Kein barrierefreier Umbau – Negatives Kosten-Nutzenverhältnis

Perlach · Bahnhof Perlach: »Ein Trauerspiel«

Perlach · Wann werden die Bahnhöfe Riem und Perlach endlich barrierefrei ausgebaut? Diese Frage stellen sich Behinderte, Eltern mit Kinderwagen und Reisende mit Gepäck jeden Tag auf’s Neue, wenn sie in Riem oder Perlach die S-Bahn nutzen möchten.

Auf dem Wartegleis: S-Bahnhof Perlach

Die Antwort des Bayerischen FDP-Wirtschaftsministers Martin Zeil, der auch für Infrastruktur und Verkehr zuständig ist, verheißt nichts Gutes: Er stellt den Umbau beider Bahnhöfe auf unbestimmte Zeit zurück. Der Landtagsabgeordnete Markus Blume (CSU) ist darüber verärgert, er verurteilt das jahrelange Hin- und Her aus Zusagen und Absagen am Bahnhof Perlach: »Das Maß ist voll, über ein Jahrzehnt reicht die Geschichte eines kollektiven Versagens aller Beteiligten nun zurück. Beinahe jährlich wurden die Fahrgäste hier erneut vertröstet. Die Bahnhöfe Riem und Perlach dürfen nicht länger Verschiebebahnhöfe sein, sie müssen stattdessen endlich barrierefrei ausgebaut werden.«

Seine Verärgerung bringt der Abgeordnete auch in einem Schreiben an Wirtschaftsminister Zeil zum Ausdruck, in dem er den Minister zur nochmaligen Befassung mit dem Umbau der beiden Bahnhöfen auffordert.

Über zehn Jahre reicht alleine im Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach der Schriftverkehr zum Bahnhof Perlach zurück. Ein Jahrzehnt, in dem Bürger immer wieder einen behindertengerechten, barrierefreien Ausbau gefordert hatten und dabei häufig selbst Vorschläge gemacht haben, wie der Bahnhof umgebaut werden könnte. Hoffnung gab es 2001, als zwischen dem Freistaat Bayern und der DB Station&Service AG ein Rahmenvertrag über den barrierefreien Ausbau von S-Bahnstationen im MVV-Gebiet geschlossen wurde. 2005 hätte der Bahnhof schon einmal fertig umgebaut sein sollen, später wurde der Umbau zu Gunsten von Neuperlach Süd verschoben und fiel schließlich ganz aus dem Programm zum barrierefreien Ausbau.

Ähnlich verhält es sich mit dem barrierefreien Ausbau des Bahnhofs Riem, dem durch seine räumliche Nähe zur Messestadt besondere Bedeutung zukommt. Auch hier wurden durch den Bezirksausschuss Trudering-Riem Forderungen gestellt und Vorschläge eingereicht. In einem nun vorliegenden Antwortschreiben heißt es, der Umbau des Bahnhofs Perlach lohne sich wegen eines negativen Kosten-/Nutzenverhältnisses nicht, und der Bahnhof Riem müsse wegen der Planungen zum Ausbau der Strecke Ostbahnhof – Markt Schwaben in Zusammenhang mit dem Projekt Erdinger Ringschluss auf unbestimmte Zeit zurückgestellt werden.

In einem neuerlichen Brief an Wirtschaftsminister Martin Zeil beklagt Blume, dass wesentliche Aspekte in der Beurteilung unberücksichtigt geblieben seien. Das aktuell gültige Verkehrskonzept, das der Münchner Stadtrat im Februar 2006 beschloss, sehe einen barrierefreien Ausbau des Haltepunkts vor. Dagegen tauche das Projekt in einer Präsentation der DB Station&Service AG im Mai 2008 überhaupt nicht mehr auf, allerdings ohne dass darüber vor Ort informiert worden wäre. Das städtische Referat für Wirtschaft und Arbeit wiederum hielt im Juli 2008 noch an der Aussage fest, Perlach befände sich auf Platz 10 der Nachrückerliste. Zwei Monate später ruderte das Referat jedoch wieder zurück und teilte mit, es ließe sich derzeit kein belastbarer Realisierungszeit-raum nennen.

Für Blume sind die Vorgänge in Perlach in Summe ein Skandal. Das negative Kosten-/Nutzenverhältnis, das gegen einen Umbau des Bahnhofs Perlach ins Feld geführt wird, überrascht Blume indes nicht. Er kritisiert, der Bahnhof könne sein potenzielles Einzugsgebiet nur unzureichend abschöpfen, da er nur einen Ausgang aufweise und so beispielsweise ein nah gelegenes Gewerbegebiet überhaupt nicht anbinde.

Für ihn steht fest, dass das Kosten-Nutzenverhältnis bei einer mit einem Umbau einhergehenden Attraktivitätssteigerung ganz anders ausfiele.

tk

Artikel vom 11.03.2009
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