Kein Denkmalschutz für das »Wirtshaus im Grün Tal«

Bogenhausen · Ende einer Idylle

Die Traditionsgaststätte wird wohl bald der Vergangenheit angehören. Auf dem Filetgrundstück sollen Luxuswohnungen entstehen.	Foto: ikb

Die Traditionsgaststätte wird wohl bald der Vergangenheit angehören. Auf dem Filetgrundstück sollen Luxuswohnungen entstehen. Foto: ikb

Bogenhausen · Das Aus für das »Wirtshaus im Grün Tal« im Stadtteil Oberföhring ist zu 99,9 Prozent sicher. Auf dem 3.350 Quadratmeter großen Areal will die Bayerische Bau und Immobilien GmbH, kurz die Schörghuber-Gruppe, Luxuswohnungen bauen. Fest steht jetzt: Das Gebäudeensemble wird nicht unter Denkmalschutz gestellt.

Thorsten Vogel, Pressesprecher im städtischen Planungsreferat, erläutert: »Das zuständige Landesamt für Denkmalpflege hat bestätigt, dass keine Denkmaleigenschaft vorliegt, also die Häusergruppe auch nicht in die Denkmalschutz-Liste aufgenommen wird, da im Laufe der Jahre baulich zuviel verändert worden ist.« Die Chancen für den Erhalt sind also enorm geschrumpft, ja minimal. Sie hängen am berühmten seidenen Faden, der in diesem Fall »Baurechtstausch« heißt.

Die Landeshauptstadt müsste folglich dem Unternehmen, das seit 1979 Besitzerin des Wirtshauses und der Flächen ist, gleich mehrfach oder an anderer, mindestens adäquater Stelle Baurecht einräumen. Doch das ist angesichts der Superlage des Grundstücks am idyllischen Brunnbach nahezu undenkbar. Sollte es den Experten im Rathaus dennoch gelingen, das beinahe Unmögliche möglich zu machen, ist die Fortführung der Gastronomie im Grüntal ab Jahresanfang 2011 trotzdem nicht gesichert. Anwohner hatten eine Initiative zum Erhalt der mehr als 100 Jahre alten Traditionswirtschaft gegründet mit dem Ziel, das Lokal samt Biergarten unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Die SPD-Stadträtinnen Claudia Tausend und Christiane Hacker – letztere war 16 Jahre lang Vorsitzende des Bezirksausschusses Bogenhausen – schlossen sich an und starteten im Planungsreferat diesbezüglich eine Anfrage.

Hinter den Kulissen wurden Kommunal- und Landespolitiker aktiv, Anrainer brachten die problematische Grundwassersituation ins Spiel, um Tiefgaragenbauten zu verhindern. Über einen Grundstückstausch, der aber rechtlich nicht haltbar ist, wurde spekuliert. Auch ging das Gerücht, ein Bauunternehmer wolle mit Investoren aus der nächsten Umgebung das »Grün Tal« per Kauf retten, was immerhin sowohl eine hohe zweistellige Millionen-Euro-Summe als auch die Zustimmung der Bayerischen Bau voraussetzen würde. »Falls ein Investor bereit ist, in den Standort zu investieren, um die Gastronomie zu erhalten, wären wir selbstverständlich für Gespräche offen«, heißt es dazu aus der Kommunikationsabteilung des Hauses Schörghuber, bemüht die Stimmung zu glätten. Was aber »in den Standort investieren« bedeutet, dazu gab es keine Erklärung.

Warum indes anscheinend niemand direkt bei der Chefin des Unternehmens, Alexandra Schörghuber, die in Bogenhausen lebt, vorgesprochen hat, erscheint zumindest verwunderlich.

ikb

Artikel vom 31.08.2010
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