Was der Münchner Eishockeyclub mit dem FSV Mainz 05 gemeinsam hat – und was nicht

München · Und wieder steht der EHC ganz oben

Der EHC: entwickelt sich zur neuen Münchner Spaßgesellschaft. 	Foto: Oliver Rabuser

Der EHC: entwickelt sich zur neuen Münchner Spaßgesellschaft. Foto: Oliver Rabuser

München · Es regnet derzeit Komplimente von allen Seiten für den EHC München. Kein Wunder, schließlich hat der Überraschungsaufsteiger mit dem 6:4 in Nürnberg und dem 3:0 über Hannover nach zwölf Spielen wieder die Tabellenspitze der DEL erklommen. »Die Nürnberger haben uns beglückwünscht, wir würden Eishockey spielen«, freute sich EHC-Manager Christian Winkler am Sonntagabend.

Da hatte auch Hannovers Coach Toni Krinner gerade vom Münchner Klub geschwärmt. »Gratulation an die gesamte Organisation, was hier aufgebaut wurde. München ist ein bereicherndes Element für die Liga, sie bringen frisches Blut rein. Sie sind wie die Mainzer im Fußball.«

Dieser Vergleich mit den Spaßkickern aus dem Rheinland wurde in den letzten Tagen mehrfach genannt. Ist der EHC München wirklich zu vergleichen mit dem Team, dass die Fußball-Bundesliga derzeit überraschend anführt?

Das spricht dafür:

• Die Komplimente: Nach der 1:2-Heimniederlage gegen Mainz gestand Bayern-Trainer Louis van Gaal: »Diese Mainzer haben das Zeug zum Titel.« Toni Krinner sagte über den EHC: »Dieses Team spielt nicht unbedingt um die Pre-Playoff-Plätze, für die geht’s direkt um die Playoffs.« Beide Teams zelebrieren ihren Sport, spielen immer frech nach vorne.

• Die Fans: Wie beim »Karnevalsverein« in Mainz steht auch in München die Nordkurve wie eine Wand hinter ihrem Team, sei es bei einer Niederlage wie dem 1:3 gegen Wolfsburg, sei es bei einem Spiel wie dem 3:0 über Hannover, bei dem das Team bis ins letzte Drittel auf das erlösende erste Tor warten musste.

• Die Shootingstars: Martin Buchwieser trifft und trifft – und legt mustergültig auf wie zum 2:0 gegen Hannover, als er im perfekten Moment auf Topscorer Eric Schneider ablegte. Sören Sturm, René Kramer, Christian Wichert, Philipp Quinlan, sie alle haben bewiesen, dass sie die Qualität für die DEL haben. In Mainz stehen Lewis Holtby und André Schürrle kurz vor dem Debüt in der Nationalelf. In diesen Genuss dürften demnächst auch einige EHC-ler kommen.

• Die Torhüter: Christian Wetklo ist in Mainz aktuell die Nummer eins, er ist seit zehn Jahren im Verein, eine Integrationsfigur wie in München Joey Vollmer. Mit Sebastian Elwing hat der EHC zudem einen Glücksgriff gelandet wie Mainz vor einem Jahr mit Heinz Müller, der allerdings momentan verletzt ist.

• Das Umfeld: Fußbllspieler wechseln gerne nach Mainz. Eishockeyprofis wechseln gerne nach München. Das liegt vor allem an der familiären Atmosphäre. So gelang Christian Winkler der spektakuläre Transfer von Eric Schneider. Der ist unverzichtbar, Topscorer und kann sich ein Karriereende in München vorstellen. Das neueste Beispiel: Kyle Helms. Der verzichtete »auf sehr, sehr viel Geld« (Winkler). Er will unbedingt in München DEL spielen.

• Die Manager: Beide heißen Christian, beide machen das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten. Heidel stellte in Mainz die perfekte Mischung aus jung und alt zusammen, dasselbe gelang Winkler beim EHC. Würden Heidel und Winkler behaupten, sie wären Brüder – man würde es ihnen auch optisch sofort abkaufen.

Und was spricht gegen den Vergleich von Fußball-Mainz mit Eishockey München?

• Die Trainer: Der Mainzer Coach Thomas Tuchel (37) ist der Shootingstar der Trainerszene. Er trägt immer einen Trainingsanzug, ist immer gut gelaunt und ist mehr durch Zufall ins erste Glied gerückt. Pat Cortina hingegen, stets im feinen Zwirn, hatte schon als ungarischer Nationaltrainer internationale Erfolge gefeiert. Eines haben beide aber gemeinsam: Sie scheuen sich, sich öffentlich feiern zu lassen.

• Die Tabellensituation: Während die Mainzer ihre ersten sieben Spiele allesamt gewannen und mit Borussia Dortmund eigentlich nur einen Verfolger haben, könnte es beim EHC ganz schnell nach unten gehen. Bei einer Niederlagenserie könnten die Münchner durchgereicht werden, so eng geht es in der DEL zu.

Und der größte Unterschied: Mainz hat sich in der vergangenen Saison bereits an die Bundesliga gewöhnt. Der EHC ist Aufsteiger, hat zwar viele Spieler aus dem Vorjahr mitgenommen, aber prinzipiell doch eine neue Mannschaft aufgebaut – und die funktioniert sensationell gut. Aufgrunddessen muss man doch feststellen: Der EHC ist nicht Mainz 05, der EHC ist der EHC.

Artikel vom 11.10.2010
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