Innere Mission München startet nun Männeroffensive

München · Fast nur weibliche Erzieher

München · Die Innere Mission München will künftig mehr Männer für die von Frauen dominierten Erzieher- und Pflegeberufe gewinnen. „Es ist an der Zeit, eine Männeroffensive zu starten“, sagt Günther Bauer, Vorstand der Inneren Mission. „Insbesondere in den Bereichen Kindertagesstätten, Kinder- und Jugendhilfe und Hilfe im Alter müssen wir mehr männliche Mitarbeiter ins Boot holen.“

Gerade für Jungen – aber auch für Mädchen – sei es wichtig, positive männliche Vorbilder für die Entwicklung ihrer Identität zu haben: „Denn vielen Kindern fehlen bis zum elften Lebensjahr männliche Bezugspersonen“, sagt Günther Bauer. So wüchsen ungefähr ein Fünftel der Kinder nur bei einem Elternteil auf, in 90 Prozent der Fälle sei das die Mutter. Und insbesondere in den Kinderkrippen, Kindergärten und Grundschulen würden die pädagogischen und schulischen Konzepte fast ausschließlich von Frauen umgesetzt.

Das spiegelt sich auch in den Einrichtungen der Inneren Mission wider: Im Bereich Jugendhilfe sind knapp 20 Prozent der Mitarbeiter männlich. In den Kindertagesstätten ist die Männerquote mit etwa sechs Prozent noch geringer.

Koordinator der Männeroffensive ist Achim Weiss, Gesamtleiter der Evangelischen Kinder- und Jugendhilfe Feldkirchen. „Im Erzieherberuf kann man sich wirklich persönlich verwirklichen“, findet er. Wo könne man sonst seine persönlichen Interessen mit der Arbeit verbinden? Und: „Der Schichtdienst bietet flexible Arbeitszeiten, das ist für Familienväter ein Pluspunkt.“ Die Bezahlung in sozialen Berufen sei so schlecht, hört Achim Weiss oft – und antwortet dann: Ein Sozialpädagoge verdiene mit rund 3.000 Euro brutto ein Durchschnittsgehalt für qualifizierte Berufe. „Und das lässt sich durch Weiterbildungen steigern.“

Um mehr männliche Mitarbeiter zu gewinnen, möchte Achim Weiss zweigleisig vorgehen: Zum einen sollen die künftigen Erzieher direkt angesprochen werden – zum Beispiel durch Plakat-Aktionen, Besuche in Schulen und einen „Boys Day“. Außerdem plant er, das Thema in Fachgremien zu tragen, zum Beispiel in den Berufsverband der Sozialpädagogen: „Dort muss sich das Bewusstsein formen, dass der soziale Bereich mehr männliche Mitarbeiter braucht.“

Artikel vom 14.04.2010
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