Das Fronleichnamsfest am Donnerstag, 11. Juni, steht im Zeichen der geistlichen Neuorientierung im Erzbistum München und Freising. Unter dem Leitwort »Jesus Christus schenkt Glaube und Zukunft« feiert Erzbischof Reinhard Marx um 8 Uhr auf dem Münchner Marienplatz den Festgottesdienst und wird in der anschließenden Prozession (Beginn etwa 9.15 Uhr) die Monstranz mit dem Allerheiligsten durch die Straßen der Innenstadt tragen.
Wegen der Renovierungsmaßnahmen am Dom führt die Prozession heuer nicht zum Dom, sondern schließt am Marienplatz ab. Am Gottesdienst und an der Prozession werden traditionell mehrere tausend Gläubige teilnehmen.
Die Präsenz der in München lebenden Katholiken aus allen Kontinenten kommt bei der Gabenprozession in der Eucharistiefeier symbolisch zum Ausdruck. Mexikaner, Portugiesen, Brasilianer, Tschechen und Slowenen bringen Erzeugnisse ihrer Heimatländer, Früchte, Kaffee, Brot und Wein zum Altar. Auf dem drei Kilometer langen Prozessionsweg zeigt sich an der Teilnahme von Pfarreien, kirchlichen Gruppen und Vereinen die ganze Vielfalt kirchlichen Lebens. Angeführt wird die Prozession vom großen Jugendkreuz, das von Jugendlichen der Pfarrei Heilig Kreuz im Stadtteil Giesing getragen wird. Viele Münchner Stadtpfarreien nehmen mit Gläubigen aller Generationen, mit Ministranten, Familien mit Kindern und Vertretern der pfarrlichen Gruppen mit ihren Bannern und Fahnen, teil. Traditionell werden auch zahlreiche Abordnungen von Vereinen, Handwerksinnungen, Trachtlern, Studentenverbindungen und Landsmannschaften mit Fahnen und Standarten teilnehmen, ebenso Ordensmänner und Ordensfrauen, Repräsentanten der Universitäten und viele andere.
Ministerpräsident Horst Seehofer geht an der Spitze von Vertretern des Freistaats, Bürgermeister Hep Monatzeder an der Spitze von Münchner Stadträten in der Prozession mit.
Der Prozessionsweg wurde in diesem Jahr wegen Renovierungsmaßnahmen in der Innenstadt wie auch am Dom geringfügig verändert. Er führt vom Marienplatz unter dem Alten Rathaus in die Sparkassen- und Pfisterstraße, durch den Hofgraben zur Maximilianstraße und über die Residenzstraße zur Ludwigskirche, wo ein Segensaltar aufgebaut ist. Die Prozession zieht von dort über die Ludwig-, Theatiner- und Weinstraße zurück zum Marienplatz. Dort wird der eucharistische Segen gespendet. Ein festlicher Ausklang mit Musik und Darbietung beschließt auf dem Marienplatz das Fronleichnamsfest. Es treten Dudelsackpfeifer der englischsprachigen Mission, die Flamencogruppe der spanischsprachigen Mission und die ungarische Tanzgruppe auf.
Bei Regenwetter finden der Gottesdienst und die Prozession im Liebfrauendom statt. Die Entscheidung darüber treffen die Verantwortlichen unter der Leitung von Dompfarrer Wolfgang Huber um 7 Uhr und benachrichtigen gegebenenfalls die Rundfunkanstalten.
Das Fronleichnamsfest war 1246 in Lüttich im heutigen Belgien zum ersten Mal gefeiert worden. Das der Verehrung des Leibes und Blutes Christi gewidmete Hochfest verbindet Glaubensfreude und Lebensbejahung miteinander. Das Fest geht auf die Vision der Augustinernonne und Mystikerin Juliana von Lüttich zurück, die mit ihren Mitschwestern Leprakranke betreute. Papst Urban IV., der als Archidiakon von Lüttich Juliana und ihre Vision persönlich kennen gelernt hatte, führte das Fest 1264 für die ganze Kirche am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag ein. Das Fest verbreitete sich im 14. Jahrhundert schnell in ganz Europa und fand auch in Bayern großen Anklang. Im heutigen Bayern wurde Fronleichnam 1298 erstmals im Bistum Würzburg gefeiert. Aus einer Urkunde des ehemaligen Heilig-Geist-Spitals in München geht hervor, dass dort bereits 1318 der Fronleichnamstag begangen wurde. In der Haupt- und Residenzstadt München folgten der Kurfürst und später der König mit dem ganzen Hofstaat der Prozession.
Bis zum heutigen Tag geht in München eine Abordnung der 1426 gegründeten Isidor- und Notburgabruderschaft mit.