Barrierefreiheit nur gegen Geld – Aussage der DB sorgt für Empörung

Perlach · Bahnhof Perlach auf dem Wartegleis

Der Bahnhof wird viel genutzt – für viele Menschen ist er aber nur schwer zugänglich.  Foto: aha

Der Bahnhof wird viel genutzt – für viele Menschen ist er aber nur schwer zugänglich. Foto: aha

Perlach · Empörung rief eine Aussage der DB Station & Service AG hervor, die dem Bezirksausschuss (BA) 16 Ramersdorf-Perlach über das Direktorium der Landeshauptstadt zugegangen ist.

Auf dem Wartegleis: S-Bahnhof Perlach

Auf Antrag der CSU-Fraktion hatte der BA 16 einen neuen Zugang zum S-Bahnhof Perlach gefordert, der als Rampe zum Nordende der Fußgängerunterführung führt. Sie würde Personen mit Gehbehinderung oder Gepäck und Müttern oder Vätern mit Kinderwagen den Weg zum Bahnsteig erleichtern.

Die Treppe zum Bahnsteig müssten sie weiterhin ohne bauliche Hilfe bewältigen. In der Antwort auf diesen Antrag heißt es jetzt, die DB Station & Service AG sei nicht mehr Eigentümer der im Antrag angesprochenen Fläche zwischen der Unterbiberger Straße und dem Stephensonplatz. »Um – wie vom Bezirksausschuss angeregt – eine Rampenanlage bzw. einen Bahnsteigzugang zu errichten, müsste die DB Station & Service AG die Fläche bzw. Teile davon zurückkaufen oder mieten.

Dies käme jedoch nur in Betracht, wenn der DB Station & Service AG die hierfür anfallenden Kosten ausgeglichen werden.« »Das ist der Gipfel der Unverschämtheit«, empörte sich Andrea del Bondio (SPD). »Der BA beantragt seit Jahren eine Rampe.

Die Deutsche Bahn hat aber das Gelände für die Zugänge verkauft, damit Geld verdient und jetzt soll der Bürger Geld bezahlen, um eine Rampe zu kriegen«, schimpfte sie. Das Gremium nickte eifrig, lässt aber erst einmal den Unterausschuss Verkehr und öffentliche Ordnung prüfen.

Heißt das also, mit Grundstück käme die Barrierefreiheit? »Der barrierefreie Umbau des Bahnhofs Perlach war bis zu einem gewissen Zeitpunkt einmal geplant, wurde aber zu Gunsten des Umbaus von Neuperlach Süd bis auf weiteres zurück gestellt«, erklärt Jürgen Lindemann von der DB Station & Service AG. Er ist sich sicher: »Verbaut ist für Perlach noch gar nichts.

Machbarkeitsstudien für Aufzüge an den Zugängen zum Bahnsteig in Perlach sind gemacht, die müssten gegebenenfalls überprüft werden. Dann erfordert es einen Auftrag und natürlich Geld für Grundstückskauf oder -miete und den Umbau, der nicht billig wird«, erklärt Lindemann weiter. Man wisse eben nicht, wann das 102-Millionen Euro-Programm des Freistaats Bayern »Barrierefreier Ausbau der Münchner S-Bahnstationen« ausgeschöpft ist.

Also auch nicht, welche Bahnhöfe davon noch profitieren können. Bis 2011 ist Perlach jedenfalls nicht vorgesehen. Auf die mehrfache Nachfrage, was an der Vermutung eines Mitarbeiters dran ist, Perlach müsste seiner Erfahrung nach in den nächsten zehn Jahren barrierefrei ausgebaut werden, reagierte die Öffentlichkeitsstelle der DB nicht.

Die vom BA angefragte Lösung oder die Reaktivierung des Gleises am Bahnhofsgebäude als Standardhalt hält Lindemann für problematisch. Die Baumaßnahmen wären aufwendig und teuer, der Bahnsteig müsste erhöht und verlängert werden, die Grundstücke seien nicht im Besitz der Bahn, was aufgrund der Bahnreform vom 1. Januar 1994 völlig normal sei. Aktuell ist die DB Station & Service AG nur noch Mieterin einer kleinen Teilfläche (Fahrradständer mit zirka 50 Quadratmeter). Bis auf weiteres bleibt Perlach also auf dem Wartegleis liegen. aha

Artikel vom 16.06.2010
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