Die Welle an der Floßlände ist - soweit bekannt - die erste Flusswelle der Welt, die gesurft wurde. Dies ist den Pauli-Brüdern zu verdanken, welche die Welle im Jahr 1972, lange vor der Eisbachwelle, mit ihren Brettern befahren und somit diesen Sport ins Leben gerufen haben.
Die Wassersportzeit an der Floßlände in München-Thalkirchen wird nun während der Floßsaison von Mai bis September bei Tageslicht (Landschaftsschutzgebiete erlauben keine künstliche Beleuchtung) von bisher 5,5 Stunden auf bis zu 15 Stunden täglich erhöht werden. Diesem Lösungsvorschlag des städt. Referats für Klima- und Umweltschutz und der Stadtwerke München hat der Stadtrat zugestimmt.
Möglich wird dies dadurch, dass nachts vermehrt Wasser im Werkkanal belassen wird und so im Isarwerk 1 Strom erzeugt werden kann, während tagsüber die eingesparte Wassermenge für den Freizeitsport bereitgestellt wird. Damit werden die Surf- und Kanuzeiten nahezu verdreifacht, ohne die regenerative Stromerzeugung zu belasten.
„Das Referat für Klima- und Umweltschutz koordiniert seit mehreren Jahren die Interessen aller Akteure an der Floßlände und bewegte sich damit im Zentrum des Spannungsfeldes zwischen einer größtmöglichen Sportnutzung und der ökonomisch wie ökologisch wichtigen regenerativen Stromerzeugung”, erklärte Christine Kugler, Referentin für Klima- und Umweltschutz. „Uns ist nun die Quadratur des Kreises gelungen, und ich bin froh, dass wir mit dieser Entscheidung eine zukunftsfähige Lösung gefunden haben.“
„Die SWM sind in den vergangenen Jahren ihrem Auftrag gerecht geworden, Ökostrom in München zu erzeugen und dabei den Bürger*innennutzen im Blick zu behalten. Daher freut es mich sehr, dass wir den jahrelang anhaltenden Konflikt lösen und die Wünsche der Wassersportler*innen aus den letzten Jahren erfüllen können, ohne Einbußen in der Ökostromerzeugung hinnehmen zu müssen”, ergänzte Christoph Rapp (Stadtwerke München). „Dass die Wenzbachüberleitung auch noch zur Verbesserung der Wasserqualität im Maria-Einsiedel-Bach führt, ist ein besonderes Schmankerl dieser Lösung.“
Die Landeshauptstadt München ist seit vielen Jahren mit den Surfwellen in München befasst. Surfen ist im Rahmen des wasserrechtlichen Gemeingebrauchs auf dafür freigegebenen Gewässern zulässig. Ein Anspruch auf Schaffung oder Erhaltung von z.B. Surfwellen besteht dabei aber nicht. Die Landeshauptstadt München unterstützt die Surfer auf freiwilliger Basis und arbeitet mit den beteiligten Interessengemeinschaften zusammen. So konnte es z.B. im Jahr 2010 gelingen, die berühmte Eisbachwelle am Haus der Kunst durch einen Grundstückstausch mit dem Freistaat zu legalisieren und als Surfspot zu retten.
Auch an der Floßlände, den die IGSM e.V. als Ursprungsstätte des Riversurfens bezeichnet, sind die beteiligten Referate seit vielen Jahren damit befasst, die Bedingungen für die Wassersportler (neben Surfern haben auch die Münchner Kanu-Vereine hier ihre Heimat) zu optimieren. Durch enge Zusammenarbeit mit den Surfern konnte die zwischenzeitlich „verebbte“ Welle 2015 wieder stabilisiert werden.
In den letzten beiden Jahren hat sich die Landeshauptstadt München dafür eingesetzt, dass an der Floßlände Wassersport möglich war, denn durch den coronabedingten Ausfall der Floßfahrten bestand keine Notwendigkeit, den Floßkanal entsprechend mit dem zusätzlich notwendigen Wasser zu beschicken. Durch das große Engagement aller Beteiligten konnte 2020 und auch 2021 von früh bis spät am Floßkanal gesurft werden. Die entsprechenden Ausfälle bei der Energiegewinnung mussten durch fossile Kraftwerke kompensiert werden.
Mit der neuen Vereinbarung zur Ausweitung der Surfzeiten müssen zunächst bauliche Veränderungen der Wasserführung und der Wehrsteuerung umgesetzt werden, damit die verlängerten Surf- und Kanuzeiten nicht zulasten der regenerativen Stromerzeugung gehen. Diese werden voraussichtlich noch vor der Floßsaison 2022 abgeschlossen sein.