Mit Professor Rudolf Ortner hatte das Münchner Stadtbauamt 1958 einen bekannten Experten auf dem Gebiet der Sportstättenplanung für den vom Stadtrat beschlossenen Ausbau des Sechzger-Stadions verpflichtet.
Jubiläums-Serie: 100 Jahre »Sechzger-Stadion«
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Der 1912 in Nürnberg geborene Architekt hatte von 1932 bis 1933 in den letzten Jahren des Bauhauses unter Mies van der Rohe, Josef Albers und Wassily Kandinsky in Berlin studiert und 1936 an den Vereinigten Kunstlehranstalten Weimar unter Paul Schultze-Naumburg seinen Abschluss als Diplom-Architekt gemacht.
Nach dem Krieg lehrte Ortner selbst an Hochschulen in Weimar (1946 1948 Hochschule für Baukunst) und Gotha (1948 1951 Direktor der staatlichen Ingenieur-Schule). Danach war er nach Urfeld am Walchensee gezogen, wo er sein Standardwerk über den Bau von Sportanlagen mit dem Titel Sportbauten verfasste. Von 1958 bis 1968 leitete er die Beratungsstelle für Turn- und Sportstättenbau des Freistaates Bayern in der Sportschule Grünwald. Daneben übernahm Ortner Lehraufträge für Sportarchitektur an der Technischen Universität München und an den Hochschulen in Erlangen und Augsburg.
Bei Aufträgen für Kunst am Bau war der Bildhauer Joachim Berthold (1917 1990) ein bevorzugter Partner von Rudolf Ortner. Berthold gestaltete beim Neubau der Ostkurve des Sechzger Stadions 1959 in der Betonfassade das Kunstwerk Sportfries, das, wie fast alle Werke Bertholds, die Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur zeigt.
Rudolf Ortner beendete 1977 im Alter von 65 Jahren seine Tätigkeit als freiberuflicher Architekt und widmete sich bis zu seinem Tod im Jahr 1997 der Malerei und Fotographie, wobei der Einfluss des Bauhauses und die Auseinandersetzung mit der Architektur sein künstlerisches Schaffen kennzeichneten.
von Roman Beer
(Autor des Buchs Kultstätte an der Grünwalder Straße)