Münchens Kultserien: Besichtigungstour zu TV-Drehorten

München · Pumuckl auf der Spur

Sebastian Kuboth zeigt das Ladengeschäft direkt an der U-Bahnstation Lehel, das im wirklichen Leben ein Café beherbergt. Dort eröffnet „Tscharlie“ in den „Münchner Geschichten“ ein Bekleidungsgeschäft: Es heißt „Tscharlies Tschiens“. Foto: ko

Sebastian Kuboth zeigt das Ladengeschäft direkt an der U-Bahnstation Lehel, das im wirklichen Leben ein Café beherbergt. Dort eröffnet „Tscharlie“ in den „Münchner Geschichten“ ein Bekleidungsgeschäft: Es heißt „Tscharlies Tschiens“. Foto: ko

München · Gäbe es die Werkstatt von Meister Eder und seinem Pumuckl noch, wäre sie ein Besuchermagnet, beliebt bei Jung und Alt. Davon ist Sebastian Kuboth, der in München Besichtigungstouren zu TV-Drehorten veranstaltet, überzeugt. Den Hinterhof im Lehel, in dem einst Gustl Bayrhammer als Meister Eder und Hans Clarin als Stimme des Zeichentrick-Koboldes agierten, zeigt Kuboth Interessierten gerne.

Schon zu Drehzeiten der Pumuckl-Folgen seit Ende der 1970er-Jahre sei die Werkstatt von Schimmel befallen und total heruntergekommen gewesen, erzählt Kuboth. „Dort zu spielen, muss eine Zumutung für die Schauspieler gewesen sein.“ Direkt nachdem die letzte Klappe zur Serie gefallen war, kam die Abrissbirne, der das marode Gebäude zum Opfer fiel. Sebastian Kuboth garniert seine TV-Touren nicht nur mit Anekdoten aus der Filmbranche, sondern auch mit eigenen. So ist es bei der Suche nach weiteren Pumuckl-Drehorten, die er zu Fuß im Lehel unternommen hat, zu einer lustigen Begegnung gekommen: Mit einem Pumuckl-Szenenbild, zirka 20 Jahre alt, das ein Fenster mit einem Käfig und einem Wellensittich darin zeigt, wollte Kuboth an mehr Informationen zur Serie kommen. Er hat auf den Straßen im Lehel Anwohner befragt. Kennen gelernt hat er dabei zufällig die Besitzerin des Wellensittichs, der schon lange das Zeitliche gesegnet hatte. Die Anwohnerin war ganz außer sich vor Freude, als sie auf Kuboths Foto ihren „Bazi“ wiederentdeckte.

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Die „Pumuckl“-Filme könnten laut dem Drehortführer im Grunde in jeder beliebigen Großstadt spielen. „Gustl Bayrhammer hat nie Lederhosen an und geht nie ins Hofbräuhaus.“ Die „Münchner Geschichten“, ebenfalls im Lehel gedreht, nicht. Die Episoden ereignen sich im kleinbürgerlichen Münchner Milieu. Oma Anna Häusler (Therese Giehse) und ihr Enkel Karl alias Tscharlie (Günther Maria Halmer) versuchen sich der Veränderung zum modernen Leben anzupassen. Tscharlie, indem er den neuen Lebensstil zu kopieren versucht und durch geschickte Spekulation und flotte Ideen zu finanziellem Erfolg gelangen will, immer auf der Suche nach der „Riesensach“. Sebastian Kuboth zeigt auf seiner Tour die Filmwohnung von Oma und Enkel Häusler an der Tattenbachstraße. Nebenbei erwähnt er, dass dort auch die Szenen, die vor der Pumuckl-Werkstatt spielen, gedreht worden seien, da dort das Flair besser gepasst habe. „Jedes Mal, wenn jemand die Werkstatt vom Meister Eder betritt oder verlässt, gibt es im Film einen Schnitt.“

Kuboth, der 25 Jahre alte Wahlmünchner zeigt nicht nur Drehorte im Lehel. Münchenweit kann man bei der Lehel/Haidhausen-, der Schwabing- und der Innenstadt-Tour etwas über Inhalte der Serien und Filme erfahren. Zu seinem Repertoire an Filmen gehören „Die Lümmel von der ersten Bank“, „Zur Sache, Schätzchen“, „Wer früher stirbt, ist länger tot“ und „Der Schulmädchen-Report“. TV-Serien aus Kuboths Angebot sind „Monaco Franze“, „München 7“, „Die Hausmeisterin“, „Münchner Geschichten“, „Löwengrube“, „Der Bastian“, „Der ganz normale Wahnsinn“ und „Die glückliche Familie“. Die am meisten angefragteste Route ist die „Monaco-Franze-Tour“, danach folgen der „Pumuckl“ und „Die Hausmeisterin“.

„Ich bin mit Pumuckl und der Spider Murphy Gang aufgewachsen“, sagt der Drehortführer. Das Faible für seine ganz privaten „Münchner Geschichten“ hat er von seinem Vater geerbt, der als Polizist zwei Jahre in München gearbeitet hat. Seit er 15 Jahre alt ist, beschäftigt sich der fränkische Wahlmünchner intensiv mit der bayerischen Landeshauptstadt und ihren Filmen. Sein Wissen hat er aus dem Internet, aus Biografien und Sachbüchern und viele Informationen aus erster Hand von Schauspielern und Regisseuren. Außerdem sieht sich Kuboth alle Filme und Serien genau an, um dann im entsprechenden Stadtteil auf Drehortsuche zu gehen.

Der gelernte Einzelhandelskaufmann bietet seine Führungen seit Januar an, und zwar am liebsten Gruppen mit nicht mehr als zehn Personen. „Mehr Leute zu führen ist mir fast ein bisschen zu anonym.“ Denn mit weniger Menschen komme man leichter ins Gespräch, man könne sich dann mit ihnen auf Gespräche rund um „TV plus Stadt plus Geschichte“ einlassen. Und das tun einige der Münchner, aber auch viele Touristen inzwischen gerne: Zwischen drei und sieben Touren pro Woche werden momentan bei Kuboth gebucht. Um nationenübergreifend Interesse zu wecken, hat der findige TV-Spezialist etwas Neues in petto: „Derrick“, die erfolgreichste Krimiserie im deutschsprachigen Fernsehen und in vielen Ländern weltweit ausgestrahlt. „Allerdings muss ich mich damit erst noch genauer auseinandersetzen.“ Informationen zu den Besichtigungen gibt es im Internet unter www.drehorte-muenchen.de. Von Kirsten Ossoinig

Artikel vom 27.08.2009
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