in Zeitabständen wechselweise die Werke Münchner Schaffender zu präsentieren, wird Brendel zugeschrieben, allein die Idee ist davon geblieben.

»Wir freuen uns auf deinen Besuch, der Täter kommt ja immer wieder an den Tatort zurück.« So verabschiedete CSU-Fraktionsboss und Stadtrat Robert Brannekämper den Träger der silbernen Medaille »München leuchtet«. Der Hintergrund: Brendel war Polizist aus Leidenschaft geworden, nachdem er als Bub im Internat zu Unrecht eines Diebstahls bezichtigt wurde. Weit über die Grenzen der Landeshauptstadt wurde der Leiter des Kommissariats Wirtschaftskriminalität bekannt, Siemens, der Weltkonzern mit angeschlossener Bank, beschäftigte ihn schon in den neunziger Jahren in Sachen Bestechung und Schmiergeldzahlungen quasi rund um die Uhr.

Aber auch »Betonabzweigungen« beim Bau des Olympiastadions, die »nützlichen Aufwendungen« beim Bau des Klärwerks Dietersheim oder der Donisl-Skandal stehen in der Bilanz der Bassstimme im Polizeichor. »Wünsche dir viele Bäume in Weimar« (Andreas Nagel, David contra Goliath) und »Komm’ doch mal vorbei, dann fahren wir ne Runde mit der neuen Tram (SPD-Fraktionssprecher Peter Scheifele) oder »Bye, bye Brendel« (Zwischenrufer) – viele gute Worte hallten Hans Brendel nach, der sich nach 50 Jahren München anderntags gen Weimar aufmachte. ikb

Artikel vom 20.10.2010
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