Katzenjammer gibt’s nicht

Bei »Tiere in Not e.V.« finden Streuner, Verstoßene und Ausreißer Zuflucht

Seit 15 Jahren ist Heidemarie Bindl (Foto) ehrenamtlich für »Tiere in Not e.V.« tätig und für Katzenstations-Leiterin Helga Grüning unersätzlich.	Foto: Julia Stark

Seit 15 Jahren ist Heidemarie Bindl (Foto) ehrenamtlich für »Tiere in Not e.V.« tätig und für Katzenstations-Leiterin Helga Grüning unersätzlich. Foto: Julia Stark

Moosach-Feldmoching-Milbertshofen-München · Seit mehr als 20 Jahren betreibt Helga Grüning in der Feldmochinger Straße die Katzenstation München des Vereins »Tiere in Not e.V.«.

Tiere in München

Insgesamt 25 Katzen beherbergt sie derzeit dort. Sie stammen aus Tierheimen in ganz Deutschland, teilweise auch aus Spanien, und suchen in München ein neues Zuhause. »In der Stadt kann man Katzen leichter vermitteln als auf dem Land«, erklärt Grüning. Fünf ihrer Jungtiere warten jedoch bereits seit Juni auf einen Platz.

Was sich hinter den Mietskasernen in der Feldmochinger Straße gegenüber dem Schulzentrum an der Gerastraße verbirgt, dürfte bei so manchem für Erstaunen sorgen: Inmitten der kahlen Häuserfronten befindet sich, umgeben von einem idyllischen Garten, ein kleines Katzenparadies. »Ich wusste selbst lange nichts davon, obwohl ich nur wenige Häuser weiter wohne«, sagt Heidemarie Bindl. Zu Grüning geführt habe sie eine Freigängerkatze. »Sie besuchte mich regelmäßig in meinem Hof und hat sich richtig an mich rangeschmissen«, sagt Bindl und lacht.

Seit rund 15 Jahren kommt sie nun fast täglich in die Katzenstation, um Grüning ehrenamtlich bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Zu tun ist dort so einiges. »Der Reinigungsaufwand ist natürlich hoch, wenn man so viele Katzen bei sich hat«, sagt Grüning. Einige ihrer Schützlinge muss sie vor der Vermittlung erst gesund pflegen. Katzenschnupfen und Darmkrankheiten seien relativ häufig, erklärt sie: »Man braucht hier fast die Kenntnisse eines Tierarztes.« Um Ansteckungen vorzubeugen, hält sie die einzelnen Würfe in getrennten Zimmern: »Das Bad ist bei mir der einzige katzenfreie Raum.«

Die Tiere kommen nahezu alle aus dem ländlichen Raum, unter anderem aus dem Bayerischen Wald, Brandenburg und Thüringen. Auf dem Land herrsche ein anderer Umgang mit Katzen, berichtet Grüning: »Viele Leute wollen sich das Geld für die Kastration sparen. Die Folge ist, dass sich die Tiere unglaublich vermehren.« In Thüringen sei es sogar teilweise noch üblich, unerwünschte Katzenjunge zu töten.

Sind die Tiere erst einmal in der Feldmochinger Straße angekommen und unter Grünings Obhut, erwartet sie indes ein besseres Leben. Die Plätze wählt die Tierschützerin sorgsam aus. An Berufstätige etwa werden die Katzen nur paarweise abgegeben. Es sei nämlich ein Gerücht, dass Katzen Einzelgänger seien, erklärt Grüning: »Sie jagen zwar allein, aber sie leben in Gruppen.«

Spezialisiert hat sie sich außerdem auf die Vermittlung älterer Katzen. Diese seien in der Haltung meist wesentlich unkomplizierter als Jungtiere: »Man kennt ihr Wesen und kann viel besser im Vorfeld beurteilen, ob sie in die jeweilige Familie passen. Bei einem Katzenbaby weiß man dagegen nie so genau, was man bekommt.« Auch für Senioren sei es oft sinnvoller, sich anstelle eines kleinen Kätzchens eine ältere Katze ins Haus zu holen. Die Lebenserwartung der Tiere liege nämlich bei über 15 Jahren: »Wenn der Besitzer in ein Altenheim geht, verliert die Katze ihr Zuhause. Darunter leiden Katzen fürchterlich.«

Die Plätze, an die Grüning ihre Katzen vermittelt, werden übrigens nach der Vergabe vom Verein kontrolliert. Zunächst einmal verlasse sie sich zwar auf ihr Bauchgefühl: »Aber danach will ich natürlich schon wissen, ob alles in Ordnung ist.« Für die Platzkontrolle werden dringend noch ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht. Benötigt werden außerdem zusätzliche Pflegestellen. Die Kapazitäten der Katzenstation seien laufend ausgeschöpft, sagt Grüning. Die Vermittlung der Tiere sei inzwischen nicht mehr so einfach wie früher. Zurückzuführen sei dies unter anderem darauf, dass es immer mehr Tierschutzorganisationen gebe, die Tiere aus dem Ausland holen. »Das ist gut und richtig«, betont Grüning. Allerdings wirke sich dies auf ihre Arbeit aus.

Wer eine Katze bei sich aufnehmen oder die Katzenstation unterstützen möchte, kann sich telefonisch unter 0 89/14 29 03 bei der Einrichtung melden. Weitere Infos sind im Web unter www.tiereinnotonline.de/tierherbergen zu finden. Julia Stark

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Artikel vom 28.10.2014
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